Was bleibt, sind nicht die Noten
Für Kinder und Jugendliche geht auch im Landkreis Augsburg ein Schuljahr zu Ende. Ein Anlass, Erinnerungen aus der eigenen Unterrichtszeit hervorzukramen. Und dabei kommt so manche Überraschung zutage.
Heute endet wieder ein Schuljahr. Schülern, Eltern und Lehrern ist es noch lebhaft in Erinnerung. Aber was bleibt nach vielen Jahren? Sind es die Noten? Die Probleme, die Prüfungen? Offenbar sind es noch ein paar andere Dinge, wie uns erzählt wurde.
- Dekan Thomas Rauch, Stadtpfarrer von Bobingen, beispielsweise, erinnert sich an eine „sehr lange und zugleich prägende Zeit“. „Gerade bei den Lehrern gab es ganz unterschiedliche Persönlichkeiten: zum Teil Originale, aber auch eher blasse Charaktere, und einige, die mich positiv geprägt haben“, erzählt er. „Die Begeisterung für Geschichte und Philosophie wurde bei mir nicht zuletzt von diesen positiven Lehrerpersönlichkeiten geweckt oder noch gestärkt.“ Natürlich denke er auch an Gemeinschaftserlebnisse mit den Mitschülern. „So weckte die Schulzeit bei mir die Leidenschaft für das Schafkopfspielen.“
- Beim Rückblick auf die Schulzeit kommen Königsbrunns Bürgermeister Franz Feigl sofort die Proben und Auftritte mit dem Schulorchester und den Musikgruppen am Gymnasium in den Sinn. „Das waren für mich echte Highlights“, schwärmt er. Diese Klangerlebnisse seien ihm mit viel Spannung, gutem Gefühl und guter Leistung in toller Gesellschaft mit Freunden in bester Erinnerung.
- In der Schulzeit von Cora Hemming-Haas, Quartiersmanagerin in der Bobinger Siedlung, waren Extemporalen, also unangesagte Tests, an der Tagesordnung. „Daher gingen die meisten Schüler, auch ich, immer mit dem Gefühl der Ungewissheit in den Unterricht. Das sind negative Erinnerungen, die hängen blieben.“ Schön sei dagegen nach dem Abitur die Schule in den USA gewesen. „Da waren die Schüler entspannter und hatten viel Freude an den zahlreichen Schulaktivitäten.“
- Idaund Horst Steckeler, ein pensioniertes Lehrerpaar aus Langenneufnach, greifen gleich auf eine Fülle von Erinnerungen zurück. „In der Klosterschule zeigte mir meine Banknachbarin heimlich einen kleinen Abrissblock“, berichtet Ida Steckeler. Unvermittelt sei die Lehrerin vor ihnen gestanden. „Sie verwies uns zur Oberin. Das war für mich die größte Strafe.“ Doch die Oberin erteilte nur eine sanfte Rüge. „Diese Situation habe ich jedoch bis heute als furchtbar in Erinnerung.“ Ihr Ehemann erzählt von einem abmontierten Türknopf. „Die Lehrerin pochte daher von außen gegen das Klassenzimmer. Wir verhielten uns dagegen mucksmäuschenstill.“ Als sie wegging, wurde der Knopf schnell wieder anmontiert. „Später fragten wir die Lehrerin ahnungslos, was denn passiert sei.“ Es zeigt sich auch hier: Was in Erinnerung bleibt, sind nicht die Noten.
- So hat auch der Schulleiter des Schwabmünchner Leonhard-Wagner-Gymnasiums, Alexander Pfaffendorf, eine amüsante Geschichte parat. „Ich war Schüler des St.-Bonaventura-Gymnasiums in Dillingen“, erzählt er. „An einem kalten Wintermorgen kam ich mit dem Zug recht knapp am Schulort an. Die erste Unterrichtsstunde war mir unangenehm, es drohte eine Extemporale und mein Vorbereitungsstand war nicht gerade vollkommen.“ Da beschloss er, die Zugverspätung zu seinen Gunsten auszunutzen und den Gang vom Bahnhof zur Schule zu entschleunigen. Dumm nur, dass seine mitfahrenden Schulfreunde rechtzeitig an der Schule ankamen. So landete er schließlich vor der Direktorin. Vor ihr entschuldigte er sich mit eher gestelzten Worten des am Tag zuvor durchgenommenen Mathematikers Carl Friedrich Gauß, der den rechten Weg nicht so schnell finden konnte. „Da wollen wir doch mal sehen, wie das in der Praxis aussieht“, meinte die Direktorin. Und so musste der Schüler Alexander den Weg zum Aufenthaltsraum finden mit der Vorgabe: einen Schritt vor und zwei Schritte zurück, um dann die Extemporale nachzuschreiben. „Gelernt habe ich daraus, dass man sich Problemen stellen muss und dass auch etwas weniger stromlinienförmig angelegte Kinder durch humorvolles Reagieren der Lehrer auf den richtigen Weg gebracht werden können.“
- DorisWiedemann: Für die Reisejournalistin und leidenschaftliche Motorradfahrerin aus Schwabmühlhausen ist eine Klassenfahrt nach Rom in bester Erinnerung. „Wir waren in der 11. Klasse und mein Deutsch- und Geschichtslehrer hat mir gezeigt, wie viel Leben in alten Ruinen stecken kann“, sagt sie. In weniger guter Erinnerung sind ihr die Zeugnisse geblieben. „Ich war keine sehr fleißige Schülerin“, gesteht sie. Daher musste sie im zweiten Halbjahr mehr als einmal einen gewaltigen Lernendspurt hinlegen und bis zuletzt um ihre Versetzung bangen. „Insofern habe ich manchmal den letzten Schultag auch deshalb herbeigesehnt, weil dann endlich die Würfel gefallen waren“, sagt sie. Glücklicherweise habe sie aber schon damals gewusst: „Egal wie es kommt, es gibt immer eine Lösung“.
- Professor Balkan Cakir, Chefarzt der Wertachklinik Bobingen, muss nicht lange überlegen, um sich an sein schönstes Schulerlebnis zu erinnern. „Das war die Abiturfeier“, sagt er und lacht. Der Zeugnisvergabe konnt er stets gelassen entgegensehen. Vor allem die Noten zum Ende der 7. Klasse auf dem Holbein-Gymnasium in Augsburg sind ihm in bester Erinnerung geblieben. „Das Zeugnis war so gut, dass sogar die türkische Zeitung „Tan“ darüber berichtet hat.“ Noch heute sehe er seinen Opa vor sich, wie er damals vom Teehaus heimkehrte und glückstrahlend die Zeitung schwenkte. (mit thia)
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