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Zunehmende Wohnungslosigkeit im Augsburger Land: Hilfe für Betroffene

Landkreis Augsburg

„Erschreckend“: Viele Menschen im Augsburger Land haben keine Wohnung

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    Die Notübernachtung ist der letzte Ausweg, um nicht auf der Straße zu landen: Immer mehr Menschen sind im Landkreis von Wohnungslosigkeit betroffen.
    Die Notübernachtung ist der letzte Ausweg, um nicht auf der Straße zu landen: Immer mehr Menschen sind im Landkreis von Wohnungslosigkeit betroffen. Foto: dpa

    Krankheit, Mietschulden, Scheidung, Arbeitslosigkeit, Räumungsklage: Es gibt viele Gründe, warum Menschen plötzlich ihre Wohnung verlieren und im schlimmsten Fall auf der Straße landen. Auch im Landkreis Augsburg trifft es immer mehr: Die Zahl der Menschen, die unfreiwillig wohnungslos geworden sind, habe „erschreckend“ zugenommen, sagt Thomas Geldhauser. Der Leiter des Fachbereichs Soziale Dienste am Landratsamt geht aktuell von einer mittleren dreistelligen Zahl aus.

    Wohnungslosigkeit ist auch ein Thema auf dem Land

    Wohnungslosigkeit sei längst kein Phänomen von Großstädten mehr, sagte Geldhauser jüngst im Kreisausschuss. Sie sei mittlerweile immer deutlicher auch im ländlichen Raum wahrzunehmen. In kleinen oder mittelgroßen Kommunen sei sie meistens verdeckt - Betroffene kommen bei Freunden, Bekannten oder Verwandten unter. Ein Anhaltspunkt für die Situation sind die Statistiken, die die Kommunen führen, wenn sie Menschen ohne Obdach unterbringen. Nach der letzten verfügbaren Aufstellungen im Januar 2024 waren es 305 Menschen. Geldhauser geht davon aus, dass die tatsächliche Zahl weitaus höher liegt. Die Grünen-Fraktionschefin im Kreistag, Silvia Daßler, bezeichnete die Situation allgemein als sehr „drängend“. Wenn jemand im Augenblick seine Wohnung verliert, dann sei es fast unmöglich, eine neue Bleibe zu finden. Für viele Menschen bleiben dann nur die Notunterkünfte, die Städte und Gemeinden stellen müssen.

    Immer mehr Menschen ohne feste Bleibe

    Fast 440.000 wohnungslose Menschen waren laut Statistischem Bundesamt Ende Januar 2024 bundesweit von Kommunen in Einrichtungen untergebracht. In Bayern waren es demnach 39.130 Menschen – ein Anstieg um mehr als 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das Diakonische Werk Augsburg begann vor sieben Jahren, getragen von Gersthofen und Neusäß, mit dem Aufbau einer Wohnungsnotfallhilfe in den beiden Städten. Im Jahr 2022 wurde das Angebot auf den gesamten Landkreis ausgeweitet. Dafür gab es eine zweijährige Projektfinanzierung des Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales. Nun bot das Diakonische Werk an, die Notfallhilfe für zwei Jahre für den Landkreis zu übernehmen. Dafür wird eine Kooperationsvereinbarung geschlossen, die Kosten belaufen sich auf rund 140.000 Euro.

    Helfen soll jetzt das Diakonische Werk Augsburg. Der Verein mit rund 700 haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern hat die ambulante Wohnungsnotfallhilfe unter seinem Dach. Wesentliche Ziele sind, der Wohnungslosigkeit entgegenzuwirken und Betroffenen zu helfen, eine neue Bleibe zu finden. Die Fachstelle unterstützt zum Beispiel beim Beantragen von Leistungen wie Wohngeld. Meitingens Bürgermeister Michael Higl (CSU) ging auf einen weiteren Aspekt der Hilfe ein: Die Notfallhilfe könne unterstützen, wenn Menschen ihre Bleibe zu verlieren drohen. Aber: „Wir könnten vieles verhindern, wenn wir davon frühzeitig wüssten“, sagte er.

    Wichtig bei drohender Wohnungslosigkeit: Rechtzeitig vor der Notlage melden

    Higl betonte, dass schon weit vor der Räumungsklage etwas getan werden könne. Grundsätzlich sollten sich Mieterinnen und Mieter melden, wenn sie erkennen, dass sie die Miete nicht mehr bezahlen können. Und spätestens dann, wenn sie eine Abmahnung bekommen haben. Wenn die Kündigung vorliege, dann sei es meistens „schon sehr spät“, weil die Fronten verhärtet sind. Die Wohnungsnotfallhilfe versuche als neutrale Partei in erster Linie zu vermitteln, um ein Mietverhältnis eventuell doch noch erhalten zu können. Dieser Ansatz hatte schon mehrfach Erfolg. „Mit Hilfe der Wohnungsnotfallhilfe konnten schon Räumungen abgewendet werden“, so Higl. Betroffene sollten sich selbst in scheinbar aussichtslosen Situationen noch an die Wohnungsnotfallhilfe wenden.

    Obdachlosigkeit im Landkreis Augsburg: Diese Fälle gibt es

    Der Markt Meitingen sei im Durchschnitt mindestens zweimal im Monat mit Fällen konfrontiert, bei denen Obdachlosigkeit droht. In der Sitzung schilderte er den Fall einer alleinerziehenden Mutter mit zwei Kindern. „Das ist einer der Standardfälle und nicht die Ausnahme“, betonte Higl. Es spielten häufig auch zusätzliche Problemlagen wie häusliche Gewalt, Krankheit, Sucht, Geldsorgen oder Überforderung in das Gesamtbild hinein. Sie führten zu einer verfahrenen Lage. Im Fall der Mutter mit den zwei Kindern sei die Wohnungsnotfallhilfe eine große Unterstützung, um wieder Halt im Leben zu bekommen.

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