
Ein Maitanz und eine Kirche brachten ein Paar zusammen

Sieglinde und Ulrich Sprösser mussten anfangs um ihre Liebe kämpfen. Jetzt konnten sie Eiserne Hochzeit feiern.
Eine gute Tat stand am Anfang der Liebesgeschichte von Sieglinde und Ulrich Sprösser, die sich seit 69 Jahren lieben und nun im Kreise ihrer Familie und ihrer Nachbarn das seltene Eiserne Ehejubiläum feiern konnten.
Beim Maitanz im Waldcafé in Horgau lernten sich die beiden Augsburger 1950 kennen. Ulrich Sprösser erinnert sich: „Damals durften junge Mädchen noch nicht alleine ausgehen und ich musste meine Schwester begleiten. Mir fiel sofort ein sehr hübsches junges Mädchen auf, das sich mit einem sehr ungelenken Tanzpartner quälte. Ich forderte sie auf“, sagt er und lächelt bei der Erinnerung. Und seine Frau fügt schwärmerisch hinzu, „Ich dachte, der kann ja wunderbar tanzen.“ Beide waren ja in Begleitung, aber Ulrich fand heraus, dass seine Tanzpartnerin zur Pfarrei von St. Anton gehörte. Dort wartete er auf die sichtlich verlegene Sieglinde und hatte auch eine Ausrede für sein Erscheinen parat: „Ich wollte schon immer mal die Kirche sehen“, behauptete er. Aber Ziel erreicht, die beiden „gingen miteinander“ wie es damals hieß. Das war ihren Eltern gar nicht so recht, denn Ulrich war Textilfachmann, zwar mit guten Aussichten, aber sie sollte einen Beamten heiraten.
Seit 1970 leben die Sprössers in Bobingen
Aber das junge Paar hielt fest zueinander und heiratete am 21. August 1954 in der Kirche – man ahnt es – St. Anton. Ein Sohn und eine Tochter vergrößerten die Familie, die zunächst in Göggingen lebte. 1970 zogen sie nach Bobingen in die Vogelsiedlung, wo sie ihr Haus nach ihren Vorstellungen gestalteten und sich seither dort sehr wohlfühlen. Außerdem engagierten sie sich in ihrer neuen Umgebung: Ulrich Sprösser war 20 Jahre lang Vorsitzender der Siedlergemeinschaft und ist auch heute noch als Ehrenvorsitzender aktiv.
In dieser Zeit wagte das Ehepaar auch den Sprung in die Selbstständigkeit in der Textilbranche: Ulrich war unterwegs, Sieglinde unterstützte ihn im Büro, später stiegen noch Tochter und Sohn ins das Familienunternehmen ein. Inzwischen aber genießen die beiden ihren Ruhestand, freuen sich über zwei Enkelinnen und zwei Urenkelinnen. Große Freude bereitet ihnen auch ihr wunderschöner Garten, den der 89-jährige Ulrich noch immer alleine pflegt. Der sportliche Senior spielt außerdem Golf und macht regelmäßig Yoga.
Eine gute Ehe braucht einen Über- und einen Untergeordneten
Wenn die beiden aus ihrem langen, gemeinsamen Leben erzählen, wird oft gelacht und man spürt ihre enge Verbundenheit und den Stolz, schwierige Situationen gemeinsam gemeistert zu haben. Und auch wenn Ulrich augenzwinkernd meint, dass es in einer guten Ehe einen „Übergeordneten und einen Untergeordneten“ geben müsse, erwecken sie doch den Eindruck, dass eher das „Ziehen an einem Strang“ das Erfolgsrezept ihrer langen Ehe ist. Oder ist es, wie Sieglinde meint, dass Gegensätzliches sich anzieht?
Für ihre Zukunft wünschen sich beide Gesundheit und noch eine lange, gute Zeit miteinander. Und bei so einem hohen Ehejubiläum fehlt es auch nicht an zahlreichen Gratulanten: Dazu gehören nicht nur der Bundespräsident, der Bayerische Ministerpräsident und der Landrat. Zweiter Bürgermeister Klaus Förster kam vorbei um die Glückwünsche der Stadt zu überbringen, außerdem die Nachbarn um mit dem Jubelpaar anzustoßen. Gefeiert wird im Kreise der Familie und mit einem Gottesdienst am 7. September in St. Felizitas.
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