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Hannes Schott: Humorvoller Kabarettist begeistert in Großaitingen

Großaitingen

Kabarettist aus Franken: Einer, der den Spaß ernst nimmt

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    Hannes Schott spielt auf seiner Nasenflöte. Das kleine Instrument bringt die Luft zwischen Mund und Nase zum Klingen.
    Hannes Schott spielt auf seiner Nasenflöte. Das kleine Instrument bringt die Luft zwischen Mund und Nase zum Klingen. Foto: Denise Kelm

    Eine humorige Lesung mit Liedern, Witzen und Geschichten aus seinem Leben hat Hannes Schott in der Dietrich-Bonhoeffer-Kirche Großaitingen geboten.

    Was macht ein Kabarettist aus Franken, wenn er einen Auftritt in Schwaben hat? Erst mal seine Muttersprache unterrichten, denkt sich der Pfarrer und Kabarettist Hannes Schott. Für die Gäste gab es zuerst einen Sprachkurs, der zugleich eine Kurzliturgie auf Fränkisch ist: „Es beginnt mit – Grüß Gott. Dann kommt der Psalm, der Ausruf großer Begeisterung. In Franken sagt man: Allmächt! Was sagt man in Schwaben? Heilig’s Blechle?“ Nachdem die Sprachbarriere zwischen Publikum und Entertainer beseitigt ist, geht es weiter mit Witzen, Geschichten aus seinem Leben und seiner Arbeit als Pfarrer und umgedichteten Liedern.

    Humor mit religiösem Bezug

    In allem stecken zwei Zutaten: Humor und ein religiöser Bezug. So auch in der Geschichte aus seiner Jugend, die Hannes Schott aus seinem Buch „Raus aus dem toten Winkel“ vorliest. Sie handelt von seinen Erfahrungen mit dem Schulsport, die ihm den Stempel „unsportlich“ aufdrückten – und das, obwohl er jeden Morgen mit dem Fahrrad zur Schule fuhr. Die Pointe: „Ich bin der Meinung, dass es vielen Menschen mit der Kirche und dem Glauben so geht wie mir mit dem Sport. Sie halten sich für nicht religiös, weil die Erfahrungen mit der Kirche gemacht haben, die ihnen die Begeisterung genommen haben. Ich glaube, dass niemand wirklich nicht-religiös ist, genauso wenig wie ich wirklich unsportlich bin“, sagt Hannes Schott.

    Schott verkleidet sich als Howard Carpendale

    Hinter allem Witz steckt bei ihm eine christliche Botschaft – aber in jeder christlichen Botschaft steckt auch ein Witz. Gelacht werden darf über alles, von der Jungfrau Maria bis hin zu Martin Luther. So dichtete er das Lied „Tür an Tür mit Alice“ von Howard Carpendale kurzerhand um in „Tür an Tür mit Luther“. Darin besingt er, wie Luther auf der Wartburg einzog, die einem Ur-Ahn Carpendales gehörte.

    Als Howard Carpendale verkleidet performt Hannes Schott „Tür an Tür mit Luther“ – eine umgedichtete Version des Originals von „Tür an Tür mit Alice.“ 
    Als Howard Carpendale verkleidet performt Hannes Schott „Tür an Tür mit Luther“ – eine umgedichtete Version des Originals von „Tür an Tür mit Alice.“  Foto: Denise Kelm

    Für die Performance legt er eine blonde Perücke, einen Schal an und singt im englischen Akzent: „Ein Freund rief an, mit leisem Ton. Mmh, sagt er, du weißt wohl schon – von Luther. Und ich schaute zum Fenster, schaute hinaus: Eine Möbelkutsche stand vor dem Haus. Und ich glaubte, dass ich nicht richtig sah, denn auch Luther war da. Seitdem wohnt er bei mir, mit seinem Temperament. Er übersetzt aus Langeweile das Neue Testament.“ Musikalisch unterstützt ihn der Ukulele-Stammtisch Langerringen, zu dem auch der Schwabmünchner Pfarrer Andy Gatz gehört. Hannes Schott selbst spielt nebenbei auf seiner Nasenflöte. Wenn er das tut, sieht es ein etwas aus, als würde er Nase schnauben. Nur die Töne klingen besser.     

     Hannes Schott singt, erzählt und witzelt vor rund 100 Gästen in der Dietrich-Bonhoeffer-Kirche Großaitingen. Im Vordergrund sitzt der Ukulele-Stammtisch Langerringen.
     Hannes Schott singt, erzählt und witzelt vor rund 100 Gästen in der Dietrich-Bonhoeffer-Kirche Großaitingen. Im Vordergrund sitzt der Ukulele-Stammtisch Langerringen. Foto: Denise Kelm

    Dass Humor zum Christentum gehört, hat sich der Pfarrer Schott nicht ausgedacht. Nein, Jesus selbst sei ein vergnügter Mensch gewesen: „Es gibt Beispiele, dass Jesus seine Botschaft mit Humor rübergebracht hat“, sagt er. Beleg dafür seien gewitzte Zitate wie: „Was siehst du aber den Splitter in deines Bruders Auge und nimmst nicht wahr den Balken in deinem Auge?“ Bei Schott muss nicht nur das Verständnis, sondern auch der Witz religionsübergreifend sein. Kennen Sie den schon? „Ein Imam ärgert sich, weil in seiner Moschee keiner mehr die Schuhe auszieht. Er schreibt ein Schild: Die Schuhe in der Moschee nicht auszuziehen, ist eine dem Ehebruch ebenbürtige Sünde. Am nächsten Tag hängt ein Zettel darunter: Hab’s probiert – kein Vergleich!“    

    Schott spricht die Skandale der Kirche an

    Bei allem Spaß schreckt der Pfarrer nicht vor den ernsten Problemen zurück. Er spricht die Missbrauchsskandale der Kirche an. Mit seinem Motto „Kirche darf Spaß machen“ möchte er die Bedingungen ändern, sodass solche Vorfälle verhindert werden: „Dazu gehört es, diese Machtstrukturen abzubauen. Dafür braucht man Humor. Ich glaube, die Strenge der institutionellen Machtstrukturen macht es leicht, dass da hinter verschlossenen Türen so manches stattfinden kann“, sagt Hannes Schott. 

    Nach seinem Auftritt kaufen viele begeisterte Zuschauer das Buch „Raus aus dem toten Winkel“ von Hannes Schott (links).
    Nach seinem Auftritt kaufen viele begeisterte Zuschauer das Buch „Raus aus dem toten Winkel“ von Hannes Schott (links). Foto: Denise Kelm

    Bei den rund 100 Gästen kam der Abend hervorragend an. Den Pfarrer Schott wollten sie gar nicht mehr gehen lassen, der Applaus wurde mit Fußgetrommel unterstrichen. Das Gesamtpaket aus Witz, Gesang und tieferem Sinn kam sehr gut an: „Mir hat die Botschaft gefallen, dass man alles mit Humor nehmen soll, auch wenn einen etwas ärgert“, sagt Helga. Katharina ist zusammen mit ihrer Mutter gekommen und erzählt: „Ich fand’s super, total unterhaltsam. Es war definitiv viel dabei, was man mitnehmen kann für die Gemeinde vor Ort.“ Christine hat sich sogar im Anschluss das Buch gekauft. Sie sagt: „Die Mischung hat mir gefallen. Auch, dass er seine persönlichen Erfahrungen teilt.“

    Wer neugierig auf mehr Geschichten aus dem Leben von Hannes Schott ist, kann in seinem Buch „Raus aus dem toten Winkel“ (Kösel-Verlag 2020) nachlesen.

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