„Wir bringen Döner überall hin“
Döner-Manufaktur-Inhaber Ilhan Sönmez hat noch viel vor: Er möchte, dass man Dönerfleisch in der Kühltheke kaufen kann. Erster Schritt ist seine Döner-Manufaktur
In der Döner-Manufaktur von Ilhan Sönmez in Rennertshofen ist man gut gelaunt und leidenschaftlich bei der Sache, auch wenn die Graupelschauer draußen auf das Gemüt drücken könnten. „Sehen Sie sich als Visionär?“, „Ja“, antwortet Ilhan Sönmez wie aus der Pistole geschossen: „Geht nicht, gibt’s nicht!“
Eigentlich arbeitet er rund um die Uhr. „Entweder arbeite ich hier oder ich fahre die Dönerspieße aus. Es gibt immer was zu tun.“ Momentan sind es sechs Döner-Filialen, die er mit seinen Spießen beliefert, hinzu kommen noch etliche namhafte Metzgereien in der Region, welche er durch sein neues Konzept „Convenience-Döner“ gewonnen hat.
Neues Konzept „Convenience-Döner“
„Convenience“ bedeutet übersetzt „Bequemlichkeit“ oder „Zweckmäßigkeit“. „Jeder kann heute Döner verkaufen“, betont der gebürtige Donauwörther. Die Döner-Manufaktur bestückt, grillt und schneidet die Spieße, anschließend wird das saftige, gewürzte Fleisch, dessen Geheimrezept nur allein der Chef kennt, von etwa 65 auf 0 Grad, innerhalb von sechs Minuten, runtergekühlt und in 500 bis 5000 Gramm Beutel verpackt.
„Die Beutel können dann einfach aufgeschnitten und der Inhalt in den Ofen gepackt werden. Durch die schnelle Kühlung bleibt der saftige, gute Geschmack erhalten. Man braucht also nur einen Ofen“, berichtet der Unternehmer.
Fünf Tonnen Joghurt im Monat
Sogar den Joghurt lässt Ilhan Sönmez selbst herstellen, da die zum Verkauf stehenden Sorten nicht säuerlich genug waren. Im Monat werden hier fünf Tonnen abgefüllt und verarbeitet, als Grundlage für Soßen.
Ilhan Sönmez und sein Team sind auch in beratender Funktion tätig. Hat ein potentieller Kunde, wie beispielsweise eine Kantine, Interesse daran, Döner anzubieten, sieht man sich die räumliche Situation an und entwirft einen Plan, wie der Verkauf aussehen könnte. Hierzu arbeitet die Döner-Manufaktur mit einem Gastronomiebedarfshändler zusammen, der dann zum Beispiel die neue Salattheke in die Kantine montiert.
Mit dem Döner aufgewachsen
Seit Kindesbeinen an hat Ilhan Sönmez im familiären Betrieb mitgeholfen. 1986 eröffneten Besime und Dervis Sönmez, die als Gastarbeiter in den 60er Jahren nach Deutschland gekommen waren, den ersten Imbiss-Stand in Donauwörth.
Begünstigt durch den großen Erfolg wurden weitere Stände und Restaurants ins Leben gerufen und von Familienmitgliedern betrieben. „Schon als Kind habe ich beim Zwiebelschälen und -schneiden mitgeholfen“, erzählt Ilhan Sönmez, der im Jahr 2017 die Geschäfte in Donauwörth übernommen und zusätzlich die Döner-Manufaktur in Rennertshofen eröffnet hat. Hier sind mittlerweile vier Angestellten beschäftigt.
An Vegetarier ist gedacht
Wie er auf die Idee einer Manufaktur gekommen ist? „Früher hat jeder Sönmez-Verkaufsstand seine eigenen Spieße bestückt. Dieses zeitaufwendige Verfahren wollten wir an einem Ort bündeln und so ist die Idee dazu entstanden. Nachdem wir dann die Räumlichkeiten der ehemaligen Metzgerei in Rennertshofen übernehmen konnten, wurde die Idee in die Tat umgesetzt“, berichtet Ilhan Sönmez.
Mr. Falafel: Kichererbsenteig zum Selberformen
Doch er denkt nicht nur an die Konsumenten von Fleisch im Teigmantel, sondern auch an die zunehmende Zahl Vegetarier. „Mr. Falafel“ heißt die Marke, deren Name Programm ist. Die Döner-Manufaktur stellt dafür Kichererbsenteig her, der an verschiedene Firmen verkauft wird, quasi lose, „damit der Teig so geformt werden kann, wie man es gerne haben möchte, als Kugel, als Fladen, als Herzchen…“, erzählt der sympathische 41-Jährige scherzend.
„Was uns wirklich am Herzen liegt, ist die Qualität des Fleisches. Dafür kaufen wir regional ein, das bedeutet allerdings auch, dass die Ware 20 bis 25 Prozent teurer ist. Aber unsere Kunden wissen das zu schätzen.“
Döner wie in der Türkei? In Deutschland undenkbar
Eigentlich ist der Döner in der Türkei ein Essen, welches auf einem Teller im Restaurant serviert wird. Ob das auch in Deutschland vorstellbar ist? Ilhan Sönmez meint: „Das glaube ich weniger. Deutschland ist ein Technologieland. Hier muss alles schnell und effizient gehen. Man hat keine Zeit für Döner im Restaurant. Eine Statistik hat ergeben, dass in einer Sekunde in Deutschland ganze sieben Döner verspeist werden – das beliebteste Fastfood hierzulande.“
Der Döner im Supermarkt
Und wie ist das mit den Zukunftsvisionen? „Wenn man in einen Supermarkt an die Kühltheke geht, sieht man hauptsächlich Pizzen. Unser Ziel ist es, dass jeder qualitativ hochwertiges Dönerfleisch aus der Kühlung kaufen kann, um sich zu Hause selbst einen leckeren Döner zu zaubern. Das wäre ein Traum“, sagt Ilhan Sönmez und strahlt wie sein Sohn auf dem Foto, das auf seinem Schreibtisch steht.
„Wir brauchen den Mut, größer zu denken“
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