Immer schön die Haltung bewahren!
Gesundheit im Büro: aufrecht bleiben statt krumm machen. Das Ulmer Start-Up EQUIL hat ein schlaues T-Shirt entwickelt, das Nackenverspannungen erkennt.
Immer mehr Deutsche klagen über Rückenschmerzen. Gesundheitsexperten sprechen sogar von einer Volkskrankheit. Ursächlich für das „Kreuz mit dem Kreuz“ sind neben Stressfaktoren, wie zunehmendes Arbeitsaufkommen und Zeitdruck, vor allem ergonomisch falsch eingestellte Büromöbel und starre Sitzhaltungen. Diesem Problem wollen die Visionäre des jungen Ulmer Start-Ups EQUIL nun zu Leiben rücken – mit einem intelligenten T-Shirt, das die muskuläre Erschöpfung des Trägers erkennt, bevor er sie selbst wahrnimmt. Ganz nach dem Unternehmensslogan „Protect your neck!“ steht hierbei der Schulter- und Nackenbereich im Fokus.
Äußerlich scheint der Prototyp des schlauen Shirts ziemlich unspektakulär: hautfarben, leicht, körpernah geschnitten – schließlich soll es später auch unter dem Büro-outfit getragen werden können. Das eigentlich spektakuläre ist im Schulterbereich des Textils vernäht: ein komplexes System aus Mikroelektronik. Superdünn, hochsensibel und ziemlich clever. Sensoren messen die Muskelspannung, ein Algorithmus berechnet, ob eine Überlastung vorliegt und gibt individuelle Rückmeldung per Vibrationsmodul (im Shirt) oder via Smartphone. Ergänzend dazu schlägt die auf dem Smartphone implementierte EQUIL-App passende Entspannungs- beziehungsweise Bewegungs-Übungen vor. Damit aber nicht genug: Das Shirt lernt mit. Denn je länger es benutzt wird, desto genauer sind die Ergebnisse. Heißt: Der Algorithmus passt sich nach und nach der individuellen Physiologie an.
Die ideale Verbindung zwischen Mensch und Technik
Die Gründer des Start-ups Constantin Diesch (30), Absolvent, und Lukas Kühnbach (24), Student der Hochschule Ulm sind überzeugt vom Erfolg ihres Produkts. „Immerhin leiden heutzutage rund 50 Prozent der Büroangestellten unter Nackenbeschwerden, da herrscht unheimlicher Bedarf“, erklärt der gelernte Physiotherapeut Diesch. „Mit unserem T-Shirt haben wir die ideale Verbindung zwischen Mensch und Technik entwickelt“, findet der heutige Ingeniur für Medizintechnik. Sein Kompagnon Lukas Kühnbach war Dank des Firmensitzes direkt in der Hochschule Ulm schnell gefunden. Der gebürtige Reutlinger kümmert sich um die Zahlen- und Zeichenkolonnen, die letztlich sinnvolle Algorithmen bilden, während Diesch an der Hardware arbeitet. „Ich fand die Idee cool“, sagt Informatikstudent Kühnbach – smart clothes, also intelligente Kleidung, sei ein Thema der Zukunft.
Bei der Herstellung ihrer klugen Klamotten gehen die Jungunternehmer keine Kompromisse ein. Für das Shirt werde biologisch einwandfreies Micro-Modal und wieder verwertbare Elektronik verwendet, beides zusammen – man glaubt es kaum – waschbar. Constantin Diesch: „Nachhaltigkeit hat für uns oberste Priorität.“ Die passenden Produzenten dafür stehen bereits unter Vertrag.
Testphase demnächst in einem Neu-Ulmer Unternehmen
Schon im zweiten Quartal diesen Jahres soll die erste Kleinserie von 20 Stück in Ulm landen und dann von Mitarbeitern eines Neu-Ulmer Unternehmens auf Funktionalität getestet werden. „Deren Rückmeldung ist uns wichtig, schließlich soll unser Shirt so benutzerfreundlich und gesundheitsfördernd wie möglich sein“, erklärt Diesch. Ebenso bedeutungsvoll: der Vorteil für Unternehmer. Weniger Schmerzen, weniger Krankheitsfälle. Nach Berechnung der beiden Visionäre liege der Kosten-Nutzen-Faktor bei 1:4.
Der Vertrieb erfolgt anfänglich nur über B2B, also von Unternehmen zu Unternehmen, und zwar als Abomodell. Vorläufiger Kostenpunkt: 150 Euro Einstiegkosten, 20 Euro Monatsmiete. Dafür bekommt der Kunde eine qualifizierte Anfangsberatung vor Ort. „Hierfür stehen wir bereits mit Physiotherapie-Praxen und Krankenkassen in Kontakt“, sagt Lukas Kühnbach.
Das Angebot soll sich langfristig etablieren
Wie es weitergeht? Constantin Diesch: „Zuächst fokussieren wir uns auf die Produktion von Kleinserien.“ Darauf werde dann Stück für Stück aufgebaut. Bei der Entwicklung eigener Unternehmensstrukturen zum Beispiel, der Servicepalette für Firmen und auch der Erweiterung von Vertriebskanälen – alles ein dynamischer Prozess. „Wichtig ist uns, dass sich unser Angebot im Büroalltag durchsetzt und etabliert“, meint Lukas Kühnbach. Und zwar langfristig.
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