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Wertstofftonne im Landkreis Augsburg: So funktioniert die Abholung und Rückmeldung

Neusäß

Alles Müll hier oder was? So läuft das Abholen der neuen Wertstofftonne

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    Der Profi stellt sich geschickter an als der Redakteur (links): Beide leeren hier einen 1100-Liter-Wertstoffcontainer in Neusäß.
    Der Profi stellt sich geschickter an als der Redakteur (links): Beide leeren hier einen 1100-Liter-Wertstoffcontainer in Neusäß. Foto: Marcus Merk

    „So etwas dürfen wir nicht mitnehmen“, sagt Fahrer Jozsef Feil und zeigt auf den Bildschirm, der wie ein Rückspiegel zeigt, was hinter dem Müllauto passiert. Ein Mann mit einem großen schwarzen Müllsack in der Hand steuert schnurstracks auf das Fahrzeug zu. Er will seinen Abfall direkt hineinwerfen und wirkt etwas aufgebracht, als Viktor Donij ihm erklärt, dass er nur mitnehmen kann, was in die neue schwarz-gelbe Wertstofftonne gehört und vereinzelte noch übrige Gelbe Säcke. Donij bleibt ruhig, springt auf das Trittbrett, die Fahrt geht weiter. Er ist der „Lader“, also der Müllwerker, der an diesem Tag auf der Tour durch Neusäß hinten mitfährt und aus den Tonnen Kunststoffflaschen, Konservendosen, alte Töpfe und vieles mehr in die Presse des Lasters leert, wo der Abfall komprimiert wird. Die Arbeiter der Firma Kühl haben an diesem Tag auch angenehmere Begegnungen.

    Hat den Überblick: Fahrer Jozsef Feil vorne im Müll-Laster.
    Hat den Überblick: Fahrer Jozsef Feil vorne im Müll-Laster. Foto: Marcus Merk

    Kurze Zeit nachdem ein Neusässer seine schwarze Mülltüte wieder mitnehmen musste, kommt ein anderer Mann angerannt. Er lächelt. In der Hand hält er nur eine kleine Plastiktüte. Die scheint er aber unbedingt loswerden zu wollen. Donij nimmt sie ihm ab, er bedankt sich. „Danke, danke“, sagt danach auch die ältere Frau, die ihre frisch geleerte Wertstofftonne direkt entgegennimmt. Vom Frust über die Umstellung von Sack auf Tonne, der neben positiven Stimmen in den sozialen Medien laut wurde, ist hier nichts zu spüren. Dennoch: dass Menschen nicht nett zu ihnen seien oder sich beschweren, komme immer wieder mal vor, sagt Feil. Er arbeitet seit 13 Jahren für Kühl.

    Die Müllwerker im Landkreis Augsburg arbeiten genau - und bevorzugen die Tonne

    Wenn er den Wagen gekonnt durch enge Straßen manövriert, vorbei an Falschparkern und, wenn es sein muss, über den Randstein, kann Donij sich hinten auf dem Trittbrett ausruhen. Aber nie länger als einige Sekunden am Stück. Dann springt er ab, schnappt sich die 240-Liter-Tonne oder den 1100-Liter-Container und rollt sie zur Rückseite des Lasters. Dort müssen sie genau in eine Hebevorrichtung gefahren werden, damit diese sie ausleert. Dass Donij genau arbeitet, zeigt sich auch beim Zurückstellen der Tonnen. Dabei positioniert er sie quer am Gehweg, damit gleich erkenntlich ist, dass sie geleert sind.

    An diesem sonnigen Februartag ist die Fahrt auf dem Trittbrett angenehm. „Wenn gutes Wetter ist, ist es eine schöne Arbeit“, sagt auch der Fahrer. Aber Sonne und angenehmer Fahrtwind sind nicht die Regel, ein bis zwei Müllwerker sind hinten auf dem Auto rund ums Jahr Wind und Wetter ausgeliefert. Schlechtes Wetter ist ein Grund, weshalb Donij in der Tonne eine Verbesserung zum Gelben Sack sieht. Denn der werde nass, was bedeute, dass auch der Müllwerker, der ihn einsammle, nass werde. „Und er reißt.“

    Die Wertstofftonne gibt es im Landkreis Augsburg seit zwei Monaten. Mittlerweile sind fast alle ausgeliefert. Für Hobbybastler scheint sie das zu sein, was für Graffitisprayer ein Zug nachts im Bahnhof ist: eine Gelegenheit, unerlaubterweise ihr Können unter Beweis zu stellen. Das zeigt sich auf der Tour mit den Müllwerkern. Neben vielen Tonnen im Originalzustand ist hier alles zu sehen, was die heimische Werkstatt hergibt: Tonnen, deren Deckel vorne aufgebrochen ist, um ihn beim Befüllen nicht hochheben zu müssen, Tonnen, denen zum selben Zweck zwei kreisrunde Löcher mit Gummieinsatz verpasst wurden, Tonnen, an denen ein Karabiner befestigt ist, um sie nachts aus Angst vor fremdem Müll zusperren zu können. Erlaubt ist nichts davon, denn die Tonnen gehören weiterhin der Firma Kühl.

    „Falsch befüllt?“ Das kommt bei der Wertstofftonne nicht oft vor - aber es passiert

    Die roten Aufkleber mit der Aufschrift „falsch befüllt“, von denen eine dicke Rolle vorne in der Fahrerkabine liegt, brauchen die Müllwerker an diesem Februarvormittag nicht. Sie kommen laut Feil aber immer wieder zum Einsatz, wenn Tonnen stehen gelassen werden, weil sich falscher Müll darin befindet. Sogar Beton hätten manche schon hineingeworfen. Aber die Tendenz im Augsburger Land ist positiv, sagt Kühl-Niederlassungsleiter Oliver Staffa. „Die Fehlwürfe sind zurückgegangen.“ Das liege etwa daran, dass in die Tonne mehr hineindürfe als in den Gelben Sack. Wenn jemand aber gefährliche Stoffe, die absolut nicht hineingehören, etwa explosive E-Zigaretten-Akkus, mehrfach hineinwerfe, könne die Tonne Bürgern auch entzogen werden.

    So sieht das Müll-Auto der Firma Kühl aus, in dem der Inhalt der Wertstofftonnen landet wie hier in Neusäß.
    So sieht das Müll-Auto der Firma Kühl aus, in dem der Inhalt der Wertstofftonnen landet wie hier in Neusäß. Foto: Marcus Merk

    Staffa ist zufrieden mit dem Start im Landkreis Augsburg. Die Abfuhr laufe so gut, wie noch nie bei einer neu eingeführten Tonne in einem Gebiet. Am Ende der Tour landen Müll und Wertstoffe auf dem Hof der Firma Kühl in Lechhausen. Dort bleiben sie nicht lange. Akkurat aufgeteilt türmt sich hier Holz, Schrott, Glas, Folie, Bauschutt nebeneinander. Und der Inhalt der Wertstofftonnen. Von einem riesigen Haufen wird dieser mit einem Greifarm auf Lastwagen geladen. Die fahren ihn zur Weiterverwertung in andere Städte, etwa nach München. Der Weg des Mülls endet nicht im Augsburger Land. Er hat viele Stationen.

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