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VISIONEN
15.02.2019

Hazmes Liebe zum Müll

Foto: Stefan Großmann

Ist das Kunst oder kann das weg? Hazme Oktay gibt Upcycling-Kurse und wertet vermeintlichen Abfall auf. Warum sie das macht und was sie vorhat.

„Such dir einfach eins aus!“, fordert mich Hazme Oktay auf und deutet auf die drei leeren Haribo-Packungen, die im Wirrwarr-Muster auf dem kurzbeinigen Nierentisch mit Milchglasscheibe liegen. Sie schaut mich an und formt ein Julia-Roberts-Lächeln. An der Unterlippe der 33-Jährigen glänzt ein Hufeisenpiercing, goldfarbene USB-Kabelohrringe baumeln von ihren Ohrläppchen.

Mein Blick wandert auf den Müllberg: Eine verknitterte Tüte preist burgundrote Cranberry Bonbons mit Lakritzfüllung an, eine andere, halb zerrissen, wirbt in weißen Großbuchstaben für einen Fruchtgummimix. Ich entscheide mich für eine zitronengelbe Ingwerdrops-Packung: „Erfrischend scharf!“ steht darauf. „Gute Wahl“, sagt Hazme, mit der ich gleich per Du bin: „Die neongelbe Farbe sind super trendy.“ Dann reicht sie mir eine abgegriffene Kartonschablone und eine Schere mit goldenem Blatt. Meine Schnittlinie ist mehr schlecht als recht. Egal. „Das passt schon ungefähr, muss nicht ganz ganz genau sein“, sagt Hazme.

Geduld und Nachsicht ist ihr täglich Brot. Als Erzieherin betreut Hazme Oktay Teenager in einem Augsburger Mädchenwohnheim, schiebt 24-Stunden-Schichten am Wochenende, damit sie von Montag bis Freitag zur Werklehrerausbildung nach München pendeln kann. Dazwischen findet sie Zeit, Upcycling-Kurse zu geben. Ihr Ziel: „Die Leute sollen Müll nicht nur als Müll sehen! Aus Wegwerfartikeln und Secondhand-Kleidung können schöne Dinge entstehen“, so die Upcyclistin. Auch ich soll diese Lektion im Provino lernen. Im ersten Stockt befindet sich Hazmes Atelier. Das Lehrobjekt diesmal: Eine Haribotüte, die in einen Schlüsselanhänger umgebastelt werden soll.

Müllweltmeister Deutschland

Die Verschwendungssucht der Deutschen ist in Europa einsame Spitze: 2017 landeten laut Umweltbundesamt 6,15 Millionen Tonnen Kunststoffabfall auf dem Müll. Lediglich 46,7 Prozent davon wurden später werk- und rohstofflich genutzt. 52,7 Prozent verpufften in Müllverbrennungsanlagen oder landeten als Ersatzrohstoff in den Öfen von Kraftwerken. Der Rest wurde etwa in Deponien beseitigt. Wiederverwerten, das geht auch im Kleinen, meint Hazme. Die Gabe, in verlebten Dingen das Schöne zu sehen, habe sie von ihrem Vater: „Schon als ich acht war, sind wir auf Flohmärkte, haben viel ,Gruscht‘ gekauft, aber auch wieder verkauft.“

Zu ihrem 18. Geburtstag wünschte sich die Kreative eine Nähmaschine, ließ sich später zur Schneiderin bei Strenesse in Nördlingen ausbilden. „Ramsch hat mich angefixt. Ich wollte etwa wissen, wie die Nähmaschinennadel auf das Flicken von ungewöhnlichen Materialien wie alte Putzlappen oder Plastik reagiert“, sagt sie. Ihre Leidenschaft zum Aufwerten von alten Dingen sei dann 2011 endgültig entbrannt. Bei der Modenschau „Making Augsburg“ hatte sie einen wetterfesten Dirndlrock aus einem abgegriffenen Stadtplan gefertigt. „Bei mir muss es immer etwas Besonderes sein. Einen alten Stoff zu nehmen wäre lahm gewesen“, sagt sie.

Zurück an den Nierentisch, über dem die Schwaden eines Dampfbügeleisens aufsteigen. „Als Nächstes falten wir den Zuschnitt ungefähr auf zwei Zentimeter Breite“, sagt Hazme und sieht zu, wie meine ungeübten Finger die zitronengelbe Packung hinpfuschen. Dann legt sie ein knittriges Backpapier auf mein Werk und streift mit der heißen Bügeleisensohle darüber.

Trendy Oma-Kleidung

„Vor zehn Jahren habe ich angefangen, mich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Dass wir in unserer WG zu fünft in zwei Tagen einen Sack Plastikmüll zusammen bekommen, finde ich schrecklich. Und das obwohl wir echt reflektiert mit dem Thema umgehen“, erzählt Hazme. Sie kauft Orangen nur noch lose, trinkt Fair Trade-Kaffee, trägt Secondhand-Kleidung und bringt ungenutzte Klamotten ins Sozialkaufhaus. Dort findet sie oft Stoffe für ihre Kreationen: „Auch Oma-Kleidung mit Rosenmuster kann trendy werden, wenn man sie kombiniert, oder umarbeitet“, so Hazme.

Mein Anhänger ist fast fertig. Ich fädle einen glänzenden Metallkarabiner ein, der zukünftig meine Schlüssel umkrallen soll. Danach brauche ich drei Anläufe, um die lachsrote Blümchenklammer, die das Plastik fixieren soll, in das vorgesehene Loch zu fummeln. Geschafft. „Cool. Wenn du  jetzt  noch möchtest, kannst du das noch platt drücken. Musst du aber nicht. Cool“, sagt die Augsburgerin. Auch ich verstehe langsam, was sie am Upcycling reizt. Hübsch sieht er aus, und nützlich ist er, der neue alte Anhänger.

Hazme freut diese Einsicht: „Ich gebe Workshops, um andere zu inspirieren. Mein Wunsch wäre, dass die Menschen weniger wegwerfen, mehr tauschen und bewusster leben.“ Ab nächstem Jahr möchte sie als Werkenlehrerin in der Erwachsenenbildung durchstarten. „Im Idealfall tragen meine Schützlinge dann den Upcycling-Gedanken nach außen – wie bei einer Kettenreaktion“, sagt Hazme.

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