1860 München: Alles zurück auf Anfang
1860 München startet erneut den Versuch, endlich der 2. Bundesliga zu entkommen. Der Augsburger Alexander Schmidt soll es richten.
Die meisten Löwen-Fans fühlen sich seit Jahren wie in einem Hamsterrad. Seit dem Abstieg aus der Bundesliga im Jahr 2004 leben die Anhänger des Traditionsvereins nur noch von der Hoffnung auf bessere Zeiten, doch die einzige Konstante beim Fußball-Zweitligisten sind die Querelen und der ständige Zoff in der Führungsetage. Die Ereignisse überschlugen sich: Präsident Dieter Schneider trat zurück, sein vermeintlicher Nachfolger Hep Monatzeder wurde dann von den Delegierten abgelehnt. Schließlich noch der ständige Dauerzwist mit Investor Hasan Ismaik – wenigstens haben die Münchner jetzt mit Gerhard Mayrhofer seit kurzem wieder einen neuen Präsidenten.
Für einen Trainer gibt es günstigere Voraussetzungen, doch der gebürtige Augsburger Alexander Schmidt hat schon lange gelernt, sich zwischen der Vielzahl von Tretminen zu bewegen. Schmidt war jahrelang Nachwuchstrainer beim TSV 1860 und coachte auch schon die U 23. Im Winter des vergangenen Jahres wurde er Nachfolger von Reiner Maurer.
Dass er, obwohl der Investor nach der vergangenen Saison den Daumen gesenkt hatte, noch überhaupt Trainer ist, gilt fast als Sensation. Schmidt weiß das zu schätzen: „Ich bin schon so lange bei 1860. Ich kann mir gar nichts anderes mehr vorstellen. Das ist ein Riesen-Vertrauensbeweis des Vereins. Ich bin stolz, dass der Klub an mich glaubt.“ Seinen neuen Chef Mayrhofer hat er kürzlich kennen gelernt: „Das ist ein sehr geradliniger Typ, der etwas verkörpert. Er wirkt sehr entschlossen und will die Dinge anpacken. Ich fand das Gespräch mit ihm beeindruckend.“
Stephan Hain ist ein wichtiger Baustein
Nicht nur deshalb hat Schmidt ein gutes „Bauchgefühl“ für die anstehende Saison, die am heutigen Freitag (20.30 Uhr) für seine Mannschaft beim FC St. Pauli beginnt. Auch in der Vorbereitung weist die Mannschaft respektable Ergebnisse vor. Bei der Generalprobe besiegten die Löwen zuletzt Bayer Leverkusen mit 2:1. Mit dabei beim FC St. Pauli ist natürlich auch Stephan Hain, der in der vergangenen Saison noch für den FC Augsburg spielte. Für den Löwen-Coach ein wichtiger Baustein: „Durch meine Nähe zu Augsburg kenne ich den Stephan schon lange. Ich weiß, dass er ein sehr fleißiger Spieler ist, der gut gegen den Ball arbeitet und torgefährlich ist. Gegen tief spielende Mannschaften kann er auch mit seinen engen Dribblings, seiner Technik und seiner Beidfüßigkeit sehr wertvoll für uns sein.“
Hain muss auch helfen, die Sehnsüchte der Fans zu befriedigen, aber deren Anspruch ist groß. Alles andere als die 1. Bundesliga lässt sich kaum mehr vermitteln. Doch Schmidt lässt sich deshalb nicht unter Druck setzen: „Es wollen viele aufsteigen. Die ganz großen Favoriten sind in erster Linie Köln und Kaiserslautern.“
Aber natürlich will Schmidt nach oben, aber: „Es muss alles passen. Wir wollen schauen, dass wir nicht mehr so oft auf Unentschieden spielen, sondern auf Sieg. Dazu brauchen wir eine gewisse Konstanz, die es uns ermöglicht, auch mal ein höheres Risiko einzugehen. Wir müssen vor allem Ruhe bewahren.“
St. Pauli wird jetzt der erste Gradmesser. Schmidt weiß, was auf ihn und sein Team zukommt: „Das ist ein harter Brocken. Mit den Zuschauern im Rücken sind die eine Macht. Ein bisschen Fußballspielen reicht nicht. Wir müssen extrem dagegenhalten.“
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