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Innovative Klärschlammverwertung: Kommunen im Augsburger Land setzen auf Pyrolyse

Landkreis Augsburg

Die Schlacht um den Klärschlamm

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    Von schmutzig zu sauber. Kläranlagen, im Bild die Anlage in Bobingen, sorgen für klare Gewässer.
    Von schmutzig zu sauber. Kläranlagen, im Bild die Anlage in Bobingen, sorgen für klare Gewässer. Foto: Elmar Knöchel

    Bei Spaziergängen entlang der Wertach oder des Lechs können Spaziergänger Kläranlagen bei der Arbeit zusehen. Sie sorgen dafür, dass das Schmutzwasser aus den Städten und Gemeinden gereinigt wird und Flüsse und Seen sauber bleiben. In den Anlagen bleibt ein übelriechendes Stoffgemisch zurück: Der Klärschlamm. Der wurde bisher als Dünger auf Felder gebracht oder zur Energiegewinnung in Müllverbrennungsanlagen oder Zementwerken verbrannt. Für die Entsorgung zahlen Kommunen aktuell rund 140 Euro je Tonne. Aber die Bestimmungen haben sich geändert.

    Das Ausbringen auf Ackerflächen wird, wegen der enthaltenen Schwermetalle, Medikamentenrückstände und Mikroplastik nur noch eingeschränkt möglich sein.

    Klärschlammentsorgung nur noch mit Phosphor-Rückgewinnung

    Auch das Verbrennen wird problematisch, da das im Schlamm enthaltene Phosphor ein knapper Rohstoff ist, der als Dünger in der Landwirtschaft gebraucht wird. Vor diesem Hintergrund haben sich der Abwasserzweckverband Lechfeld, die Stadt Bobingen und Gemeinden aus dem Augsburger Land und dem Ostallgäu zu einem gemeinsamen Kommunalunternehmen (gKU) zusammengeschlossen. Bei Buchloe soll eine Pyrolyse-Anlage zur Klärschlammverwertung entstehen. Dabei wird in einem innovativen Verfahren Phosphor zurückgewonnen und Medikamentenrückstände sowie Mikroplastik entfernt. Aus dem getrockneten Schlamm soll ein Produkt entstehen, das in der Schaffung von „Schwammstädten“ eingesetzt werden könnte. Zusätzlich könnte zurückgewonnener Phosphor für die Düngemittelherstellung verwendet werden. Die Endprodukte würden als verkaufsfähiges Produkt gelten und nicht mehr dem Abfallrecht unterliegen. Das Produkt, so die Verantwortlichen, würde am Ende als CO₂-neutral eingestuft.

    Aus Schmutzwasser werden in den Kläranlagen Feststoffe gefiltert und abgeschieden.
    Aus Schmutzwasser werden in den Kläranlagen Feststoffe gefiltert und abgeschieden. Foto: Elmar Knöchel

    „Es geht nicht darum, mit Klärschlamm Geld zu verdienen“, sagte Rudolf Schneider, der Vorsitzende des Abwasserzweckverbandes Lechfeld, bei einer Sondersitzung des Verbandes. Vielmehr solle durch das Verfahren Entsorgungssicherheit für Kommunen hergestellt werden. Gleichzeitig soll Preisstabilität erreicht werden. Durch monopolähnliche Strukturen bei der Entsorgung hätten Kommunen nur wenig Einfluss auf die Preise, so Schneider. Nötig geworden war die Sondersitzung, da die Bürgermeister der Verwaltungsgemeinschaft Türkheim für Irritation gesorgt hatten. Sie warfen den Verantwortlichen des gKU Irreführung vor. Diese waren zunächst davon ausgegangen, dass für die neue Anlage in Buchloe die 4. Bundesimmissionsschutzverordnung (4. BIMSchV) gelten würde. Die Kostenberechnungen waren unter diesen Vorgaben durchgeführt worden. Kürzlich sei dann klar geworden, dass in Wirklichkeit die strengeren Regelungen nach dem 17. BIMSchV gelten werden. Das führe zu erheblich höheren Kosten. Diese Vorgehensweise nannte der Wiedergeltinger Bürgermeister Norbert Führer „unseriös“ und kündigte Konsequenzen an.

    Abfallzweckverband wehrt sich gegen Vorwürfe aus dem Ostallgäu

    Dazu erklärte Rudolf Schneider vom Abwasserzweckverband Lechfeld: „Bei den Verwaltungsratssitzungen des gKu im September und Oktober 2024 saß auch der Vertreter der VG Türkheim, Christian Kähler, mit am Tisch, als das Thema erläutert wurde. Die darauffolgende Abstimmung erfolgte einstimmig.“ Daher seien die Aussagen aus seiner Sicht unverständlich. Es sei zu keiner Zeit unseriös gearbeitet oder Tatsachen verschleiert worden. Zusätzlich seien die von Führer und Kähler genannten Summen, mit denen die VG Türkheim haften müsste, nicht korrekt. „Ein Austritt der VG Türkheim, die ja bereits Mitglied des gKU ist, kann natürlich gemäß den Bestimmungen der Mitgliedssatzung erfolgen“, sagte Rudolf Schneider. Auf den Bau der Anlage und den Betrieb der Klärschlammverwertung in Buchloe habe das nur wenig Auswirkungen. Zu den Hintergründen der Attacken aus Türkheim sagte Schneider: „Da kann ich nur spekulieren. Eventuell liegt es daran, dass dort ein neues Angebot des bisherigen Entsorgungsunternehmens auf dem Tisch liegt.“

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