
Gärtner im Augsburger Land verzweifeln am Buchsbaumzünsler

Plus Die gefräßigen Raupen sind nun auch im Landkreis Augsburg aktiv und vernichten die Pflanzen in kurzer Zeit. Was Experten gegen den Buchsbaumzünsler raten.
Unbemerkt beginnt die kleine, grüne Raupe unten am Buchsbaum zu fressen. Langsam arbeitet sich das gefräßige Insekt an der Pflanze nach oben. Die gelben Blätter purzeln reihenweise zu Boden. Wenn der verzweifelte Besitzer den Schädling bemerkt, ist es schon zu spät. Der Buchsbaum ist tot – und mit ihm die oftmals jahrzehntelange Arbeit. So oder so ähnlich ergeht es derzeit zahllosen Gärtnern im Landkreis Augsburg. Denn der Zünslerbefall hat in diesem Jahr stark zugenommen, wie Bernhard Frey von der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt Augsburg sagt.
Buchsbaumzünsler erstmals 2006 in Deutschland entdeckt
Der Buchsbaumzünsler, eigentlich ein ostasiatischer Kleinschmetterling, wurde zu Beginn des 21. Jahrhunderts nach Mitteleuropa eingeschleppt und verbreitet sich seitdem auch in Deutschland immer schneller. Seit diesem Frühjahr beobachtet Klosterlechfelds Bauhofleiter Erwin Mayer bei den Pflegearbeiten im Friedhof, dass die Buchsbaumhecken an den Wegen und einigen Grabeinfassungen ihre grünen Blätter verlieren. Der Grund dafür ist der Buchsbaumzünsler. In Deutschland wurde sein Vorkommen erstmals 2006 gemeldet. Es wird vermutet, dass der Falter durch den internationalen Handel mit Baumschulware nach Europa gekommen ist. Die etwa fünf Zentimeter langen Raupen des Buchsbaumzünslers (wissenschaftlicher Name Cydalima Perspectalis) fressen die Blätter des Buchsbaumes.
Bernhard Frey kennt die Probleme vieler Gartenbesitzer bis hin zu großen Gartenanlagen zur Genüge. Der Buchsbaumzünsler ist seit Jahren in Deutschland präsent und hat inzwischen auch die Kommunen wie Klosterlechfeld oder Schwabmünchen im Landkreis Augsburg erreicht.
Viele haben kapituliert
„Große Barockgärten wie der in Veitshöchheim oder in Hannover haben inzwischen kapituliert und sich von ihren Buchsbaumhecken verabschiedet. Wegen der Klimaerwärmung der vergangenen Jahre vermehrt sich der Buchsbaumzünsler schneller und bildet drei Generationen pro Jahr aus. Die erste Generation frisst die Blätter, wird zu Schmetterlingen und legt wieder Eier ab. Die zweite Generation frisst den Rest der Blätter und die dritte dann die Rinde. Dann ist der Buchsbaum tot“, erklärt Frey.
Wenn der Schädling mal da ist, dann bekommt man ihn nicht mehr weg. Einen Befall erkenne man nur schwer – und dann sei es oft schon zu spät. Der Buchs sieht lange gut aus und geht dann schlagartig kaputt. Sind viele gelbe Blätter und abgestorbene Äste im Inneren des Buchses zu sehen, könnten es sich die Raupen an der Pflanze bequem gemacht haben.
Was der Experte rät
In diesem Fall rät der Experte, den Buchs zuerst von den befallenen Ästen zu befreien. Anschließend sollte die Schädlingsbekämpfung folgen. Doch wie soll diese aussehen? Es gibt chemische Spritzmittel auf dem Markt. Frey rät aber zu deren Einsatz nur dann, wenn der Besitzer einen besonderen Busch sozusagen als „Heiligtum“ erhalten will. Dann muss man aber nicht nur einmal im Frühjahr, sondern während des ganzen Jahres bis zum Winter spritzen, um alle Raupengenerationen zu bekämpfen, sagt Frey.
Bei größeren Hecken sei selbst die chemische Bekämpfung so gut wie aussichtslos. „Der Buchsbaumzünsler ist immer schneller wieder da“, sagt Frey. In seinem eigenen Garten hat der Baumexperte auf die chemische Keule wegen des angebauten Gemüses verzichtet und den Buchs aufgegeben.
In großen Gartenanlagen wurden niedrigwachsende Eibensorten als Ersatz für den Buchs angepflanzt. Diese sehen dem Buchs sehr ähnlich und werden nicht vom Buchsbaumzünsler befallen. Zu Beginn der Epidemie hatte der Buchsbaumzünsler, der als Schmetterling weiße Flügel mit dunklem Rand hat, kaum natürliche Feinde. Inzwischen wird aber vermehrt beobachtet, dass heimische Vogelarten wie Spatzen, Kohlmeisen und Buchfinken und auch mehrere Wespenarten die Raupen verzehren. Haushühner fressen ebenfalls Falter und heruntergefallene Puppen. Es bleibt abzuwarten, ob sich langfristig ein Gleichgewicht einstellt.

Vereinzelt melden Hobbygärtner, dass sie mit dem Absprühen der befallenen Hecken mit Hochdruckstrahlern und Auffangfolie oder mit dem Zuhängen mit engmaschigen Vogelschutznetzen, sowie mit Pheromonfallen mit Duftstoff begrenzte Erfolge erzielen. (mit loto)
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