Das Kriegsende 1945 und den Einmarsch der Amerikaner hat Karolina Abold aus Willmatshofen noch vor Augen. Sie war gerade einmal fünf Jahre alt, als es hieß: „Der Ami kommt!“ Das Mädchen wuchs mit zwei Geschwistern in Siegertshofen auf. Schon hörten sie auf dem Hof der Eltern die Panzer anrollen.
Karolina Abold, die heute fast 85 Jahre alt ist, erinnert sich noch genau an die Situation: „Unsere Magd holte ein Leintuch und hängte es an unsere Fenster als Zeichen der Ergebenheit.“ Dann stand sie plötzlich auf der Straße: „Neugierig schauten wir hinterm Vorhang hinaus, als plötzlich ein Soldat das Kanonenrohr seines Panzers zu uns drehte. Zu Tode erschrocken ließen wir uns auf den Boden fallen. Kurze Zeit später kam der ganze Trupp zum Stehen.“ Das hatte einen besonderen Grund.

Unter den Soldaten hieß es, dass die Brücke über die Wertach gesprengt worden sei, deshalb könnten sie nicht weiter nach Schwabmünchen fahren. „Wir waren das letzte Bauernhaus Richtung Mickhausen. Deshalb kamen viele Soldaten zu uns ins Haus und wollten etwas zum Essen: Meine Mama rannte zu allen Nachbarn und holte Eier.“ Koch im Haus der Familie war großer Offizier, erinnert sich Karolina Abold. „Er briet die vielen Spiegeleier. Er drehte sie um und briet sie auf beiden Seiten in einer großen Pfanne auf dem alten Herd in unserer kleinen Küche. Immer mehr Soldaten kamen und wollten ein Ei erwischen. Plötzlich kam er, ein großer Schwarzer.“ Die Kinder staunten.
Ein Soldat und viele Tränen
„Noch nie hatten wir einen Schwarzen gesehen. Er kam zur Tür herein und sah mich. Schnurstracks lief er auf mich zu und nahm mich in den Arm. Mein Vater hatte Angst um mich, dass mir irgendetwas passieren konnte. Aber der Offizier winkte ab. Der große Mann streichelte mir über meine langen braunen Haare und weinte“, berichtet Karolina Abold. Ein Offizier, der etwas Deutsch konnte, erklärte der verängstigten Familie: „Der Mann hat drei kleine Kinder zu Hause und Heimweh. „Meine Mama erzählte mir, dass ich laut mitheulte. Ich weiß nicht, war es Mitleid oder Angst. Noch oft denke ich an das Erlebnis und wünsche mir, dass dieser Mann gesund zu seiner Familie heimgekommen ist.“ (mcz)
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