Verlängerter Corona-Lockdown trifft Unternehmer im Landkreis Augsburg hart
Plus Restaurants und Kinos im bleiben geschlossen, vom Silvester-Böllern wird abgeraten. Was die Corona-Regeln für Unternehmer im Landkreis Augsburg bedeuten.
Restaurants, Kinos und Diskotheken bleiben geschlossen. Silvesterkracher sind zwar erlaubt, aber geböllert werden darf nur in kleinem Kreis. Seit Mittwoch steht fest: Die Corona-Einschränkungen gehen bis Anfang Januar weiter. Das trifft Unternehmer im Landkreis Augsburg hart. Denn viele sind von der Krise gebeutelt, finanzielle Hilfen lassen teils monatelang auf sich warten. Was die Inhaber vom verlängerten Lockdown halten.
Schwabmünchner Pyrotechniker ist trotz Corona optimistisch
- Feuerwerk Für Pyrotechniker Michael Reiner war es erst einmal eine gute Nachricht: An Silvester darf geböllert werden, wenn auch nur privat. Seit Jahren verkauft er im Laden in Schwabmünchen Silvesterkracher. Auch heuer hat er Raketen und Böller im Wert von 25.000 Euro auf Lager. Zwar gilt die Empfehlung von Bund und Ländern, auf Feuerwerk zu verzichten. Doch Reiner ist optimistisch: „Ich hoffe, dass die Leute trotzdem Kracher kaufen und wir uns dem Geschäft von vergangenem Jahr nähern“, sagt er. Viel mehr bleibt ihm nicht übrig. Schon das ganze Jahr über musste er Einbußen hinnehmen. Von 30 geplanten Großfeuerwerken konnte der Pyrotechniker nur drei umsetzen. "Für die Branche ist die Situation schwierig", sagt Reiner. Er habe noch Glück, denn anders als viele Kollegen betreibt der Schwabmünchner den Feuerwerksverkauf nur nebenberuflich. Wie jedes Jahr startet der Verkauf drei Tage vor Silvester. Heuer können Kunden die Böller vorbestellen. Damit will Reiner vermeiden, dass zu viele Kunden gleichzeitig im Laden sind.
Corona: Disko-Betreiber aus Untermeitingen hat vorerst wenig Hoffnung
- Diskothek Die Corona-Krise hat auch Stefan Egger, Betreiber des PM in Untermeitingen, schwer getroffen. Seit März sind in der Disko die Lichter aus. Dass die Einschränkungen nun verlängert wurden, macht für ihn kaum einen Unterschied. "Ich habe mich innerlich schon damit abgefunden, dass ich bis Sommer nächsten Jahres nicht öffnen werde", sagt Egger. Mit Blick auf die steigenden Infektionszahlen kann er die Maßnahmen verstehen. Was ihn allerdings ärgert, ist das ständige Warten auf finanzielle Hilfen. Im Mai erhielt Egger 30.000 Euro Soforthilfe. Bei laufenden Kosten von 25.000 Euro im Monat ein Tropfen auf den heißen Stein. Vom Überbrückungsgeld im Sommer fielen 10.000 Euro ab. Auf die Unterstützung für September bis Dezember wartet er immer noch. "Die Hilfen kommen viel zu spät", sagt der 54-Jährige. "Könnte ich meine Fixkosten nicht vorfinanzieren, wäre ich längst bankrott." Die Partypause hat Egger genutzt, um die Räume der Disco zu sanieren. Mit 2500 Besuchern zählt das PM zu den größten Diskotheken in Bayern. Die Aussicht auf einen Corona-Impfstoff und der Einsatz von Schnelltests sind ein kleiner Lichtblick, wie Egger sagt. Aber noch ist nicht abzusehen, wann die ersten Gäste wieder bei ihm auf der Tanzfläche stehen.
Restaurants in der Corona-Krise: Hiltenfinger Keller ist existenzbedroht
- Gastronomie Um den verlängerten Lockdown zu überbrücken, bietet Berta Kugelmann zusammen mit ihrer Tochter und ihrem Sohn Speisen zum Mitnehmen an. Seit 49 Jahren betreibt sie den Hiltenfinger Keller. "Ich hoffe, dass es weitergeht", sagt die Wirtin. Ob sie einen Zuschuss vom Staat erhält, weiß sie nicht. Die Hilfen während des ersten Lockdowns musste sie wegen Einnahmen aus dem To-Go-Geschäft zurückzahlen. Weil dies vor allem am Wochenende sehr gut läuft, ist Kugelmann zuversichtlich. Doch lange währt die Hoffnung nicht mehr: „Es müsste im neuen Jahr schon anders werden, sonst schaut es auch bei uns schlecht aus.“ Trotz der Ungewissheit ist ihr größter Verlust kein Finanzieller. „Mir tut es Leid um die Gäste, sie sind mein Leben“, sagt Kugelmann. Viele kenne sie schon lange, nächstes Jahr feiert sie ihr 50-jähriges Jubiläum als Wirtin.
Verlust von Fitnessstudio in Königsbrunn wird erst 2021 spürbar
- Fitnessstudio Die Förderanträge zur staatlichen Unterstützung hat Christian Kunzi vom Königsbrunner Fitnessstudio Fitz Fitness gestellt - bislang ohne Ergebnis. „Wir haben im ersten Lockdown nichts bekommen und hoffen, dass jetzt etwas herausspringt“, sagt er. Allerdings sei eine Unterstützung von 10.000 Euro nur der Tropfen auf den heißen Stein. Um die aktuellen Kosten zu decken, werden die Mitgliedsbeiträge weiterhin eingezogen: „Wir bekommen im November noch die Beiträge, aber wenn das Studio wieder offen ist, zahlen Mitglieder für einen Monat keinen Beitrag.“ Der Verlust würde ins kommende Jahr verschoben, sagt Kunzi. Aktuell gebe es eine stärkere Kündigungswelle: „Viele Leute haben Kurzarbeit und kündigen den Vertrag, wenn sie länger nicht da waren.“ Dass er sein Fitnessstudio schließen muss, glaubt Kunzi nicht: „Es wird schon weitergehen, aber ich denke, dass 30 bis 40 Prozent der Studios dauerhaft schließen müssen.“
Corona: Kinobetreiber Rusch fordert Vorlauf vor der Wiedereröffnung
- Kino Wie es in der Kinobranche weitergeht, hängt stark von den Förderungen ab, sagt Alexander Rusch. Er leitet mit seiner Familie die Cineplex-Gruppe, die Kinos in Königsbrunn und Meitingen betreibt. Die staatliche Unterstützung für November können sie jetzt beantragen. „Wir hoffen, dass wir Hilfen bekommen, denn ohne die wird es noch knapper.“ Anders als nach dem ersten Lockdown setzt Rusch darauf, dass Kinos nach der jetzigen Schließung bundesweit einheitlich öffnen dürfen. Mindestens zwei Drittel müssten öffnen, damit es sich lohnt, neue Filme herauszubringen. Auch wichtig sei eine frühzeitige Ankündigung: „Man kann ein Kino mit drei bis vier Tagen Vorlaufzeit nicht öffnen“, sagt Rusch. Das Programm müsse abgestimmt, die Filmverleiher kontaktiert und die Ware bestellt werden. Dafür brauche es mindestens zwei Wochen Vorlauf. Rusch geht zwar davon aus, dass die Menschen wieder ins Kino gehen, sobald es möglich ist. Doch mit einem umsatzstarken Jahr rechnet er 2021 noch nicht.
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