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Entdecken Sie neue Wege: Alkoholkonsum reduzieren mit der Caritas Augsburg-Land

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Suchtfachberatung: Raus aus der Heimlichkeit

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    Susanne Erwied leitet als Sozialpädagogin die Informations- und Motivierungsgruppe der Suchtfachambulanz Augsburg-Land der Caritas in Schwabmünchen.
    Susanne Erwied leitet als Sozialpädagogin die Informations- und Motivierungsgruppe der Suchtfachambulanz Augsburg-Land der Caritas in Schwabmünchen. Foto: Denise Kelm

    Früher arbeitete Susanne Erwied als Übersetzerin ins Französische. Seit drei Jahren leitet sie als Sozialpädagogin die Informations- und Motivierungsgruppe der Suchtfachambulanz Augsburg-Land der Caritas für Menschen, die sich mit ihrem Alkoholkonsum auseinandersetzen möchten. Der Grund für die berufliche Neuorientierung: Sie wünschte sich mehr Kontakt mit Menschen. Die Motivierungsgruppe umfasst sechs Treffen und findet immer Mittwochabend statt. Sie startet alle zwei Monate in eine neue Runde. Hier treffen sich Menschen, die ihren Konsum reduzieren wollen oder müssen. Für den nächsten Starttermin Mitte Mai sind noch Plätze frei. Was dürfen die Teilnehmer vom Kurs und der Leiterin erwarten?

    Was zeichnet Sie als Sozialpädagogin aus, Frau Erwied?
    Susanne Erwied: Ich denke, ich kann gut zuhören, bin empathisch und kann den Menschen vorurteilsfrei begegnen. Ich habe aber auch viel von meinen Klienten gelernt – wie sich eine Abhängigkeit äußert und was die Menschen dann brauchen.

    Welche Menschen kommen in die Motivationsgruppe?
    Erwied: Bevor jemand an die Gruppe verwiesen wird, findet hier in der Suchtberatungsstelle ein Einzelgespräch mit mir oder einer Kollegin statt. Die meisten kommen freiwillig zu uns. Es gibt auch Klienten mit Auflagen – vom Gericht oder von der Krankenkasse – aber der große Teil kommt eigenmotiviert. Viele führen ein normales Leben mit Beruf und Familie.

    Was löst einen problematischen Konsum aus?
    Erwied: Wir sprechen eher von riskantem Konsum, das heißt Konsum mit möglichen gesundheitlichen Folgen. Wobei es laut Definition der WHO keinen risikofreien Konsum gibt. Auslöser für missbräuchlichen Konsum sind häufig Lebenskrisen – eine Scheidung, Arbeitslosigkeit, Verlust. In unserer Gesellschaft ist der Alkoholkonsum anerkannt. Manchmal erkennen Menschen nicht, dass er überhandnimmt.

    Was bringt die Motivierungsgruppe den Menschen?
    Erwied: Ganz wichtig ist der Kontakt zu anderen Menschen mit auffälligem Konsum. Nachdem zu Hause viele Vorwürfe wegen ihres Alkoholkonsums erlebt haben, lernen sie nun Menschen kennen, denen es ähnlich ergeht. Für viele ist es das erste Mal, dass sie offen und wertfrei über ihren Konsum sprechen können. Das wirkt der Scham und der Stigmatisierung entgegen. Die Teilnahme ist ein wichtiger Schritt aus der Heimlichkeit. Viele unserer Klienten entlastet das.

    Worum geht es bei den Treffen?
    Erwied: DIE MOTIVIERUNGSGRUPPE IST EINE SOGENANNTE PSYCHO-EDUKATIVE GRUPPE. ES GEHT SOWOHL UM WISSENSVERMITTLUNG ALS AUCH UM DEN AUSTAUSCH DER TEILNEHMER UNTEREINANDER. WIR SPRECHEN ÜBER THEMEN WIE DIE MÖGLICHEN URSACHEN EINER SUCHTENTWICKLUNG, BEHANDLUNGSMÖGLICHKEITEN UND RÜCKFALLPRÄVENTION. AUCH ÜBER ALLTAGSTHEMEN: Was beschäftigt die Teilnehmer, wie war ihre Woche, wie ist der aktuelle Konsum?

    Was wird von den Teilnehmern erwartet?
    Erwied: Die Motivierungsgruppe ist keine therapeutische Maßnahme. Die Teilnehmer müssen keine Abstinenz anstreben, die Beratung und die Gruppe sind ergebnisoffen. Manche Menschen nehmen auch wiederholt an der Gruppe teil. Das ist okay, wir stehen hier bereit und verurteilen auch niemanden, der einen Rückfall hatte. Wenn jemand das Gefühl hat, dass er eine intensivere Maßnahme braucht, dann helfen wir beim Antrag für eine ambulante oder stationäre Suchttherapie.

    Woran merkt man, dass der eigene Alkoholkonsum ein Problem ist?
    Erwied: Wenn man trinkt, um seinen Gemütszustand zu verbessern. Oder weil man sonst nicht einschlafen kann. Auch wenn man sich für sein Trinkverhalten schuldig fühlt oder immer mehr Kritik aus dem Umfeld kommt, zum Beispiel aus der Familie. Problematisch ist weniger die Menge als der Zweck und die Regelmäßigkeit. Man sollte mindestens zwei Tage pro Woche nüchtern aushalten. Wenn man den Alkohol braucht, um seine Befindlichkeit zu verbessern, dann ist das bereits missbräuchlicher Konsum.

    Ist missbräuchlicher Konsum eine Abhängigkeit?
    ERWIED: Nein, die Abhängigkeit geht noch einen Schritt weiter. Alkoholabhängige Menschen haben zum Beispiel Entzugserscheinungen, wenn sie nicht regelmäßig trinken oder verlieren die Kontrolle über die Trinkmenge. Der Alkohol wird übermächtig und übernimmt die Kontrolle über das Leben.

    Von gesundheitlichen Schäden abgesehen – was sind Auswirkungen von zu hohem Konsum?
    Erwied: Ärger zu Hause, sozialer Rückzug und Probleme am Arbeitsplatz. Oft werden andere Hobbys vernachlässigt, vor allem Sport. Alkohol belastet den Körper, da ist es nicht leicht, Sport zu treiben. In der Gruppe sprechen wir auch darüber, was uns früher gutgetan hat und welche Ressourcen wir zur Verfügung haben. Es geht darum, schrittweise schädliche Gewohnheiten abzulegen und wohltuende Gewohnheiten aufzubauen.

    Was raten Sie Menschen, die noch zögern, sich an die Suchtberatung zu wenden?
    Erwied: Wir sind hier und haben ein offenes Ohr. Eine Beratung verpflichtet zu nichts. Allein herzukommen, offen sprechen zu können und vielleicht eine Einschätzung zu bekommen, hilft, Dinge für sich persönlich zu klären.

    Kontakt

    Interessierte können sich ab sofort anmelden. Die Gruppe findet mittwochs von 17.30 bis 19 Uhr in den neuen Räumlichkeiten der Caritas Suchtfachambulanz, Ferdinand-Wagner-Straße 3, in Schwabmünchen statt. Ein Vorgespräch ist erforderlich. Anmeldung unter der Telefonnummer 08232 9560321.

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