Die Planungen zur neuen Kläranlage waren eigentlich abgeschlossen. Eigentlich. Denn seit dem Jahreswechsel sorgt „Karl“ für massive Probleme. „Karl“ steht für „Kommunalabwasserrichtlinie“. Und die wurde von der EU zu Jahresbeginn neu aufgelegt. Zur Umsetzung der Vorgaben hat die Bundesregierung 30 Monate Zeit. Teil der neuen Vorgaben ist eine geänderte Art der Beprobung der einzuhaltenden Stickstoffwerte. Die bisherige Planung der Anlage ist auf das aktuell geltende Verfahren ausgelegt. Somit dreht sich die Frage, darum, ob die bisherige weitergeführt werden soll, oder ob nach den künftig geltenden Vorgaben gebaut wird. Das Problem: Bislang ist nicht bekannt, ob die EU-Vorgaben übernommen oder noch angepasst werden.
Aktuell gibt es keine Erfahrungswerte
Erfahrungswerte von anderen Projekten gibt es laut Frank Bittner vom Planungsbüro Obermeyer derzeit nicht, weil die Anlage in Schwabmünchen derzeit die Einzige ist, die geplant wird. Bittner hat beim Wasserwirtschaftsamt wie auch beim bayerischen Umweltministerium nachgehakt. Beide Stellen gaben die Empfehlung, sich nach “Karl“ zu richten. Auch Gespräche mit anderen Fachinstitutionen wie der Uni Kaiserslautern brachten keine weiteren brauchbaren Erkenntnisse. Klar ist: „Die Anlage muss nach den neuen Vorgaben mehr können. Mit den bisherigen Planungen sind die neuen Werte nicht einzuhalten“, erklärt Bittner.

Die Frage, wie nun verfahren werden soll, sorgte für eine intensive Diskussion im Rat. Germar Thiele wie auch Ivo Moll waren der Ansicht, dass die Stadt die bisherige Planung weiterverfolgen soll. „Das gilt noch nicht und niemand kann verlässlich sagen, wann es in Kraft tritt“, stellten beide fest. Andere warnte vor der Gefahr, dass am Ende nachgebessert werden muss. Dazu stellte Experte Bittner dar, dass „eine Nachrüstung möglich, aber teuer wäre.“
Die Kostenfrage ist noch ungeklärt
Offen blieb auch die Frage, welche Kosten eine Nachplanung nach sich ziehen würde. Bittner erklärte hierzu, „dass nicht alle Bereiche der Anlage umgeplant werden müssen. Aber die Planungskosten werden zwischen 120 und 140.000 Euro liegen.“ Konkrete Zahlen konnte er aber nicht nennen. Die Schätzung war Bürgermeister Lorenz Müller zu hoch. Am Ende wurde mit 14:7 Stimmen dafür votiert, dass das Büro Obermeyer ein konkretes Angebot zur Weiterplanung erstellen soll, und dann eine endgültige Entscheidung fällt.

Leichter fiel der Entschluss bei der Trafoanlage der Kläranlage. Das Büro Obermeyer hatte zwei Varianten vorgeschlagen. Zum einen den Ausbau der bestehenden Niedrigspannungsanlage oder den Neubau einer Mittelspannungsanlage. Letztere wäre dann im Eigentum der Stadt. Das Büro Obermeyer favorisierte den Neubau, da dieser deren Berechnungen nach im Betrieb günstiger wäre und die Mehrkosten nach einer gewissen Zeit sich so amortisiert hätten. Zudem wäre dann Technik nach dem aktuellen Stand verbaut. Doch diesem Ausführungen entgegnete Stadtrat Bernhard Albenstetter (CSU), dass der Vorteil bei den Kosten schnell dahin sei, da sich die Netzentgelte der Mittelspannung immer - auch rückwirkend - am höchsten Preis orientieren. Daher seien die Kosten nicht kalkulierbar. „Im schlimmsten Fall gibt es am 31. Dezember für eine Viertelstunde eine Preisspitze und wir bezahlen das fürs ganze Jahr.“ Dies überzeugte die anderen Räte, sodass einstimmig für die Erweiterung des bestehenden Trafos votiert wurde.
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