Muss eine Holocaustüberlebende ihr Amt an einen Neofaschisten abgeben?
Plus Noch ist die 92-jährige Liliana Segre Alterspräsidentin im italienischen Parlament. Doch dort ziehen nun viele Abgeordnete ein, die sich als Erben Mussolinis verstehen.
An diesem Donnerstag tritt das neu gewählte Parlament in Rom zusammen. Die Parlamentarier von Senat und Abgeordnetenhaus wählen ihre Vorsitzenden. Im Senat, der hohen Kammer, wird die 92 Jahre alte Liliana Segre als Alterspräsidentin den Vorsitz am ersten Parlamentstag einnehmen. Segre hat als junges Mädchen den Holocaust überlebt. Dass ausgerechnet sie nun einer Kammer vorsitzt, in die besonders viele Erben der italienischen Neofaschisten eingezogen sind, ist eine Pointe der Geschichte. Bei der Parlamentswahl Ende September erhielt die als postfaschistisch bezeichnete Partei „Brüder Italiens“ 26 Prozent der Stimmen – und wurde Wahlsieger.
Die Zeitzeugin Segre wurde 2018 von Staatspräsident Sergio Mattarella zur Senatorin auf Lebenszeit ernannt. Lange Zeit wollte sie ihre Erlebnisse aus dem Holocaust nicht weitergeben. „Niemand verstand mich, ich musste mich an eine Welt anpassen, die die schmerzlichen Ereignisse vergessen wollte“, berichtete sie einst über ihre Rückkehr nach Italien. Erst als das Interesse der Öffentlichkeit an den letzten Zeitzeugen des Holocausts in den 1990er-Jahren größer wurde, begann Segre zu erzählen und das ohne Unterlass. Segre bekam antisemitische Drohungen und wird seit 2019 von Leibwächtern begleitet. Für ihr Engagement wurde sie auch mit dem deutschen Bundesverdienstkreuz geehrt.
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