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Selbstversuch: Wie es sich anfühlt, zum ersten Mal Football zu spielen

American Football

Als Laie beim Football-Training: Überforderung und ein besonderes Gefühl

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    Selbstversuch: Wie es sich anfühlt, zum ersten Mal Football zu spielen?
    Selbstversuch: Wie es sich anfühlt, zum ersten Mal Football zu spielen? Foto: Christian Kruppe

    Der Quarterback, also der Spielmacher, gibt mir ein Signal, und ich laufe los, mache ein paar Schritte nach links, ehe ich geradeaus renne. Mein Gegenspieler - ein Verteidiger, der fast doppelt so breit ist, wie ich – läuft direkt neben mir, ich bin auf der Innenbahn und damit besser zum Ball positioniert. Der Ball kommt, ist ausnahmsweise nicht so hart geworfen, dass ich schon von vornherein sehe, dass ich keine Chance habe ihn zu fangen, und ich fange ihn. Meine Mannschaftskollegen für einen Tag applaudieren. „Du brauchst den Druck oder?“, fragt einer. Und er hat recht. Als ich alleine stand und den Ball nur fangen musste, habe ich es nicht geschafft. Jetzt, wo ich einen Gegenspieler habe, gelingt es mir. Es bleibt das einzige Erfolgserlebnis bei meinem allerersten Football-Training überhaupt, das auch sehr viele andere Eindrücke bereithält.

    Football ist seit Jahren im Kommen. Bei den Königsbrunn Ants (auf Deutsch: Ameisen), gibt es schon in der Jugend mehrere Teams. Die erste Männermannschaft spielt in der Bayernliga. „Boah, sind das kräftige Typen“ ist mein erster Gedanke, als ich die Mannschaftskabine betrete. Ich stelle mich kurz vor und fühle mich als relativ schlanker Mensch etwas fehl am Platz. Da ist es ganz praktisch, dass mich der Schulterschutz, den mir Trainer Torsten Kalb dann gibt, gleich etwas breiter macht. Ich bekomme auch ein Trikot, einen Helm und einen Mundschutz. Mein Helm ist mit einem Kinnschutz versehen, der ordentlich zieht, das soll später noch eine Rolle spielen.

    Königsbrunner Footballer klatschen sich ständig ab

    Dann geht es auf den Platz. Kunstrasen auf der Anlage im Sportzentrum West in Königsbrunn. In einer Ecke des Feldes übt eine Gruppe Cheerleaderinnen mit Musik. Tanzen wäre mir jetzt zwar etwas lieber, als die Aussicht von diesen kräftigen Typen in die Mangel genommen zu werden, aber ich geselle mich zur Truppe und stelle mich vor. Alle versammeln sich in einem Pulk, strecken den Arm aus und rufen irgendeinen motivierenden Spruch, der Teamgeist und Gemeinschaft ausdruckt, dann geht es los.

    Zunächst stehen Aufwärmübungen auf dem Programm und es wird viel gelaufen. Ich merke schon früh, dass das mit der Schutzausrüstung nochmal ein bisschen anstrengender ist. Gut gefällt mir aber, dass sich nach jeder Übung, nach jedem Lauf einmal kurz abgeklatscht wird. So viele fremde Hände wie in der ersten halben Stunde des Trainings habe ich glaube ich im vergangenen Jahr nicht berührt. Irgendwie fördert das aber das Gemeinschaftsgefühl und zeigt: Auch der viel zu schmale, nach ein paar Läufen schon leicht schnaufende Redakteur gehört – zumindest heute – dazu.

    Ein seltenes Ereignis: Der Redakteur fängt den Football.
    Ein seltenes Ereignis: Der Redakteur fängt den Football. Foto: Christian Kruppe

    Beim Zweikampf einfach weggeschoben

    Dann kracht es zum ersten und für mich einzigen Mal. Zwischen den Läufen gibt es eine körperliche Übung. Ich habe den Football und laufe auf einen Gegenspieler zu, den ich wegdrücken soll. Das fühlt sich aber mehr so an, als prallte ich an ihm ab. Dann bin ich dran und soll den Offensivspieler mit dem Ball blocken. Er läuft auf mich zu und drückt mich so weg, dass ich fast falle. Mein Gegenspieler hält mich schnell noch fest und verhindert das.

    Danach gibt es mehrere Übungen mit dem Football und ich merke schnell, wie herausfordernd die Koordination von Hand und Augen ist. Ich scheitere mehrmals beim Versuch das Ei zu fangen, bis ich ein kleines Erfolgserlebnis habe. Meinen Helm ziehe ich da kurz aus, weil er so sehr gedrückt, dass ich starke Kopfschmerzen habe. Ich setzte ihn kurze Zeit später wieder auf, aber diesmal ohne den Kinnschutz. Das hilft, jetzt drückt er nicht mehr.

    Trotz des anstrengenden Trainings kann auch der Football-Laie zwischendurch lachen.
    Trotz des anstrengenden Trainings kann auch der Football-Laie zwischendurch lachen. Foto: Christian Kruppe

    Selbstversuch beim Football: Die Ansagen sind für Laien schwer zu verstehen

    Wir üben mittlerweile Spielzüge, die der Quarterback ansagt. Ich verstehe nur Bahnhof, generell ist das Training eine Mischung aus Englisch und Deutsch, die beiden Co-Trainer machen alle Ansagen auf Englisch. Ich bin in der Angriffsreihe. Wir versuchen den Ball über die nächste Marke zu tragen oder zu werfen, ich habe nur die Aufgabe bestimmte Wege zu laufen. Das ist ganz gut so, denn irgendwie ist alles schon überfordernd genug.

    „Am Anfang ging es mir auch so, das ist schon sehr viel“, sagt Vinzenz Gaugigl. Der 22-Jährige spielt seit sechs Jahren Football. Er hat die Position des Wide-Receivers, er versucht die Bälle des Quarterbacks zu fangen und in Richtung Endzone loszulaufen. „Das Schönste ist für mich, Touchdowns zu schaffen“, sagt er. Um möglichst athletisch und beweglich zu sein, geht er fünfmal in der Woche ins Fitnessstudio.

    Seine Beweglichkeit braucht Gaugigl jetzt, denn sein Team übt noch ungefähr eine halbe Stunde lang Spielzüge ein. Die haben Namen wie „Spread right, strong sweep“ und mich noch mehr verwirren. Abschließend gibt es noch einmal Dehnübungen und das Team kommt zusammen. Das Prozedere kenne ich jetzt, alle stehen beieinander, reißen die Arme nach oben und beschwören den Teamgeist und beenden das Training nach etwas über zwei Stunden. Auch wenn mir dieses Miteinander sehr gut gefällt, bin ich ganz froh, dass ich das nicht regelmäßig mache. Als chronischer Tollpatsch könnte ich mehr Hand-Augen-Koordination zwar ganz gut gebrauchen, aber das ist mir dann auf Dauer wahrscheinlich doch zu anstrengend. Wenn ich nicht so viele Bälle fangen oder Zweikämpfe führen müsste, würde es mir wahrscheinlich noch mehr Spaß machen.

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