
Dieser Verein startet durch

Den Automobilclub ACS gibt es seit 90 Jahren. Welche Rückschläge er in dieser Zeit verkraften musste.
Die ersten Mitglieder waren vorrangig Fahrradfahrer, obwohl sie Gründungsmitglieder des Automobilclubs Schwabmünchen (ACS) im ADAC waren. Wie passt das zusammen? Ganz einfach. Der Verein wurde 1928 gegründet – wann genau, ist nicht mehr nachvollziehbar. Damals waren Autos auf den Straßen noch rar und für den Durchschnittsmenschen kaum erschwinglich. 2018, also zum 90. Geburtstag des Vereins, hat sich das Bild völlig verändert. Ein oder mehrere Fahrzeuge in der Familie sind Standard, die Straßen, selbst auf dem flachen Land, öfter mal verstopft. Doch diese Entwicklung, auch im Verein, verlief schleichend und mit Rückschlägen.
1934 hatte der Automobilclub Schwabmünchen bereits 94 Mitglieder. Doch dann musste er, wie alle anderen deutschen „Kraftfahrervereinigungen“ auch, aufgrund der veränderten politischen Situation in das Nationale Sozialistische Kraftfahrer-Korps (NSKK) überführt werden. So langsam erstarb das Vereinsleben, bis es in den Kriegsjahren völlig zum Erliegen kam. Am 18. Juni 1950 wurde der ACS reaktiviert, schnell ging es wieder aufwärts. Die Mitglieder beteiligten sich an Berg- und Geländefahrten. Das Gespann Meiringer/Rogg und die Solofahrer Heiß und Kugelmann waren bald berühmte „Kraftfahrsportler“. Heimat-, Bildersuch- und Fuchssuchfahrten wurden immer beliebter, gemeinsame Ausfahrten mit dem eigenen Auto auch ins Ausland waren die Höhepunkte des Vereinslebens. Gesellschaftlich tat sich der Club bei der 1000-Jahr-Feier der Stadt Schwabmünchen hervor und spendete 1000 Mark für den Bau der Jahnhalle.
Trotzdem: So recht wollte es danach mit dem ACS nicht vorwärtsgehen. Das Clubleben stagnierte, bis nur noch ADAC-Rundschreiben verlesen wurden. 1980 trat eine neue junge Generation an, um den Verein zu revolutionieren. Doch es dauerte rund 20 Jahre, bis der hiesige Automobilclub richtig in Fahrt kam, nachdem er 1999 mangels Perspektive und Initiative sogar kurz vor der Auflösung stand. Als Retter des Vereins darf unter anderem Erwin Joppich bezeichnet werden, der 2000 das Steuer in die Hand nahm, bis heute Lenker und Leiter des Vereins ist und den ACS zu einem Höhenflug ansetzen ließ.
Rund 25 Veranstaltungen pro Jahr zeugen heute davon. Dazu zählen verkehrspolitische Maßnahmen wie Prüfdienst, „Hallo Auto“, Fahrradturniere und Sicherheitswestenvergaben ebenso wie große touristische Ausfahrten – beispielsweise in die Mailänder Skala, zum Matterhorn, nach Tschenstochau oder nach Rom, woran sich Joppich unter anderem besonders erinnert: „Wir waren bei der Papstaudienz auf dem Petersplatz und wurden als Verein ganz speziell begrüßt.“ Heuer geht es beispielsweise nach Hamburg zu einem Konzert in die Elbphilharmonie.
Auch beim Schwabmünchner Ferienprogramm beteiligt sich der Verein mit dem großen Kindertriathlon. Firmenbesichtigungen, Theaterfahrten, Oldtimerausfahrten und mehr beleben das Vereinsleben, sodass inzwischen rund 200 neue Mitglieder angeworben werden konnten – unter anderem die gesamte Schwabmünchner Geschäftswelt. Apropos Oldtimer: Die Neugründung dieser Sparte im vergangenen Jahr belebte das Vereinsleben extrem. „In unserem anspruchsvollen Programm ist für jeden etwas dabei“, so Joppich, der seit 18 Jahren Vorsitzender ist: „Menschen für den Verein, der mir eine Herzensangelegenheit ist, zu gewinnen und zu motivieren, sowie Termine zu organisieren, macht mir viel Freude. Mein großes Netzwerk hilft mir dabei.“ In diesem Jahr liegt sein Schwerpunkt auf der Feier zum 90-jährigen Bestehen des ACS am 15. September mit rund 200 geladenen Gästen und der Fahrzeugsegnung am folgenden Tag.
Für die Zukunft nahm sich Joppich mit seinem, wie er sagt, „super Team“ vor, den Verein zu verjüngen, noch mehr aktuelle Themen aufzugreifen und das erfolgreiche Muster fortzuführen. (SZ)
Die Fahrzeugsegnung findet am Sonntag, 16. September, ab 11 Uhr auf dem Festplatz statt. Jeder kann mit seinem motorisierten Gefährt kostenlos daran teilnehmen. Die Segnung nehmen die Pfarrer Christoph Leutgäb und Martin Kögel vor.
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