Ob Frühlingsfest, Osterplärrer oder Hochzeitswalzer - wer Tracht trägt, ist, zumindest in Bayern, für jeden Anlass angezogen. Werner Sedlmeir vom Trachtenhof Sedlmeir hat in seinem Geschäft in Schwabaich bei Langerringen die größte Auswahl an Trachtenkleidung und Trachten-Accessoires im Landkreis Augsburg. „Vom Schuh bis zum Hut haben wir alles da“, sagt er. Dirndl in allen Größen und Farben, eine eigene Hochzeitsabteilung und alles für die kleinen Trachtenfreunde. Ganz besonders ist jedoch seine Herrenausstattung. Neben Zukäufen gibt es dort eine große Auswahl an Lederhosen nach eigenem Schnitt, die in Bayern gegerbt, gefärbt und genäht wurden.
Alles beginnt mit dem richtigen Leder, sagt Werner Sedlmeir. Wildbockleder von der Ziege bestellt der Trachtenhof als Crust-Ware, also als halb fertige Ware aus Indien. „Wir haben Zertifikate, dass das Leder wirklich chromfrei ist“, betont er. Denn für das Wildbockleder setzt er auf die umweltschonende, nachhaltige und hautverträgliche pflanzliche Gerbungen. „Der Hauptgerbstoff ist Akazienrinde“, sagt Sedlmeir. In einer in Bayern ansässigen Gerberei wird das Leder so fertiggestellt.

„Der Hirsch ist sämisch gegerbt.“ Hirschleder, das Sedlmeir etwa aus Neuseeland importiert, ist die zweite Lederart, die gut für Lederhosen geeignet ist. Diese Gerbung ist ebenfalls natürlich und basiert primär auf Fischtran. Da diese Art der Gerbung so aufwendig ist – sie erfordert sechs Handarbeitsgänge und muss immer wieder eingestrichen und getrocknet werden – ist das Leder entsprechend teuer.
Aktuell liegen helle Töne und Antik-Farben im Trend
In der bayerischen Gerberei wird die Lederhose dann auch gefärbt. „Das wird nicht gespritzt, sondern mit der Bürste aufgetragen.“ Dafür wird etwa Blauholz verwendet. Wie viele unterschiedliche Farbtöne es gebe, könne er nicht beziffern, da man ständig neue Farben ausprobiere. Besonders beliebt seien derzeit Antik-Farben und helle Töne.

Die Färbung sei der Grund, warum selten europäisches oder deutsches Leder verwendet wird, sagt Sedlmeir. Das Leder des heimischen Hirsches habe oft kleine Löcher, die durch Mückenstiche entstehen, oder verheilte Risse, die sich die Tiere im Wald zugezogen haben.
Dort sammle sich die Farbe: „Und die Farbe in dem Loch kriegst du nicht mehr raus.“ Vor allem bei den hellen Hosen falle das auf. Während das manche Kunden nicht stört und sie ein „schönes europäisches Original“ trotz kleiner Flecken bevorzugen, sehen doch viele darin einen Mangel und wählen die „makellosere“ Variante, sagt der Experte. An der Qualität ändern die kleinen Löcher nichts.
Die Hosen werden nach einem eigens vom Trachtenhof entwickelten Schnitt gefertigt
Das fertige Leder wird an die Produktionsstätte im Bayerischen Wald geschickt. „Wir könnten auch hier neu produzieren, aber das wird zu teuer.“ Zwar sei die Näharbeit ausgelagert, die Hose werde dennoch nach eigener Vorlage hergestellt. „Wir haben unseren Schnitt immer wieder weiterentwickelt“, sagt der Lederhosenhändler.
„Und wir haben natürlich die Möglichkeit, Sonderanfertigungen, Sondermaße und besondere Stickereien darauf zu machen.“ Für die Stickereien arbeite der Trachtenhof mit einer externen Designerin zusammen, die Wünsche und Ideen umsetzt. Daher gibt es in Schwabaich neben den klassischen Stickereien mit Hirschen und Blättern außergewöhnlichere Motive, wie einen Falken, die griechische Erntegöttin Demeter oder individuelle Motive passend zu Beruf oder Verein.

Wie viel Leder für eine Hose benötigt wird, hänge davon ab, ob es eine kurze Lederhose, eine Bundhose, die über die Knie geht, oder eine lange Lederhose sein soll. Jede Lederhose wird per Hand zugeschnitten und in die Stickerei gegeben.
Lederhosen mit Gürtel sind beliebter als solche mit Hosenträgern
Danach geht es zum Konfektionieren, also zum Zusammennähen der Teile. „Da gibt es verschiedene Richtungen. Die Klassische hat hinten eine Mittelnaht. Aber es gibt auch eine Modische mit einer Tellernaht, die hinten halbrund ist.“ Schließend wird noch das Zubehör angebracht. Teilweise Hosenträger, obwohl diese aktuell weniger beliebt sind als Gürtel. Sonst die Hosentaschen, Gürtelschlaufen sowie Hirschhornknöpfe oder Büffelhornknöpfe aus der Augsburger Knopffabrik.

Nach schätzungsweise vier bis fünf Monaten hängt das Stück im Laden. Fertig ist es jedoch noch nicht. „Wir schauen immer, dass es perfekt passt.“ Deshalb wird jede Hose von einer der fünf hauseigenen Schneiderinnen, darunter zwei Meisterinnen, an den Käufer oder die Käuferin angepasst. Einerseits, damit sie gut sitzt, andererseits können Accessoires, wie Knöpfe, Gürtelschnallen oder eingestickte Initialen, individuell ergänzt oder ausgetauscht werden. Erst dann ist der Mann oder die Frau mit der echten bayerischen Lederhose für jeden Anlass angezogen.
Info: Der Heimatverein für den Landkreis Augsburg bietet am 11. April um 14.30 Uhr einen Besuch der Sonderausstellung „Dirndl — Tradition goes Fashion“ im Staatlichen Textilmuseum Augsburg (Provinostr. 46, 86153 Augsburg) an. Um Anmeldung wird gebeten (E-Mail heimatpflege@LRA-a.bayern.de oder Tel. 0821-3102 2547). Die Teilnahmegebühr beträgt für Mitglieder des Heimatvereins für den Landkreis Augsburg zehn Euro und für Nicht-Mitglieder zwölf Euro.

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