Die Wertachkliniken engagieren sich bereits seit vielen Jahren mit Vorträgen und Schulprojekten, um die Öffentlichkeit über das Thema Organspende zu informieren. Und natürlich wird auch das Personal in den beiden Krankenhäusern in Bobingen und Schwabmünchen regelmäßig geschult. Denn Organspende hat viele Gesichter: Mediziner, Pflegende, Spendende, Angehörige und Gerettete.
Bis Mitte Juli informieren jeweils zehn Roll-ups in den beiden Standorten der Wertachkliniken über junge Menschen, die mit einem Spendenorgan leben. Fotograf Micha Neugebauer hat die jungen Frauen und Männer porträtiert, die sehr persönliche Texte über ihre Krankheit, die Transplantation und das Leben mit dem gespendeten Organ geschrieben haben.
Fast 200 Kinder auf der Warteliste für Organspenden
Sibylle ist eine von ihnen. Sie hatte mit zwölf Jahren eine Myokarditis und lebt nun bereits seit zwölf Jahren mit einem gespendeten Herz. Neben ihrem Studium zum Physician Assistant arbeitet sie als Rettungssanitäterin, weil sie, wie sie schreibt, anderen Patienten etwas von ihrem geschenkten Leben zurückzugeben möchte.
Auf der Warteliste von Eurotransplant standen in den vergangenen fünf Jahren jeweils rund 180 Kinder unter 16 Jahren. Etwa die Hälfte von ihnen sind Säuglinge im ersten Lebensjahr, und nicht immer können Angehörige mit einer Lebendspende helfen. Im Jahr 2024 haben in Deutschland insgesamt 243 Kinder unter 16 Jahre ein Spendenorgan bekommen, davon waren knapp 23 Prozent sogenannte Lebenspenden. Die anderen 188 Organempfänger verdanken ihr Leben einem Organspender oder einer Organspenderin. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass zum Jahresende 2024 noch 178 Kinder auf ein Organ gewartet haben.
Ausstellung soll zur Organspende ermutigen
Auf den Roll-ups, die bis Mitte Juli in den Wertachkliniken ausgestellt sind, schreiben 20 junge Menschen über ihr Leben mit einem gespendeten Organ. Damit wollen sie ihre Mitbürger dazu ermutigen, sich mit dem Thema Organspende auseinanderzusetzen und einen Organspende-Ausweis auszufüllen. Man kann in diesem Ausweis sowohl Ja als auch Nein ankreuzen.
In jedem Fall sorgt man damit für Klarheit. Im Falle eines Falles wissen das nicht nur die behandelnden Mediziner zu schätzen. Auch die meisten Angehörigen sind erleichtert, wenn sie angesichts des eigenen persönlichen Verlustes nicht auch noch eine solche Entscheidung treffen müssen. Viele Hinterbliebene verweigern in dieser schweren Situation aus Unsicherheit und Überforderung ihr Einverständnis zur Organentnahme. Verständlicherweise. Es gehört Kraft dazu, angesichts des eigenen Verlustes daran zu denken, dass der potenzielle Spender oder die potenzielle Spenderin vielleicht gerne ein anderes Leben gerettet hätte.
Die Kinderhilfe Organtransplantation (KiO) hat die Ausstellung in den Wertachkliniken mit ihrem Juniorteam KiO Youth zusammengestellt und wurde dafür bereits von der Stiftung ‚Über Leben‘ mit dem Organspendepreis 2023 ausgezeichnet. Der Verein KiO ist gemeinnützig und arbeitet spendenbasiert. Er unterstützt jedes Jahr über 500 Familien mit organkranken Kindern oder mit transplantierten Kindern. Der Verein hilft in sozialen Notlagen, fördert psychosoziale Angebote in Kliniken, unterstützt Elternvereine und begleitet transplantierte Jugendliche auf ihrem Weg in die Selbständigkeit.
KiO hat beispielsweise ein spezielles Freizeit-Programm entwickelt, damit organkranke Kinder nach ihrer oftmals jahrelangen Krankheit wieder neues Selbstvertrauen bekommen und der Zusammenhalt in den Familien gestärkt wird. (AZ)
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden