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60 Jahre Bundesliga: Bayern München und Mönchengladbachs Aufstieg und Rivalität

Fußball

Vor 60 Jahren: Die besten Aufsteiger aller Zeiten – Bayern und Gladbach

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    Zwei Legenden im Laufduell: Im Oktober 1965 treffen Bayerns Gerd Müller (links) und der Gladbacher Jupp Heynckes mit ihren Teams erstmals in der Bundesliga aufeinander. In den Folgejahren sollten die beiden Aufsteiger die Liga prägen.
    Zwei Legenden im Laufduell: Im Oktober 1965 treffen Bayerns Gerd Müller (links) und der Gladbacher Jupp Heynckes mit ihren Teams erstmals in der Bundesliga aufeinander. In den Folgejahren sollten die beiden Aufsteiger die Liga prägen. Foto: Imago

    Vor 60 Jahren stürmten die beiden besten Aufsteiger der Bundesliga-Geschichte die Eliteklasse, wild, ungestüm, respektlos: Der FC Bayern München und Borussia Mönchengladbach enterten 1965 die Liga, beherrschten sie nach kurzer Anlaufzeit über ein Jahrzehnt und prägten eine goldene Ära der deutschen Nationalmannschaft.

    Es war eine der Glaubensfragen der sechziger und siebziger Jahre. Beatles oder Stones? Adidas oder Puma? Bayern oder Borussia? Beides ging nicht. Aber die Duelle der Ausnahmemannschaften elektrisierten die Fußball-Nation wie sonst nur die Länderspiele der Nationalmannschaft. Und die war oft eine Mischung aus Mönchengladbach und München mit ein paar Gastspielern anderer Vereine.

    Die Duelle zwischen Bayern und Gladbach wurden zur Bundesliga-Attraktion

    Nach kurzer Anlaufphase beherrschten Borussia und Bayern die Liga, ihre Duelle wurden zur größten Attraktion. Von 1969 bis 1977 machten sie die Meisterschaft unter sich aus. Die Bayern gewannen vier Europacup-Finales (1967, 1974, 1975, 1976), den Weltpokal (1976), vier DFB-Pokal-Endspiele (1966, 1967, 1969, 1971); die Borussia holte den Uefa-Cup (1975), stand im Landesmeisterfinale (1977) und brachte den DFB-Pokal (1973) nach Hause.

    Über zwei Dutzend Profis der Rivalen wurden in dieser Epoche in die Nationalmannschaft berufen; bei den großen Triumphen 1972 (Europameister) und 1974 (Weltmeister) waren sie das Gerüst der DFB-Auswahl von Helmut Schön. Die späteren Topstars Jupp Heynckes und Günter Netzer sowie Sepp Maier, Franz Beckenbauer, Gerd Müller waren schon 1965 in der denkwürdigen Aufstiegsrunde dabei, dazu etliche, die jahrelang in der Bundesliga Spitzenkräfte waren. Von 1966 bis 1981 wurden mit einer Ausnahme – Uwe Seeler 1970 – nur Spieler des FC Bayern oder des VfL Borussia zum „Fußballer des Jahres“ gewählt.

    Die Bayern schwenkten früher auf eine pragmatischen Stil ein

    Beide Vereine mussten bei aller Freude am Angriff lernen, dass es Titel nur zu gewinnen gab, wenn das eigene Tor diszipliniert und entschlossen verteidigt wurde. Die Bayern fanden dafür nach dem Ende der Ära des lebenslustigen Cajkovski einen eisenharten, unnahbaren Coach: Branko Zebec legte mit dem Double-Triumph 1968/69 den Grundstein für den unterkühlten, cleveren Bayern-Stil, der prägend wurde.

    Die „Fohlen“ mussten zu ihrem Meisterglück gezwungen werden. Oder genauer: Weisweiler ließ sich von seinem titelhungrigen Spielmacher Netzer davon überzeugen, die Abwehr zu stärken. „Mörder GmbH“ nannte der elegante Star, der statt Lob endlich Trophäen wollte, das Abwehrgespann mit „Luggi“ Müller und Klaus-Dieter Sieloff, das für die nötige Absicherung sorgte – und 1970 für den ersten Titel. Schon wenige Jahre nach dem gemeinsamen Aufstieg merkten die Manager beider Clubs, dass ihre Stadien mit dem Mangel an Komfort und Sitzplätzen nicht reichten, um die Einnahmen zu erzielen, mit denen ihre von Jahr zu Jahr teurer werdenden Mannschaften zu unterhalten waren.

    Als Mönchengladbach Bundesliga-Standort wurde, hatte das im Wohnviertel Eicken gelegene Bökelberg-Stadion weder Flutlicht noch eine überdachte Tribüne, mehr als 35.000 Zuschauer waren nicht unterzubringen.

    Das Münchner Olympiastadion.
    Das Münchner Olympiastadion. Foto: picture-alliance / dpa

    Das Olympiastadion war für die Bayern ein Standortvorteil

    Die Bayern schrieben sogar in der Double-Saison 1968/69 gerade mal eine schwarze Null. Das Stadion an der Grünwalder Straße war etwas größer (40.000) und hatte eine kleine Sitzplatztribüne, aber die Einnahmemöglichkeiten waren begrenzt.

    So wurde der Bau des Olympiastadions für die Sommerspiele 1972 in München für den FC Bayern die Zeitenwende. Plötzlich war bei großen Spielen die Einnahme an den Stadionkassen dreimal so hoch wie im „Grünwalder“. Die Bayern blieben in der Erfolgsspur, verkrafteten den Abschied von den Weltstars Beckenbauer, Müller und Maier. Und sie bekamen mit Uli Hoeneß einen mutigen Modernisierer als Manager.

    In Mönchengladbach versuchte die Borussia vergeblich, mit der defensiven Haushaltsführung des konservativen Kaufmanns Helmut Grashoff das Fußballgeschäft einer neuen Zeit zu bestreiten. Der Wettlauf mit dem Co-Aufsteiger von 1965 war Ende der siebziger Jahre verloren. Nach dem Gewinn des Uefa-Pokals 1979 holte die Borussia nur noch einen einzigen Titel: 1995 den DFB-Pokal. Und die Bayern? Wurden weitere 29 Mal Meister, 15 Mal Pokalsieger und dreimal Champions-League-Gewinner.

    Eins allerdings hat die Jahrzehnte überdauert: Die Borussia hat eine große, treue Anhängerschaft – in ganz Deutschland. „Everybodys second club“ – so nennen die Engländer das Phänomen, dass viele eingefleischte Fans anderer Klubs besondere Sympathien für einen speziellen Verein haben. Das war und ist das emotionale Kapital des VfL Borussia Mönchengladbach – und die Basis dafür haben vor 60 Jahren die Fohlen gelegt.

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