
Der alte Glückshafen hat Pech beim TÜV

Nach 30 Jahren mottet das Rote Kreuz seine von vielen Festen bekannte Losbude ein. Was die Gründe sind und warum der BRK-Chef die Idee nicht ganz aufgibt.
Beim Bobinger Volksfest wurde schon gemunkelt, dass man den Glückshafen, die Losbude des Roten Kreuzes zum letzten Mal gesehen haben könnte. Kurzfristig ließ sich diese Information nicht bestätigen, eine Nachfrage beim Kreisverband Augsburg-Land, dem Träger des Glückshafens, ergab nun, dass die Losbude tatsächlich im nächsten Jahr nicht mehr auf den Volksfesten in der Umgebung stehen wird.
Thomas Haugg, Kreisgeschäftsführer erklärt: „Der Wagen schafft den TÜV nicht mehr, eine Neuanschaffung würde rund 20000 Euro kosten.“ Hinzu komme, dass der Glückshafen auch über das Jahr nicht ausgelastet sei. Er stehe nur noch beim Bobinger Volksfest, dem Schwabmünchner Michaelimarkt und dem Bismarckturmfest. Weil dieses 2019 auch ausfalle, habe der Glückshafen nur noch zwei Einsatzstellen – da lohne sich eine Neuanschaffung sicher nicht mehr.
1990 wurde der Glückshafen in Dienst gestellt
Schade, denn der Glückshafen hat eine lange Tradition. Angeschafft wurde er am 23. Juli 1990, er ist also rund dreißig Jahre alt. Belege für einen früheren Loswagen finden sich in der Kreisgeschäftsstelle nicht. Man darf also annehmen, dass mit diesem Wagen das Losglück beim BRK Augsburg-Land Einzug hielt.
Jahrelang ging das Konzept auf: Die Lose hatten keine Nieten, selbst für den kleinsten Einsatz gab es einen Gewinn. Durch die geringe Auslastung blieb für das BRK zuletzt nicht mehr viel hängen: Im Jahr 2018 beliefen sich der Reingewinn auf gerade einmal 395 Euro. Dieser Betrag wurde für Reparaturen am Anhängerboden verwendet. Rechnet man dann noch Umlagekosten wie Fahrzeuge für den Transport, Unterstellmöglichkeit, Verwaltungsanteile, Versicherung und Steuern mit ein, ist der Glückshafen ein Draufzahlgeschäft für den Kreisverband.
Höherer Aufwand bei Sanitätsdiensten macht Absprachen schwierig
Eine Erhöhung der Auslastung und damit doch eine Chance für eine Neuinvestition seit derzeit schwer absehbar, meint Thomas Haugg. Die Rot-Kreuz-Gemeinschaften seien bei den großen Veranstaltungen primär für den Sanitätsdienst zuständig, da blieben weniger personelle Kapazitäten für den Glückshafen übrig. Hinzu komme, dass die Anforderungen an den Sanitätsdienst betreffend Personal, Qualifikation und Equipment über die Jahrzehnte enorm gestiegen seien. „Früher gab es oft die Absprache, dass das Rote Kreuz kostenlos den Sanitätsdienst übernahm und dafür – ebenfalls kostenlos – den Glückshafen aufstellen durfte“, erläutert Haugg Hintergründe. „Heute ist der Sanitätsdienst so aufwendig, dass wir den Dienst verrechnen müssen.“ Dafür müsse man dann verständlicherweise auch den Stellplatz bezahlen.
Es ist also schwierig geworden, für den Glückshafen überhaupt so etwas wie eine Zukunft zu sehen. Der Kreisgeschäftsführer wird den Loswagen trotzdem vermissen. „Es war eine gute Möglichkeit, mit den Besuchern ins Gespräch zu kommen“, findet er. Der Wagen habe auch für eine gute und positive Wahrnehmung des Roten Kreuzes gesorgt. Und dreißig Jahre Tradition sorgten zudem für eine Möglichkeit des ehrenamtlichen Engagements. Die geringe Auslastung und die hohen Selbstkosten brachten nun das Ende des Glückshafens.
Die Wiederbelebung des Glückshafens bleibt eine Anliegen
Trotzdem, Thomas Haugg will den Glückshafen noch nicht ganz aufgeben. Man behalte die Idee auf jeden Fall im Hinterkopf, erklärt er. Mit einem überarbeiteten Konzept, gegebenenfalls einer Lospreisanhebung oder einer Nietenbeimischung zu den Losen, um den Ertrag zu erhöhen, sei möglicherweise eine Neuinvestition denkbar. An den Preisen jedenfalls wolle man auch künftig nicht sparen.
In den nächsten Monaten soll gemeinsam mit dem Ehrenamt diskutiert werden, wie eine Erhöhung der Auslastung aussehen kann. Man sei zudem im Gespräch mit anderen Kreisverbänden, ob eine Losbude von dort für die Veranstaltungen beim Kreisverband Augsburg-Land ausgeliehen werden kann, sagt Thomas Haugg.
Die Ergebnisse dieser Gespräche werden kann über die Zukunft des Glückshafens entscheiden. Für das jetzige Fahrzeug ist jedenfalls nach dem Michaelimarkt in Schwabmünchen definitiv Schluss.
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