1. FC Köln kehrt mit Ballast in die Bundesliga zurück
Der 1. FC Köln kehrt in die Bundesliga zurück. Doch der Verein muss noch viele Baustellen schließen. Auch die Trainerfrage ist noch offen.
Noch im Frankenland kosteten die schwer erleichterten Kölner ihre heiß ersehnte Rückkehr in die Fußball-Bundesliga aus. 373 Tage nach dem Abstieg aus der Eliteklasse stürzte sich der "Effzeh" in seine vorzeitige Comeback-Party. Die geplante Heimfahrt stoppten die Aufsteiger schon in Nürnberg, um dort die Nacht zum Tag zu machen. Erst um 11.00 Uhr am Dienstagmorgen fuhren sie weiter.
"Das tut in der Seele gut, endlich wieder Erstliga-Fußball in Köln zu sehen und zu spielen", verkündete Torwart Timo Horn, der im Mannschaftsbus den DJ spielte. Kader, Trainer, Präsident - der 1. FC Köln muss nach seinem sechsten Aufstieg aber noch elementare Baustellen schließen. "Die Planungen sind in vollem Gange, das ist ganz klar", versicherte Horn.
In ihren weißen Aufsteiger-T-Shirts mit dem Slogan "widder do" (Kölsch für: wieder da) tanzten die Kölner Spieler schon auf dem Rasen ausgelassen - und auch in der Domstadt feierten daheim gebliebene Fans nach dem erlösenden 4:0 am Montagabend bei der SpVgg Greuther Fürth. "Uns fällt natürlich ein Stein vom Herzen", sagte Mittelfeldspieler Marco Höger. "Es ist für mich als Kölner ein unbeschreibliches Gefühl, das zwei Spieltage vor Schluss geschafft zu haben."
Die Rückkehr hat Kraft gekostet - vor allem aber Nerven. "Ich bin mental sehr, sehr erschöpft. Es war eine sehr lange Saison mit ein paar schlechten Phasen", räumte Offensivspieler Dominick Drexler ein. Sportlich lief vieles auch glatt, doch im Umfeld gab es immer wieder heftige Turbulenzen. Anfang März trat Präsident Werner Spinner nach einem Machtkampf mit Sportchef Armin Veh zurück, Ende April wurde Coach Markus Anfang trotz der Tabellenführung entlassen.
Interimstrainer Pawlak feiert bei Debüt den Aufstieg
Interimstrainer André Pawlak kam in den Genuss, gleich bei seiner Premiere den Aufstieg bejubeln zu dürfen. "Das ist schon eine überragende Sache, das gibt es wahrscheinlich nur im Fußball", befand der bisherige U21-Coach der Kölner, der auch Anfangs Anteil nicht vergaß. "Großes Kompliment an alle, die da mitgewirkt haben, auch an meinen Vorgänger und sein Trainerteam, das war wirklich ganz hervorragende Arbeit", lobte Pawlak den Ende April beurlaubten Coach.
Hat der 48-Jährige vielleicht sogar selbst Chancen, die Kölner eine Klasse höher zu betreuen? Was nach den letzten beiden Partien der Saison komme, sei derzeit "gar kein Thema", beteuerte Pawlak. Eine Möglichkeit scheint Dieter Hecking zu sein, der Borussia Mönchengladbach verlässt. Auch über den früheren FC-Stürmer Bruno Labbadia, der am Saisonende in Wolfsburg aufhört, oder den beim Zweitligisten Regensburg erfolgreichen Achim Beierlorzer wird spekuliert.
Der künftige Trainer soll Köln wieder zu einem dauerhaften Mitglied der Eliteklasse machen. "Wir haben sicherlich Dinge, die wir im Hinblick auf die Erste Liga auch verbessern müssen", sagte Horn, der dem Verein nach dem Abstieg die Treue gehalten hatte. "Schritt für Schritt kann man den Verein auch wieder festigen und hoffentlich in der Bundesliga etablieren."
1. FC Köln hofft auf sorgenfreie Bundesliga-Saison
Mit einem Etat von rund 50 Millionen Euro hoffen die Kölner in der Bundesliga auf eine sorgenfreie Saison. Als Neuzugang steht bisher nur Kingsley Schindler vom Zweitligisten Holstein Kiel fest, der eigentlich ein Wunschspieler des früheren Kielers Anfang war. Gesucht werden noch Neuzugänge, die vor allem in der defensiven Zentrale Geschwindigkeit ins Spiel bringen, aber auch Akteure für die Außenbahnen. Im Sturm sieht sich der FC mit Simon Terodde, dem gegen Fürth gleich dreimal erfolgreichen Jhon Cordoba und Winter-Rückkehrer Anthony Modeste gut aufgestellt.
An Mut soll es dem "Effzeh" in der kommenden Saison gegen den FC Bayern München, Borussia Dortmund oder RB Leipzig jedenfalls nicht mangeln. "Jetzt sind wir wieder da, wo wir hingehören", konstatierte Verteidiger Rafael Czichos, "und dann zeigen wir mal da, was wir drauf haben". (dpa)
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