Nicht nur in Bobinger Künstlerkreisen ist Gerhard Ribka bekannt: Der Künstler ist Träger des neunten Bobinger Kunstpreises. Nun zeigt er seine Einzelausstellung mit dem Titel „Das Kleid der hellen Tage“ in der Galerie im Unteren Schlösschen in Bobingen.
Gerhard Ribka spielt darin mit Träumen. Seine Ideen dazu findet er in seiner eigenen Gedanken- und Gefühlswelt, indem er, so scheint es, neben seinem Bett einen Notizblock bereithält, um in den ersten Minuten nach dem Aufwachen seine Träume aufzuschreiben. In diese Traumwelt nimmt er dann seine Besucher mit hinein. Und wie es bei Träumen so üblich ist, ist diese Welt nicht immer deutlich sichtbar. Mal sind die Darstellungen realistisch erkennbar, mal abstrakter. „Das ist Absicht“, erklärt Gerhard Ribka. „Meine Arbeiten befinden sich in unterschiedlichen Stadien des künstlerischen Prozesses.“ So zeigt ein Raum eher die künstlerische Bildrecherche, eine Art Vorstufe zu den eigentlichen Arbeiten und die erste Stufe der Bearbeitung seiner Träume. Per Ölpause oder zeichnerisch erfasst er seine Themen und Darstellungen, nähert sich damit dem eigentlichen Traum an.
Ungenauigkeiten sind bewusst gewählt
Die sensibel austarierten und gewollten Uneindeutigkeiten lassen den Betrachter pendeln zwischen Traum, Wahrheit und Wirklichkeit. „Ich möchte eigentlich mit meinen Arbeiten eine Art Rahmen schaffen, dass der Besucher meiner Ausstellungen sich beim Betrachten meiner Bilder seinen eigenen Gefühlen und Gedankengängen überlassen kann“, sagt Ribka. So soll vor dem inneren Auge eines jeden ein eigenes Bild entstehen.
Jeder soll die Möglichkeit zur eigenen Interpretation haben
Die unter den Bildern angebrachten Texte sind dabei nicht als Erklärung für die Bilder zu versehen. Vielmehr sollen sie eine andere Herangehensweise an das gewählte Thema darstellen. So gibt es zwar eine Verbindung zwischen Text und Bild in ihren unterschiedlichen Ebenen, dennoch bleibt viel Möglichkeit zur eigenen Interpretation. Nicht immer sind die gezeigten Arbeiten schon „fertig“. Bei einer späteren Betrachtung kann es sein, dass Gerhard Ribka einen neuen Zugang zu seiner Traumwelt findet und daran weiterarbeitet. „Wann ist ein Traum, eine Erinnerung, ein Bild davon jemals fertig?“, fragt der Künstler. Ein Beispiel sind die auf Transparentpapier und normalem Papier gefertigten Zeichnungen. Sie haben zwei Seiten. Gefällt Gerhard Ribka zu einem späteren Zeitpunkt die Rückseite besser, bearbeitet er diese weiter. Einige dieser Rückseiten sind auch in der Ausstellung zu sehen.
Alte Familienfotos als Grundlage
Als Thema hat der Künstler für einen Raum alte Familienfotos gewählt, zu denen er Texte erstellt hat. Lyrische Prosa, die die Bilder interpretiert. In einem zweiten Arbeitsschritt entstanden dann die Bilder zu den Worten. „Im dritten Schritt habe ich die Textfragmente dazugestellt“, berichtet Ribka, der seine künstlerischen Ursprünge in der Glasmalerei hat. Auch die Totenvasen, die er in einer Vitrine ausstellt, sind aus Glas. Während die Vasen geblasen wurden, malte und zeichnete Gerhard Ribka die Bilder, die die Kunstwerke jetzt zieren. Es ist seine künstlerische Herausforderung, Wege zu finden, um den Traumzustand erfahrbar zu machen.
- Termin Die subtilen und tiefgründigen Werke des Künstlers haben schon die Jury des 9. Bobinger Kunstpreises 2024 bewegt, ihm die Auszeichnung zu verleihen. Wolfgang Mennel, Jurymitglied beim Kunstpreis und selbst Künstler, Fotograf und Kurator, gibt bei der Vernissage am Freitag, 11. April, um 19 Uhr eine Einführung in Gerhard Ribkas Werk.
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