
Lustküche: Die „junggebliebenen“ Wilden

In der Augsburger "Lustküche" zelebrieren drei Freunde gutes Essen in lässiger Atmosphäre. Der unorthodoxe Name passt perfekt zum Restaurant.
Dass dieses Restaurant nicht ganz normal ist, sieht man eigentlich schon von außen. Der Name! „Lustküche“! „Wo sind die Stangen und die tanzenden Mädels?“, habe man damals, 2003, bei der Namensfindung gescherzt, erzählt Andreas Kraus und lacht noch heute darüber. Doch der unorthodoxe Name passt perfekt zu dem Restaurant, in dem quasi „junggebliebene“ Wilde am Werk sind und mitten in der Augsburger Altstadt auf lässige Art und Weise die Lust am guten Essen zelebrieren.
Das Auge isst auch mit
In der Lustküche herrscht eine Art kulinarische Gewaltenteilung unter drei Freunden: „Häuptling“ ist Christian Reischl, Andreas Kraus Küchenchef, Marcel Stimpel Serviceleiter und „Weinfreak“ – „das sind unsere drei Säulen“, sagt Bea Winklbauer, die eigentlich Säule Nummer vier ist. Sie kümmert sich um die Kunst im Restaurant – das Auge isst schließlich auch mit.
In erster Linie kommen die Gäste aber wegen der Geschmackserlebnisse in die Lustküche. Kraus hat schon auf der halben Welt gekocht, auch auf Sterne-Niveau, und lässt seine Erfahrungen in seine Kreationen einfließen: Geschmorte Kalbsbäckchen mit Thai-Curry, Tatar vom Holländer-Matjes mit Kalamata-Oliven, Bärlauch-Spätzle mit gekochtem Schinken. Kraus nennt seinen Kochstil „crossover“. Seine Küchenphilosophie: kleine Karte, frische Produkte, wenn’s geht regional. „Was auf den Teller kommt, muss schmecken, Verkünsteln bringt nichts“, sagt der Küchenchef der „Lustküche“, der ein Faible für Schmorgerichte hat. Er freut sich, dass auch viele Koch-Kollegen unter den Gästen sind – aber so richtig erklären kann er sich das eigentlich nicht. „Ich mache ja nichts Außergewöhnliches“, sagt er bescheiden. Bea Winklbauer sieht das anders: „Du bist ein Spezialist für Akzente“, sagt sie zu ihrem Kollegen und ergänzt: „Die Saucen vom Andi sind großartig.“
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Um möglichst viel von „Andis“ Kreationen kosten zu können, bestellen Lustküchen-Kenner gerne einen Vorspeisenteller – denn darauf gibt’s immer das neueste Potpourri aus der Küche. Die Gäste sind mindestens ebenso bunt gemischt. Viele mögen das lässige Ambiente. Manche kommen auch in Jeans und Badelatschen. Gut so, findet Marcel Stimpel, sie sollen sich wohlfühlen. „Wir verkleiden uns auch nicht“, sagt er, der beim Arbeiten auch Jeans und Polohemd trägt. „Man bekommt gutes Futter in lockerer Atmosphäre“, fasst er zusammen. Und auch guten Wein.
Die großen Winzer und bekannten Rebsorten sucht man auf der Weinkarte vergebens. Das ist Konzept. „Weil die Weinkarte unschlüssig ist, müssen die Gäste mit uns kommunizieren“, erklärt der „Weinfreak“ Stimpel. Seine neueste Entdeckung aus Sizilien: ein Weißwein, der in einer Amphore unter der Erde gereift ist. Wenn das nicht in die Lustküche passt... Von Lea Thies
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