Wer pünktlich ist, darf keine Angst vor der Einsamkeit haben. Schließlich läuft man bei Verabredungen Gefahr, auf jemanden zu treffen, der einen laxeren Umgang mit der Zeit pflegt. Ganz ohne Vorurteile lässt sich feststellen: Schiedsrichter gehören zu den pedantischeren Mitmenschen. Das muss so sein, wie sonst ließen sich Regeln durchsetzen? Wer einen Unparteiischen vor dem Spiel warten lässt, ist sorglos, doof oder hält sich für unantastbar.
Der DFB hat den FC Bayern mit einer Strafe in Höhe von 15.000 Euro belegt, weil die Partie beim FC St. Pauli im vergangenen November erst mit 127-sekündiger Verspätung angepfiffen werden konnte. Die Münchner kamen verspätet aus der Kabine. Schiedsrichter Timo Gerach musste mit seinem Team noch die Ausrüstung der Spieler überprüfen. Zack, 127 Sekunden, 15.000 Euro. Wer zu spät kommt, den bestraft der DFB.
Der FC Bayern ließ auch schon den VfL Bochum warten
Wenn es sich dabei nun um einen einmaligen Ausrutscher gehandelt hätte, wäre das Vergehen zu verzeihen. Wie auch bei einem Rendezvous eine zweiminütige Wartezeit nicht das Ende einer gerade entstehenden Liebschaft sein sollte. Die Münchner aber ließen in dieser Spielzeit auch schon den VfL Bochum warten. Zweieinhalb Minuten, 20.000 Euro.
Das sind Tarife, über die sich der Kassenwart jeder Kreisligamannschaft freuen würde. Kommt der Innenverteidiger zehn Minuten zu spät zum Training, ist die Abschlussfahrt an den Ballermann schon finanziert. Funktioniert so freilich nicht. Innenverteidiger kommen allerdings auch selten zu spät, meistens sind es die offensiven Freigeister, die für sich andere Zeitdimensionen in Anspruch nehmen. Dabei sei Pünktlichkeit doch die Höflichkeit der Könige, behauptet der Volksmund. Andererseits sei sie dann aber doch wieder eine Zier und weiter ginge es ohne ihr. Was denn nun?
Eine Bundesligapartie ist für Fans oft ein Fest. Je später der Nachmittag, desto schöner die Gäste. Nach ausführlicher Selbstbespiegelung ist man sich beim FC Bayern sicher, dass es keinen schöneren Gast als die Münchner selbst gibt. Da kann man auch mal auf sich warten lassen. So ein verspäteter Auftritt fordert die Aufmerksamkeit der anderen geradezu heraus. Sich diesen Spaß 35.000 Euro kosten zu lassen, muss man sich leisten können. Geiz immerhin war den Münchnern noch nie vorzuwerfen.
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