Das Schloss Mickhausen erhält sein historisches Gesicht zurück: Ein 100-Tonnen-Kran soll die vormontierte Konstruktion mit der glänzenden Zwiebelhaube am 4. Dezember ab etwa 10 Uhr auf das Hauptportal setzen. „Diese Aktion ist ein Schlusspunkt in der Fertigstellung der Fassade. Aber hoffentlich kein Schlusspunkt in der Fertigstellung des Staudenschlosses“, sagt Wolfgang Knabe. Er ist der Vorsitzende der Hermann-Messerschmidt-Kulturerbe-Stiftung, die das Schloss vor Jahren gekauft und seitdem fast elf Millionen Euro in die Sanierung investiert hat.
Seit 2019 wurde einiges bewegt: Aus dem baufällig gewordenen Staudenschloss ist wieder ein ansehnliches Kleinod geworden. Dazu gehört auch die neu erbaute Orangerie und der Renaissance-Garten mit Brunnen und Pavillon. Der Turm ist ein letztes Detail, auf das Wolfgang Knabe viel Wert legt: Denn mit der Konstruktion ähnelt die Optik wieder dem früheren Schloss. Schon die gemalte Karte von Andreas Rauch aus dem frühen 17. Jahrhundert zeigt die Mickhauser Schlossanlage mit zwei seitlichen Satteldachtrakten und einem Renaissancegiebel mit einem kleinen Türmchen. Aus der Vogelperspektive hielt Rauch über 300 Orte der ehemaligen Markgrafschaft Burgau fest. Er zog elf Monate durch die Region, um für Karl von Burgau, den Sohn von Erzherzog Ferdinand von Österreich und Bruder von Kaiser Maximilian II., eine möglichst detaillierte Karte anzufertigen.
Mehr Zeugnisse über den Turm hat Wolfgang Knabe zusammengetragen. So ist im Fugger-Archiv eine Rechnung für eine „Aushackung“ von Holz zur Reparatur des Schlossturms durch Zimmerermeister Wolfgang Stiegelmayer aus den Jahren 1757/1758 erhalten. In den Jahren danach wurde der Turm abgetragen und neu gebaut. Er war offenbar so baufällig geworden, dass nur ein Abriss und ein Neubau Sinn machten.
Zweimal wurde der Turm von Schloss Mickhausen abgerissen
Gekostet hatte das Projekt damals rund 600 Gulden, die Handwerker waren Maurermeister Joseph Koch und Zimmerer Wolfgang Stiegelmayer. Alleine für das Malen der Schlossuhr fielen 33 Gulden an. Bretter für den Bau stammten aus der Gegend und wurden von Landwirten mit Fuhrwerken geliefert. Anhand der erhaltenen Rechnungen der folgenden Jahre wird klar: Am Schloss gab es immer etwas zu tun. Hier eine Reparatur, dort eine Reparatur - das Schloss war eine einzige Baustelle.
In einem dürftigen Zustand übernahm knapp 100 Jahre später Albert Graf von Rechberg und Röthenlöwen das Schloss. Dr. Stefan Nadler hat in seiner Dokumentation zur Bau-, Ausstattungs- und Restaurierungsgeschichte des Gebäudes festgehalten: „Im Schlossgebäude wurden die Herrschaftsgerichtskanzlei, das Wartzimmer und Arreste, dann im mittleren Stocke 8 Zimmer bewohnbar hergestellt, dann die Küche hergerichtet, und die Gänge ausgeweißelt. Ebenso wurde die Dachung übergangen und ausgebessert, dann das westnördliche Eck des Dachstuhls durch die Einziehung von Balken vor dem Zusammensturz gesichert, endlich die schadhaften Hauptmauern ausgebessert und mit einem Spritzwurf versehen. Auch wurde ein neues Archiv-Zimmer hergerichtet, und der Schlossgrund untersucht wegen Austrocknung des Weihers, und das innere Quadrat des Schlossdaches mit blechernen Dachrinnen und Standröhren versehen, sowie der Abzug-Kanal neu hergestellt, und das auf dem Schlosse befindliche Thürmchen abgenommen.“ 182 Jahre bekommt das Schloss seinen Turm zurück.
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