
Wilder Genuss beim Huckerwirt


Beim Huckerwirt in Biberbach kommt auf den Tisch, was der Seniorchef geschossen hat.
Tradition. Das ist das Wort, das den Huckerwirt in Biberbach am besten beschreibt. Denn schon seit dem 18. Jahrhundert steht das Gasthaus unterhalb der Wallfahrtskirche in Biberbach. Jürgen Seiler und seine Frau Irene haben es von seinen Eltern Aloisia und Matthias Seiler übernommen und die wiederum von ihren. Der Gastraum strahlt diese Geschichte aus. Die Wände sind mit Holz getäfelt, in einer Ecke steht ein Kachelofen und über dem Tresen hängt ein Bild des ersten Wirts. Dessen Namen weiß niemand mehr. Alles erinnert an ein altes Wohnzimmer.
Ob Jürgen Seiler den Gasthof eines Tages übernehmen würde, war nie eine Frage. „Ich koche schon immer leidenschaftlich gerne“, sagt er. Deswegen machte er nach der Schule eine Ausbildung zum Koch. Heute steht er im Huckerwirt hinterm Herd und arbeitet in einer Großküche. Seine Frau kümmert sich um die Gäste. Wenn viel zu tun ist, packen auch die Seniorchefs und Tochter Nadine mit an.
Bekannt ist der Gasthof vor allem für seine Wildgerichte. Wirtsvater Matthias Seiler ist passionierter Jäger. In seinem Revier bei Eisenbrechtshofen schießt er Wildschweine und Rotwild. Die stehen dann im Huckerwirt auf der Karte. Zusammen mit seinem Sohn Jürgen zerlegt Seiler die Beute. „So kann ich genau portionieren und planen, was ich später kochen möchte“, sagt der Wirt. Bedauerlicherweise sei heuer kein gutes Wildschweinjahr, erzählt der Jäger. Viele Tiere sind auch 18 Jahre nach der Atomkatastrophe von Tschernobyl immer noch so stark radioaktiv verseucht, dass sie nicht verzehrt werden dürfen.

Stattdessen kommt anderes Wild auf den Tisch – zum Beispiel Hirsch. Ein befreundeter Jäger aus dem Allgäu hat ihn geschossen. „Bei uns gibt es keine Tiere aus dem Gehege“, sagt Irene Seiler.
Auch sonst achtet das Ehepaar genau darauf, was es seinen Gästen serviert. Viele Zutaten kommen aus der Region: der Fisch aus Horgau, der Käse aus Nordendorf und der Schnaps aus Augsburg. Einmal die Woche fährt Jürgen Seiler zum Einkaufen. „Ich möchte sehen, was ich bekomme. Deswegen lasse ich es mir auch nicht liefern.“

Am Wochenende herrscht im Huckerwirt Hochbetrieb. Dann sind die 40 Plätze in der Gaststube und die 20 im Nebenraum schnell besetzt. Doch auch unter der Woche kann es mitunter voll werden. Zum Beispiel, wenn viele Pilger – etwa zum „Herrgöttle“ in der örtlichen Wallfahrtskirche – oder Radler unterwegs sind. Denn die Familie Seiler bietet auch Gästezimmer an und die sind beliebt bei den Reisenden. Auch das hat Tradition. Seit 1899 führt die Familie ein Gästebuch. Darin trägt sich jeder ein, der über Nacht bleibt.
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