Glaube, Liebe, Hoffnung
Die Barmherzigen Schwestern vom Heiligen Vinzenz von Paul in Augsburg-Göggingen und das Kloster Roggenburg rüsten sich ganz unterschiedlich für die Zukunft.
Klöster auf der ganzen Welt haben ein Nachwuchsproblem. Erst Anfang Februar warnte Papst Franziskus die katholischen Orden davor, sich zurückzuziehen und zu isolieren. Und mit einem blühenden Ordensleben könne man sinkenden Mitgliederzahlen etwas entgegensetzen. Doch wer fühlt sich in heutigen Zeiten noch zu einem Leben im Kloster berufen? Fromm, zölibatär und asketisch mit Stille, Gebeten und jeder Menge Arbeit. Das klingt nicht sehr verlockend.
Die zahlreichen Konvente in Schwaben sind zwar weit davon entfernt, sich einfach ihrem Schicksal zu fügen und in der Bedeutungslosigkeit zu verschwinden. Das gestaltet sich jedoch nicht so einfach, denn jede Institution muss ihren ganz eigenen Weg in eine erfolgreiche Zukunft suchen.
Die Hälfte der Schwestern ist älter als 75 Jahre
Am Beispiel der Barmherzigen Schwestern in Augsburg sieht man, dass dies manchmal auch größere Maßnahmen erfordert. Mitte 2017 verkauften sie das Belegkrankenhaus Vincentinum in Augsburg an die Artemed-Gruppe. Denn die Schwestern sahen sich nicht mehr in der Lage, die Klinik zu betreiben. Kein Wunder, schließlich ist über die Hälfte der rund 150 Klosterschwestern älter als 75 Jahre – Tendenz steigend.
Und doch beschloss die Kongregation im Jahr 2006, einen großen Schritt in Richtung Zukunft zu gehen. Der Plan: ihr Augsburger Mutterhaus abreißen und einen Neubau errichten. Ein Neubau? Lohnt sich das (noch)? Die Antwort lautete ganz klar Ja. Denn das Gebäude an der Gögginger Straße war renovierungsbedürftig und nicht barrierefrei. Zudem wurde eine Sanierung des Betonklotzes aus den 60er-Jahren intensiv geprüft und als unwirtschaftlich verworfen. Er musste weichen – einer modernen, lockeren Bebauung des Grundstücks. Hier sind nun ein Wohn- und Pflegeheim untergebracht. Denn die Barmherzigen Schwestern werden in den kommenden Jahren aufgrund ihres steigenden Alters immer mehr auf Hilfe und Pflege angewiesen sein. Das wäre im alten Mutterhaus nicht möglich gewesen. Der Neubau war also ein wichtiger Schritt, um auch in Zukunft für die Mitglieder des Konvents angemessen sorgen zu können.
Gerüstet für die Zukunft
Nicht nur das Wohlergehen der Schwestern selbst stand bei der Planung im Mittelpunkt: Aktuell werden auf dem Gelände in drei Häusern 63 barrierefreie Mietwohnungen errichtet mit einer heilpädagogischen Tagesstätte sowie Wohnraum. Hier sollen alleinerziehende Mütter unterkommen, die sich in schwierigen Lebenssituationen befinden. Zwei weitere Gebäude werden im Erdgeschoss Flächen für soziale Projekte bieten und in den Obergeschossen Platz für Gewerbe, Praxen und Wohnungen. Die Fertigstellung soll 2020 erfolgen. So aufgestellt sieht sich der Konvent gut gerüstet für die Zukunft.
Das Kloster Roggenburg bei Krumbach (Schwaben) geht andere Wege. Gegründet wurde es im Jahr 1126 durch die Grafen von Bibereck als Prämonstratenser-Kloster. Erst 1732 begann man mit dem Bau der bis heute bestehenden Barockanlage. Im Rahmen der Säkularisation wurde das Reichsstift Roggenburg 1802 aufgelöst. Nach 180 Jahren mit verschiedensten Nutzungen besiedelte im Jahr 1982 endlich wieder ein Konvent die Klosteranlage. Die Prämonstratenser der Abtei Windberg in Niederbayern übernahmen die Pfarrei Roggenburg.
Kloster Roggenburg als Ausflugsziel
Durch die Seelsorge in den Pfarreien, dem Bildungszentrum für Familie, Umwelt und Kultur mit zahlreichen Veranstaltungen sowie Klostergasthof, -laden und -garten, wurde die Barockanlage erneut zu einem bedeutenden Ort für die ganze Region. Kloster Roggenburg gilt inzwischen ganzjährig als attraktives Ausflugs- und Urlaubsziel für die ganze Familie. Diese Öffnung nach außen ist der Weg der Klosterbrüder, die Zukunft des Ordens zu sichern. Und die Rechnung scheint aufzugehen.
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