Die Maienbowle, der Niklausmarkt, die Bobinger Singoldhalle: Hier überall hat der Königsbrunner Seemannschor traditionell seine Auftritte. Auch dieses Jahr wieder, obwohl der Chor seit Anfang des Jahres ohne seinen Chorleiter Andreas Lübke auskommen muss. Sänger und Vorstand hatten diesem zum Jahresende die Kündigung des Dirigats ausgesprochen. Über die Gründe dafür gehen die Ansichten des Chorleiters und seines Abteilungsleiters Rainer Ullrich auseinander.
Auftritt beim Königsbrunner Niklausmarkt führt zum endgültigen Bruch
„Es war einfach so, dass wir einen Schlussstrich ziehen mussten“, sagt der Abteilungsleiter Chor des Königsbrunner Segelclubs, Rainer Ullrich. Es habe den Sängern missfallen, wie Chorleiter Andreas Lübke mit diesen umgegangen sei.
Zum „großen Knall“ sei es unmittelbar vor dem Auftritt am Niklausmarkt vor Weihnachten gekommen. Schon bei der Probe zuvor und beim Auftritt selbst hätten mehrere Mitglieder angekündigt gefehlt, unter anderem Ullrich selbst, der am Termin seinen 75. Geburtstag feierte. Chorleiter Lübke hätte während des Auftritts durch Mimik und Gestik, unter anderem seine fehlende Verbeugung am Ende, sein Missfallen über das Fehlen der Sänger gegenüber dem Publikum deutlich gemacht. „Der Gitarrist hat gefehlt und der erste Akkordeonspieler. Man hat mir außerdem im Vorhinein gesagt, dass die letzte Probe vor dem Auftritt gleich ganz ausfalle“, bemängelt Andreas Lübke dagegen die Qualität des Auftritts mit der fehlenden Besetzung.
Bislang habe er als studierter Pianist und Dirigent und freiberuflicher Musiker einmal die Woche die Probe des Seemannschors geleitet. Durch die Kündigung, die er auch wegen der ausgebliebenen Kündigungsfrist bemängelt, fehlten ihm Einnahmen von rund 1000 Euro. Einen schriftlichen Vertrag hätte es nicht gegeben.
Nach dem Auftritt am Niklausmarkt hätte Lübke schriftlich beim Vorstand die fehlende Teilnahme bemängelt und nochmals nach dem geplanten Projektchor gefragt. „Ohne den ist der Seemannschor irgendwann tot“, sagt Lübke. An eben diesem Projektchor lassen sich die unterschiedlichen Ansichten von Chorleiter und Sängern, was die Zukunft des Chors angeht, ablesen - was dann wohl auch unmittelbar zum Bruch am Jahresende geführt hat.
Chorleiter wollte Königsbrunner Seemannschor verjüngen
Der Vorschlag des Chorleiters: Ein Projektchor, der jüngere Mitglieder ab 40 Jahren aufwärts ansprechen soll, um den Chor, der hauptsächlich aus über 70-Jährigen besteht, zu verjüngen. „Mein Vorschlag wurde vom Vorstand auch zunächst positiv aufgenommen, aber dann nie weiter verfolgt“, sagt Lübke. Geplant habe er bis zur nächsten Maienbowle einen solchen Chor auf die Beine zu stellen. Mit Fortschreiten des Jahres, sei es aber zu spät für die Ausarbeitung eines Programms gewesen.
Man habe sich nie gegen die für September vergangenen Jahres anberaumte offene Chorprobe gestellt, sagt Ullrich. Die Probe habe aber nicht stattgefunden, weil der Chorleiter fehlte. Die Furcht der Chormitglieder sei, vom neuen Projektchor aufs Abstellgleis geschoben zu werden und am Ende nur noch auf Beerdigungen zu spielen. Unter den Sängern sei ein ausgebildeter Laienchorleiter, der den Chor nun führe, sodass alle anstehenden Auftritte durchgezogen werden könnten. Schon zuvor habe man Auftritte ohne Lübke bestritten. Man sei immer bestrebt neue Mitglieder zu werben und versuche dies bei jedem Auftritt.
Im Februar soll regulär ein neuer Vorstand gewählt werden. Ob es danach mit einer Chorleitung weitergeht, ist ungewiss. Angaben Lübkes zufolge, sei dieser für einen Weg zurück offen. „Es sterben so viele Chöre. Der Seemannschor ist mit seinem Liedgut einfach etwas besonderes.“
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