Ihr griechischer Familienname Vergados ließ auf eine Einwanderung als Gastarbeiterin schließen. Aber es kam ganz anders, als Rosalie ihre Geschichte beim Besuch des Bürgermeisters zum 95. Geburtstag erzählte. „Nein, ich bin in Schlesien geboren und musste 1945 flüchten, als die russischen Soldaten schon vor unserem Dorf waren“, erinnert sie sich an das Ereignis, das ihr Leben veränderte.
Rosalie wuchs in Schneidenburg im Kreis Liegnitz mit sieben Geschwistern auf. Ihr Vater wurde 1943 zum Kriegsdienst eingezogen und geriet bis 1949 in der Ukraine in Gefangenschaft. Im Januar 1945 rückte die russische Armee immer näher an ihr Dorf heran. „Wir wurden mit den anderen Dorfbewohnern von der Wehrmacht herausgeholt. Es waren zwei Fahrten mit Traktor und Anhänger von Schneidenburg nach Gnadenfeld nötig“, erzählt sie rege. Von dort wurden die „Domänenbewohner“ mit dem Bus nach Leobschütz gebracht, wo sie eine Nacht im Schulhaus verbrachten. Dort wurde die Gruppe getrennt, ein Teil konnte nach Pflaumloch bei Nördlingen fahren. „Aber andere wurden von den Russen nach Schneidenburg zurückgeschickt“, erinnert sich Rosalie Vergados.
Im März 1945 kam die Familie von Rosalie Vergados in Utting am Ammersee an.
Für sie und ihre Familie ging die Reise mit dem Personenzug über Ratibor nach Troppau, dem heute tschechischen Opava, weiter. „Im Zug habe ich mir die Zehen erfroren“, erinnert sie sich genau. Wieder mit dem Zug ging es weiter über Pilsen nach Prag. Dort wurde die Familie in einem Gymnasium untergebracht und musste fünf Wochen lang bleiben, weil eine ihrer Schwestern mit Masern im Krankenhaus lag. Im März 1945 kam die Familie über Regensburg nach Utting am Ammersee. Die Flüchtlinge wurden am Ammersee-Westufer bei Utting, Riederau und Dießen aufgeteilt. Rosalie wurde mit ihrer Familie zuerst in der Schule und dann von der inzwischen eingetroffenen US-Army in einem Lager in der heutigen Schönbachsiedlung untergebracht.

Danach begann für die damals 15-Jährige ein neues Leben. Sie fand Arbeit als Haushaltshilfe bei Geschäftsleuten und Ärzten und als Fabrikarbeiterin. Rosalie heiratete und wohnte mit ihrem Mann und vier Kindern bis 1957 in Achselschwang. Dann zog sie mit ihren vier Kindern nach Hechenwang. Ihre erste Ehe wurde 1964 geschieden, danach heiratete sie Athanasios Vergados und erhielt dadurch ihren griechischen Nachnamen. In ihrer zweiten Ehe bekam sie noch drei Kinder. Seit 2012 lebt sie mit ihrem Mann in Untermeitingen. Die Kinder, sowie acht Enkel, drei Urenkel und zwei Ur-Ur-Enkel wohnen zum Teil in der Ammersee-Region und im südlichen Landkreis Augsburg.
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