In der Gegenwart angekommen
Die Nachfahren von König Ludwig sind heute in und um Kaltenberg erfolgreiche Geschäftsleute. Was Luitpold und Heinrich Prinz von Bayern sonst noch ausmacht.
Wie spreche ich nun korrekt meine Gastgeber an, die immerhin direkte Nachfahren des letzten bayerischen Königs Ludwig III. sind? „Am besten mit unseren Nachnamen wie sie im Personalausweis stehen“, lautet die gleichermaßen lapidare wie auch amüsierte Antwort meiner Gegenüber. Und tatsächlich, da steht es schwarz auf weiß: „Prinz von Bayern“. Von ihren Mitarbeitern auf und um Schloss Kaltenberg im Landkreis Landsberg werden Vater und Sohn respektvoll mit Prinz Luitpold und Prinz Heinrich angesprochen. „Durchlaucht“ und „Hoheit“ sind out in einer Demokratie.
Rund 1000-jährige Familiengeschichte
In dieser Demokratie sind die Prinzen von Bayern angekommen. Sie sind erfolgreiche Geschäftsleute – auch wenn sie Tradition und Geschichte in der Erinnerung hochhalten. Kein Wunder, schließlich blicken die Wittelsbacher auf eine rund tausendjährige Familiengeschichte zurück, in der Bayern und auch Deutschland signifikant geprägt wurden.
Weder Ludwig III. noch seine Nachfahren haben bis heute den Verzicht auf Bayerns Herrscherthron erklärt. Beinahe wäre sogar eine „Rückkehr“ auf demokratischem Weg erfolgt. In den 1930er-Jahren erzielte die „Königspartei“ 30 Prozent in Bayern – Kronprinz Rupprecht scheiterte nur knapp als Statthalter Bayerns. Mit der nationalsozialistischen Machtergreifung 1933 musste die Familie ins Exil gehen, wurde enteignet und landete nach dem „Stauffenberg-Attentat“ teilweise in NS-Konzentrationslagern.
Ein Kauf mit Geschichte
Nach Kriegsende passten sich die verstreuten Familienmitglieder den Gegebenheiten der neu gegründeten Bundesrepublik Deutschland an und etablierten sich als Geschäftsleute und Unternehmer. Einen versteckten Kronschatz hatten sie nicht, aber sie erhielten zumindest einen Teil der einst enteigneten Besitztümer zurück. Im Fall des heutigen „Kaltenberger“ Familienzweigs war das unter anderem das Reitgestüt Leutstetten. 1955 kaufte die Familie Schloss Kaltenberg und dessen Regionalbrauerei.
Ein geschichtsträchtiger Rückkauf, denn das Schloss wurde 1292 von Herzog Rudolph erbaut. Zudem hatten die Wittelsbacher mit dem bayerischen Reinheitsgebot und dem über 200 Jahre andauernden Weißbier-Monopol die bayerische Braukunst geprägt.
Weltweit präsent
1976 übernahm Luitpold Prinz von Bayern als Geschäftsführer Schloss und Brauerei in Kaltenberg. Er setzte auf Nischenstrategie und spezialisierte sich auf dunkle Biere: „Prinzregent Luitpold“ und „König Ludwig“ wurden zur Marke. Aus der Regionalbrauerei hat er mittlerweile einen international tätigen Konzern gemacht. 2001 schloss er eine Allianz mit der Warsteiner Gruppe, mit ihr eroberte er unter anderem den asiatischen Markt. Insgesamt ist die Brauerei heute in 16 Ländern präsent. Nebenher wacht er über die Markenrechte der Wittelsbacher, wie zum Beispiel „König Ludwig“. Unter diesen Namen vermarktet der heute 66-Jährige auch Teddybären, Käse, Jagdbrot, Christstollen, Zigarren und Speiseeis.
Eine weitere Marke ist das „Kaltenberger Ritterturnier“. 1979 fand es erstmals statt – als Promotionaktion der Brauerei auf einer Wiese im Schloss. „Die Eintrittskarten wurden von zwei Mädchen aus einem Einkaufskorb verkauft und wir hatten ein Bierzelt auf dem Gelände“, erinnert sich Luitpold an die Premiere. „Nicht zuletzt aufgrund der Berichterstattung in ARD und ZDF wurden wir förmlich überrannt.“ Damit war klar, dass die aus England stammende Idee auch in Bayern eine Zukunft haben wird.
Event-Arena mit Zukunft
Der 31-jährige Heinrich Prinz von Bayern, studierter Ökonom, hat hier mittlerweile die Leitung übernommen. Der Ur-Ur-Enkel von Ludwig III. ist seit Oktober 2013 Geschäftsführer der „Ritterturnier Kaltenberg Veranstaltungs GmbH“ – und damit verantwortlich für ein Unternehmen, das einen Millionenumsatz macht. Mit Erfolg: Die mit einem neuen Konzept überarbeiteten Ritterspiele wurden 2016 als „Show des Jahres“ in Deutschland ausgezeichnet. Das „Puls-Open-Air-Festival“ des Bayerischen Fernsehens, die „Tattoo-Show“ oder die Entwicklung der Brauereigaststätte zu Kaltenberg als Event-Gaststätte sind nur einige seiner Vorhaben.
In der Thronfolge steht Heinrich hinter seinem Vater und seinem älteren Bruder Ludwig (34). Dieser hat sich, wie auch seine Schwestern Auguste und Alice, ganz der Wissenschaft verschrieben. Der jüngste Bruder Karl studiert BWL. Eigentlich ist es eine müßige Diskussion, doch sollte Bayern wieder zur Monarchie werden, zeigt sich Prinz Heinrich stellvertretend für seine Geschwister pragmatisch: „Das muss schon gut überlegt sein. König sein ist im Gegensatz zur freien Wirtschaft ein lebenslanger Job.“
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