Das Museum in Schwabmünchen hat eine neue Sonderausstellung namens „Alles was bleibt“ eröffnet. Was bleibt vom Menschen, lange nachdem er fort ist? Skelette und Tonscherben hinterließen die römischen Siedler von Rapis, die einst dort lebten, wo heute Schwabmünchen steht. Was finden unsere Nachkommen in tausend Jahren? Plastikflaschen und leere Tüten – oder spannende Kunstobjekte? Dieser Frage widmet sich die neue Sonderausstellung „Alles was bleibt“ im Museum Schwabmünchen. Zehn Künstlerinnen und Künstler aus dem Atelier der Ulrichswerkstätten haben anderthalb Jahre an Konzept und Umsetzung der Sonderausstellung gearbeitet. Für ihre Kunst haben sie gereinigte Abfallprodukte recycelt. Das Ergebnis ist bunt, überraschend und lehrreich: Gleich am Eingang steht der „Müllsurfer“ – eine Menschenskulptur aus Wegwerfplastik, die auf einem Surfbrett über einen Ozean voll Müll gleitet. Einen Raum weiter wartet eine Skulptur aus Kabeldrähten. Auch einen gewebten Wandteppich aus Kaffeeverpackungen findet man, sowie ein funkelndes Kleid aus alten CDs.

„Ich habe das Werkstatt-Atelier gefragt, ob sie eine Sonderausstellung für die beiden Räume erarbeiten wollen. Das Thema haben sie sich selbst überlegt“, sagt Dr. Doris Hafner, Leiterin des Kulturbüros und des MUGS (Museum und Galerie der Stadt Schwabmünchen). „Ich versuche schon länger, mit dem Atelier der Ulrichswerkstätten ein Projekt zu machen. Sie haben bisher keine Plattform im öffentlichen Raum. Das möchte ich ändern. Es ist immerhin eine Besonderheit, dass die Werkstätten in Schwabmünchen ein Atelier haben.“ Das Ergebnis ist eine Gemeinschaftsausstellung: Die Künstler haben nicht einzeln an den Werken gearbeitet, sondern zusammen. Deswegen sind die Arbeiten auch nicht signiert – sie lassen sich keiner Einzelperson zuordnen. Eine zweite Besonderheit ist, dass es sich um eine interaktive Ausstellung handelt: In einem der beiden Räume steht eine Wanne mit gereinigten Plastikabfällen. Einerseits können die Besucher hindurchwaten und so das Leben von Menschen nachempfinden, die in Armut an Müllkippen leben. Andererseits dürfen die Besucher die Artikel aus der Wanne nehmen und in der Kreativecke selbst künstlerisch mit dem Müll experimentieren.

„Das Thema ist sehr gesellschaftskritisch. Die Künstler aus den Werkstätten bringen etwas auf den Punkt, das uns seit Jahren begleitet“, sagt Hafner. Nachhaltigkeit ist nicht nur ein Thema der Ausstellung, auch das MUGS achtet auf ein nachhaltiges Konzept: „In der Ausstellung hängen Schautafeln mit Informationen zum Thema Müll. Wenn die Ausstellung am 5. Oktober endet, gebe ich die gerne an interessierte Schulen weiter.“ Die Fahnen, die anlässlich der letzten Ausstellung draußen hingen, hat die Museumsleiterin zu Kissenbezügen umnähen lassen. Sie polstern nun die Kreativecke.

Bei den Besuchern kommt das Konzept gut an. „Ich finde das super interessant, gefällt mir sehr gut“, sagt Alexander Schmid. „Mein Sohn hat mich drauf gebracht. Er fängt auch in den Ulrichswerkstätten an. Das Thema Nachhaltigkeit beschäftigt mich schon länger, weil es jeden Menschen im Alltag betrifft. Ich finde es gut, dass man aus dem, was für uns Müll ist, etwas Schönes baut. Und auch mal darüber nachdenkt, was man tun kann, damit gar nicht so viel Müll entsteht.“ Auch der Musiker Dan, der als Solokünstler mit Gitarre und Mundharmonika für musikalische Begleitung sorgt, denkt über Nachhaltigkeit nach: „Ich bin extra zu Fuß hergekommen. Ansonsten habe ich so viel Bezug zu dem Thema, wie jeder Mensch haben sollte. Immerhin auf 60 neue Kleidungsstücke pro Jahr komme ich nicht“, sagt er. Die Zahl 60 sorgt bei der Eröffnung für ungläubiges Staunen – denn so viele neue Kleidungsstücke kauft der Deutsche im Durchschnitt pro Jahr.
Das Atelier gibt es seit 13 Jahren
Auch Gabriela Thumser ist beeindruckt: „Ich bin als Begleitperson mitgekommen, ohne zu wissen, was mich erwartet. Was man aus der Idee, mit Müll Kunst zu produzieren, alles machen kann, finde ich toll. Ich denke gerade über dieses Bild mit den Papierröllchen nach und frage mich, wie die wohl hergestellt werden.“ Alexandra Sauer ist Gruppen- und Atelierleiterin sowie Kunstassistentin in den Ulrichswerkstätten Schwabmünchen. Sie tritt dazu und erklärt die Herstellung der Papierröllchen: „Wir haben Metallstäbe genommen und Papierwerbung aus der Zeitung darüber gerollt, dann das Ende mit Klebeband fixiert.“ Zusammen mit den Künstlern hat Sauer die Ausstellung umgesetzt. „Das Atelier gibt es seit 13 Jahren. Die Menschen bei uns haben entschieden, einen künstlerischen Arbeitsplatz zu belegen. Jeder Künstler darf im Atelier mit dem Material arbeiten, das er selbst auswählt und setzt um, was er möchte. Mein Job ist es, dafür den Weg freizumachen. Aber ich nehme keinen Einfluss auf das Ergebnis.“
Miriam ist eine der Künstlerinnen aus dem Werkstatt-Atelier. Stolz zeigt sie ein Bild aus Kaffeekapseln, an dem sie maßgeblich beteiligt war: „Ich habe an der Ausstellung mitgearbeitet und es war superschön. Wir haben gehäkelt, geklebt – ich habe bei mehreren Objekten mitgeholfen.“

Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden