Bürgerinnen und Bürger müssen seit Mai das Passbild für einen neuen Personalausweis oder Reisepass in digitaler Form einreichen. Die neuen Vorgaben sollen Fälschungen und Manipulationen verhindern. Außerdem sollen sie zur Entbürokratisierung und Digitalisierung beitragen. Wie werden die Neuerungen im Landkreis Augsburg umgesetzt und wie stehen die örtlichen Fotografen zur Gesetzesänderung? Ein Überblick.
Mit der Gesetzesänderung geht einher, dass Bürgerinnen und Bürger digitale Passbilder in der Behörde erstellen lassen können, wo sie auch ihren Pass beantragen. Dieser Service ist allerdings nicht verpflichtend. Neben den digitalen Fotos, die direkt in der Behörde angefertigt werden, akzeptiert die Passbehörde auch Bilder von Fotostudios, die über ein zertifiziertes System übermittelt werden. Das Bild wird dabei in eine Cloud, also einen Online-Speicher, hochgeladen. Durch einen QR-Code können die Mitarbeitenden des Bürgerbüros auf das Lichtbild zugreifen.
Für Fotostudio in Königsbrunn verlief die Umstellung zu digitalen Passfotos problemlos
Pressesprecherin Anke Maresch teilt auf Anfrage unserer Redaktion mit, dass im Bürgerservicezentrum in Königsbrunn derzeit kein Gerät vorhanden sei, um Passbilder anfertigen zu können. Dafür ist es in Königsbrunn möglich, die digitalen Passbilder beispielsweise im Fotogeschäft Zisch oder im Drogeriemarkt DM erstellen zu lassen. Laut Stadtsprecherin Maresch ist ein Großteil der Bürgerschaft über die Neuerungen informiert. Vereinzelt werden noch ausgedruckte Lichtbilder mitgebracht. Dies ist aufgrund einer Übergangsregelung bis zum 31. Juli möglich.
Marcus-Joachim Zisch teilt auf Anfrage mit, dass der Aufwand für ihn nun durch die Übermittlung der Fotos und die Erstellung und Ausdrucken eines QR-Codes etwas größer geworden sei. „Ansonsten nehme ich aber keine Veränderungen wahr.“ Das Installieren der Software, die Lizenz sowie das Übertragen der Bilder funktioniere unkompliziert. Das Beschaffen eines Ausweislesegeräts, mit dem sich der Fotograf verifizieren muss, verlief ebenfalls ohne Probleme.
Die Geräte für die Städte werden teilweise erst verzögert ausgeliefert
In Gersthofen besitzt die Stadt bereits ein Gerät, mit welchem Bürgerinnen und Bürger in wenigen Minuten ein digitales biometrisches Foto erstellen können. Für diesen Service wird eine Gebühr von sechs Euro erhoben. Das teilt Pressesprecher Kai Schwarz auf Anfrage unserer Redaktion mit. Die Rückmeldung aus der Bürgerschaft sei positiv. Die Bürgerinnen und Bürger schätzen, alles an einem Ort erledigen zu können. Darüber hinaus sei die Bedienung des Geräts einfach. So werden die Bilder mittlerweile vorrangig im Bürgerservicezentrum erstellt.
Marcus Bussek vom Fotostudio „MBu-Photo“ hingegen hadert mit der neuen Regelung. Er habe sich als mittelständischer Betrieb dagegen entschieden, sich lizenzieren zu lassen. Vor allem die damit verbundenen Kosten habe zu dieser Entscheidung geführt. Darüber hinaus kritisiert er den entstandenen Wettbewerbsnachteil. Er könne aus wirtschaftlichen Gründen nicht mit den Gebühren im Amt mithalten. Neben erheblichen finanziellen Einbußen schmerze ihn vor allem die Tatsache, dass weiterhin regelmäßig potenzielle Kunden wegen Passbildern anrufen würden, insbesondere für Säuglinge und Neugeborene. „Diese muss ich nun leider ablehnen.“
So klappt es mit den Passbildern in Schwabmünchen
In Schwabmünchen kann man bisher keine Passbilder in der Behörde anfertigen lassen, da sich die Auslieferung an die Passbehörden verzögere, teilt die Stadt mit. Das neue Verfahren spiele sich aber langsam ein und werde vom Großteil der Bürgerschaft akzeptiert.
Im Moment kann man in Schwabmünchen Passbilder beispielsweise bei „Ober-Licht Fotografie“ anfertigen lassen, allerdings nur bis zum Ende der Übergangsfrist. Aufgrund von Kostengründen wird das Studio danach keine Passbilder für Personal- und Reisepässe mehr anfertigen. Durch die unmittelbare Nähe seines Studios zum Rathaus gehe Jürgen Ober davon aus, dass die Bürger und Bürgerinnen den Service vor Ort im Amt nutzen werden. Folglich falle für ihn künftig eine lukrative Einkommensquelle weg.
Neben dem Drogeriemarkt DM in Schwabmünchen bietet etwa das Studio „Fotografie Thomas Hillenbrand“ digitale Passfotos an. Hillenbrand teilt auf Anfrage der Redaktion mit, dass sowohl die Lizenzierung als auch die Übermittlung problemlos verlaufe. Er habe lediglich einen etwas größeren Aufwand und könne die Bilder nicht mehr bearbeiten. Weiterhin rechne er zwar mit einem Rückgang der Aufträge für Passfotos, zeigt sich allerdings optimistisch: „Die Leute, die Wert auf qualitativ hochwertige Fotos legen, werden weiterhin kommen.“
Christian Wirt vom Fotoatelier „Die Steinwirts“ in Diedorf hat sich ebenfalls dazu entschlossen zu investieren und sich lizenzieren zu lassen. „Passfotos sind unser täglich Brot“, verdeutlicht Wirt. Bisher habe sich an der Zahl der Kundschaft nichts geändert. Das könne aber daran liegen, dass die Geräte für die Behörden in der Umgebung noch nicht ausgeliefert worden seien. Doch auch dann setze er darauf, dass vor allem ältere Personen und Menschen aus Gewohnheit für ein Passbild weiter in ein Fotostudio gehen werden.
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