Pfarrer Dr. Bernhard Sokol aus Augsburg war zu Gast im Gemeindezentrum der Versöhnungskirche in Lagerlechfeld. Für sein Thema des Abends, „Eine kurze Geschichte des Islam – kulturelle Leistungen und Reibungsflächen“, wurde Frauenoase für Männer geöffnet. Der Vorsitzende der Stiftung Evangelisches Waisenhaus und Klauckehaus in Augsburg-Hochzoll hat sich intensiv mit der Geschichte und den Lehren des Islam beschäftigt und ist als Religionslehrer in mehreren Schulen tätig.
So fasste Sokol seinen Vortrag zusammen: Der Islam ist die jüngste, nachbiblische, monotheistische Weltreligion. Im 7. Jahrhundert durch das Wirken des Propheten Mohammed aus Mekka entstanden, zeigt er einerseits viele Gemeinsamkeiten mit biblischen Texten, andererseits finden sich auch spezifische Umdeutungen und veränderte Weichenstellungen, die eine eigene Theologie und Weltdeutung begründen. Der Islam will eine Überbietung und „Richtigstellung“ der biblischen Botschaft sein, was einerseits zu Akzeptanz und Wertschätzung von Juden und Christen als „Völker des Buches“ führt, zugleich aber auch eine Vormachtstellung vor allen anderen Religionen beansprucht. Die Behauptung, die wahre Botschaft einzig und allein zu vermitteln (der Koran sei eine Kopie der „Mutter aller Bücher“ im Himmel), erklärt die Dynamik bei der Ausbreitung der Botschaft, zugleich aber auch die Bereitschaft, die Botschaft notfalls mit Gewalt, mit Feuer und Schwert durchzusetzen.
Der Islam war früher in mancher Hinsicht offener als heute
Von der hohen Bildungsoffenheit des Mittelalters sei der heutige Islam weit entfernt. In seinem Vortrag ging Bernhard Sokol den Gemeinsamkeiten mit Juden- und Christentum nach, ließ aber auch die Reibungsflächen nicht unerwähnt. Bei den anschließend diskutierten Fragen wurde der wesentliche Unterschied zum Christentum in der Person und Bedeutung von Jesus Christus herausgearbeitet. Für Christen ist Jesus Gottes Sohn und Erlöser der Menschen. Dagegen ist er im Islam nur ein Prophet, der unter dem Propheten Mohammed steht. Trotz dieses wesentlichen Unterschieds bekennt sich Sokol zur friedlichen Koexistenz und zum Dialog mit den verschiedenen muslimischen Gemeinden in Augsburg.
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