„Das hat sich so angefühlt, wie eine weiche Karotte.“ Darauf folgt allgemeine Zustimmung: „So squishy.“ „Das ist voll cool.“ Das Melken der Kuh Irina an der Station 3 ist für keinen der Schüler des Leonhard-Wagner-Gymnasiums in Schwabmünchen alltäglich. „Der Bezug zur Landwirtschaft und damit auch zur Erzeugung unserer Nahrungsmittel geht verloren“, beklagt Christine Blank vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forst. Die Projektmanagerin des Programms „Erlebnis Bauernhof“ des Bayrischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus möchte das ändern. „Mit Hand, Herz und Verstand lernen“ – das ist das Motto auf dem Bioland-Hof Baur in Langerringen. Diesmal durfte sich je eine fünfte Klasse des Biologie- und des Geografieunterrichts des Leonhard-Wagner-Gymnasiums in Schwabmünchen an die fünf Stationen des Parcours wagen.
Der Melkstutzen einer Melkmaschine, Getreide- und Maiskörner – an der ersten Station werden einige Schuhkartons mit landwirtschaftlichen Gegenständen und Erzeugnissen bereitgehalten, die die Kinder ertasten und benennen sollen. Über das Leben der Kühe auf dem Hof und Grundsätzliches zur Kuhhaltung lernen die Fünftklässler bei Bauer Franz Baur an der zweiten Station. Hier können die Tiere gestreichelt und Fragen gestellt werden. Am Melkstand, der dritten Station, beantwortet Bäuerin Martina Baur eine der häufigsten Fragen der Kinder: „Wie kommt die Milch von hier eigentlich in mein Müsli?“ Zudem kann hier alles zum heutigen Melkvorgang erfahren werden, wie oft eine Kuh gemolken wird und wie viel Milch sie gibt. Schließlich darf selbst noch jeder ein paar Spritzer Milch aus der Kuh Irina herausmelken.
Das erfahren Schüler auf dem Langerringer Bauernhof
Getreu dem Motto des Programms machen mathematische Grundaufgaben an der vierten Station nicht nur den Bauernhof erfahrbar, sondern auch die Mathematik begreifbar. Damit wolle man abfallenden Schulleistungen im Bereich der Naturwissenschaften entgegenwirken, so Projektmanagerin Blank. Oft geht es dabei um Grundlagen: „Wenn wir ein Pfannkuchenrezept für sieben Personen haben und wissen wollen, wie viel uns die Zutaten pro Person kosten, wie könnten wir das dann errechnen?“
Bis die Kinder auf die Division durch sieben kamen, dauerte es. Blank gibt sich allerdings noch aus anderen Gründen besorgt: „Wenn ich zuvor schätzen lasse, wie viel ein selbstgemachter Pfannkuchen kostet, und die Kinder mit drei oder vier Euro antworten, dann weiß ich, dass dort irgendwo der Bezug zur Realität fehlt.“ Die fünfte Station klärt über die verschiedenen Getreidesorten und deren häufigste Verwendungen auf.
Auch den Schwabmünchner Schülern ging Praxiswissen verloren
Insbesondere die Corona-Pandemie habe die Tendenz hin zum computer- und schulbankgebundenen Lernen hin verschärft, meint Blank. „Daher sollen die Kinder das Wissen hier mit Tierkontakt, mit echten Menschen, mit echten Erfahrungen verknüpfen.“ Im Kuhstall des Bioland-Hofs Baur laden die fünf Stationen des Programms deshalb, so Blank, zum „Lernen mit allen Sinnen“ ein. Zuletzt versammelten sich die beiden Klassen im Heuschober des Kuhstalls und stellten dort gemeinsam mit den Gastgebern selber Butter her. Das Programm „Erlebnis Bauernhof“ ist für alle Zweit- bis Zehntklässler aller Schulformen und für Förderschüler ab der ersten Klasse. Jeder soll in seiner Schullaufbahn zweimal die Möglichkeit haben, gegen den Fahrtpreis von 3,50 Euro an dem Programm teilzunehmen. Abschließend meint Christine Blank: „Die Hoffnung ist natürlich immer, dass möglichst viel davon hängenbleibt.“
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