Humor in Augsburgs Kitzbühel
Der Niederbayer Django Asül schoss bei seinem aktuellen Soloprogramm „Letzte Patrone“ reichlich Munition ab
Bereits zu Beginn kam das Publikum im voll besetzten Saal des Gemeindezentrums St. Johannes aus dem Lachen kaum mehr heraus. Der niederbayerische Kabarettist Django Asül hatte seine Hausaufgaben gut gemacht. Er wusste, so wie auch schon 2010, als er das wacklige Dach der zentralen Bushaltestelle durch den Kakao zog, viel Lokalpolitisches. Und so sprach er die wunden Punkte der Stadt an, wie das fehlende Zentrum, die geringe Aufenthaltsqualität in der Mitte und den seit Langem gewünschten Veranstaltungsraum. Seinen zweiten Besuch und Auftritt in Königsbrunn habe er ja vor allem darum angenommen, da er dringend den bald ablaufenden Gutschein für die „Altstadtführung“ habe einlösen wollen, den er vor acht Jahren erhalten habe. Er sei beeindruckt gewesen, habe dabei innere emotionale Glücksmomente erfahren, die zugegeben mit 70 Sekunden zeitlich begrenzt ausgefallen seien. Aber dafür habe er ja noch die Spuren der Römer und den größten Globus besichtigt und überhaupt habe Königsbrunn ja auch so etwas Mondänes. Königsbrunn sei, so vermutete der Niederbayer mit türkischem Migrationshintergrund, für Augsburg wie für die Münchner Kitzbühel. Die Zuschauer johlten, anwesende Stadträte wie Peter Henkel und Wolfgang Peitzsch lachten herzhaft mit, als Asül dann noch an die sichtbare Stützkonstruktion in St. Johannes anspielend überlegte: „Ja, hier erinnert mich doch Vieles an die Elbphilharmonie, sicher haben die Architekten sich hier in Königsbrunn ihre Anregungen für Hamburg geholt.“ In seinem zweistündigen Programm schoss der seit 2011 deutsche Staatsbürger einiges an Munition über Bildung und Politik und Völkerverständigung ab, aber auch Fußball kommt in seinem sechsten Soloprogramm vor. Er philosophiert über eine aus der Zeitung übermittelte Erkenntnis, „das deutsche Volk wird im Schnitt jedes Jahr einige Tage älter“, was bei ihm Nachdenken und Hektik auslöste, denn ihm, stets ein Jahr älter werdend, bleibe somit offensichtlich weniger Zeit. Den Ökonom erkennt er als „jemand, der Anderen bei der Arbeit zuschaut und darüber Bücher schreibt“ und Demut, „wenn man seinem Gegenüber erfolgreich das Gefühl vermittelt, die eigene Erhabenheit über ihn überwunden zu haben.“ Den 300 Zuhörern übermittelt er mit großartig unterlegter Mimik die Lebenserfahrung und Weisheit des Freundes seines Vaters, seiner siebengescheiten Nichte und vor allem vom Hengersberger Stammtisch. Da gibt es den aus Schlesien eingewanderten Hans, der sein Weltbild mit den Flüchtlingen ganz pragmatisch so abhandelt: „Ich hab gar nix gegen Flüchtlinge, ich hab auch nix gegen ein Schnitzel, aber nach dem fünften ist’s halt doch zum Speib’m.“ Wunderbar auch, wie er über die allwöchentlichen Besuche des türkischen Freunds seines Vaters das immer schon diffizile aber derzeit durchaus kompliziert problematische türkisch-europäische Verhältnis zum Publikum trägt. Leidenschaftlich und deutlich aber ist der mitten hinein treffende Asül wie beim Nockherberg 2007 damals, wenn er den Syrien-Krieg und ebenso Europapolitik paraphrasiert: „Wäre Europa ein Mensch, könnte man es als Rindviech Aszendent Volldepp bezeichnen.“ In der Pause und danach stellt sich der Künstler mitten in die Zuschauer. Nach Hause gehen diese sehr zufrieden und bauen darauf, dass es doch nicht die letzte Patrone war, die Asül abschoss. Richtig begeistert äußert sich Daniel Link: „Super überzeugend der Typ. Und das ist genau der trockene Humor, den ich auch so schätze.“
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