Oliver Bierhoff wird seinen Job nach dem WM-Aus kaum behalten können
Oliver Bierhoff ist das Gesicht des deutschen Fußballs. Er entstaubte den DFB, doch seit Jahren agiert er glücklos. Nun scheint seine Zeit beim DFB zu Ende zu gehen.
Fußball ist ungerecht. Nicht etwa, weil mitunter eine Mannschaft gewinnt, die nicht hätte gewinnen sollen. Weil vielleicht der Schiedsrichter einen entscheidenden Fehler macht, der Ball vom Pfosten zurück ins Feld springt oder eine andere dieser unzähligen Unwägbarkeiten ein Team den Weg zum Erfolg weist, das ihn nicht verdient hat. Das macht diesen Sport aus.
Fußball ist ungerecht, weil oft Personen für Versäumnisse verantwortlich gemacht werden, die nichts dafür können. Hansi Flick hat gegen Japan keine Abseitssituation aufgehoben wie Niklas Süle . Er hat den Ball auch nicht Keylor Navas an den Kopf geschossen oder die Kugel an den Pfosten gesetzt wie seine Offensivspieler. Flick ist genauso wenig allein verantwortlich für das frühe Ausscheiden in Katar, wie es Joachim Löw in Russland war. Löw hatte die Mannschaft 2014 zum Titel geführt, Flick die Bayern zum Champions-League-Sieg. Deutschland hat kein Trainer-Problem, Deutschland hat ein Spieler-Problem.
Oliver Bierhoff ist nicht der Chefausbilder des DFB
Hier nun kommt Oliver Bierhoff ins Spiel. Er hat den einst so verstaubten Verband seit 2004 aufgemöbelt. Gegen Widerstände und auf eine Art, die den Immerweiterkämpfen-Deutschen nur selten behagt hat. Bierhoff ist nicht der Chefausbilder des Verbandes, aber er hat sich willfährig zum Gesicht des deutschen Fußballs machen lassen.
Seit Jahren rücken weder gut ausgebildete Verteidiger noch Stürmer nach. Der DFB propagiert schon länger, dass das Ergebnis im Jugendfußball in den Hintergrund rücken soll, damit sich Spieler besser entwickeln können. Fußball ist aber ein Ergebnissport. Ein Fehlersport. Es gewinnt nicht die Mannschaft, die mehr richtig macht, sondern jene, die weniger verkehrt macht. Das ist ein Unterschied. Die Vereine sehen den Verband in der Pflicht, der die Leitplanken setzt. Geprägt aber werden die Kinder im Verein. Es ist Sache der Leistungszentren, Spezialisten auszubilden – und sich nicht für Scouting-Erfolge im Jugendbereich feiern zu lassen. Wie etwa beim FC Bayern, wo man für sich reklamiert, dass Jamal Musiala aus der eigenen Jugend stamme. Musiala aber wurde in England geprägt.
Für all die Versäumnisse im deutschen Fußball wird in den kommenden Tagen Oliver Bierhoff verantwortlich gemacht werden. Das ist nicht fair. Aber Teil des Geschäfts, von dem er seit Jahrzehnten profitiert.
Die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar steht in der Kritik, auch in der Redaktion haben wir ausführlich darüber diskutiert. Eine Einordnung, warum wir das Sportevent dennoch ausführlich journalistisch begleiten, lesen Sie in diesem Text.
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Seit April 2006 war Matthias Sammer Sportmanager des DFB. Zusätzlich war er seit 2010 als Nachwuchskoordinator von Seiten des DFB für den Ausbau der Talentförderung zuständig. Aus seiner „Hand“ stammt im Wesentlichen die Generation Fußballer, die 2014 Weltmeister wurde.
Bierhof ist für das Management der Nationalmannschaften verantwortlich und hat sportlich beim DFB nichts zu melden. Bei Präsidiumssitzungen darf er Gast sein. Und genau da, im Management der Nationalmannschaft liegt doch das Versagen. Bierhoff verantwortet die moralinsaure Überfrachtung des Teams. Er verantwortet das Marketingprodukt „Die Mannschaft“. Er verantwortet die Zombie-Auftritte 2018 und den viel zu späten Abgang von Löw.
Zeit das sich was dreht.
Natürlich sollte Bierhoff gehen, am besten schnell und freiwillig, es sind nur noch 1 1/2 Jahre bis zur EM. Er ist seit 18 Jahren im Amt, hat seine Tätigkeit den interessierten Fußballschauern nie transparent gemacht, hat sich im DFB einen Staat im Staat geschaffen mit entsprechendem Team, und vor allem sind nach dem WM-Sieg 2014 die Erfolge der Nationalmannschaft mehr als ausgeblieben. Hoffentlich wird im DFB nicht wieder der Fehler gemacht, den erfolglos agierenden Verantwortlichen die Aufarbeitung durchführen zu lassen und ihnen einfach ein Weitermachen zu ermöglichen.
Das gilt auch für Flick, der mit seinem planlosen Coaching äußerst unglücklich hantiert hat und dessen Festhalten an wenig überzeugenden Stammspielern von "kenn-ich-halt"-Überlegungen geprägt war.
Vielleicht müssen wir uns auch endgültig damit abfinden, dass unsere aktuelle Spielergeneration einfach nicht gut genug ist, im Kicken und auch vom Einsatzwillen her.
Neue Strukturen in der Ausbildung von Spielern und Trainern sind dringend erforderlich, aber natürlich keine kurzfristig wirksam werdende Maßnahme.
Jedenfalls bin ich sehr gespannt, aber auch optimistisch, was die für die nächste Woche und weiter zeitnah vom DFB angekündigte Aufarbeitung und auch die kurzfristige Zukunftsplanung erbringen wird.
Da bin ich dann doch ganz auf Deiner Linie
>>@Helmut D.
Jedenfalls bin ich sehr gespannt, aber auch optimistisch, was die für die nächste Woche und weiter zeitnah vom DFB angekündigte Aufarbeitung und auch die kurzfristige Zukunftsplanung erbringen wird.<<
Es muss sich einfach etwas im Deutschen Fußball ändern, denn die sehr guten Vereine sind doch eigentlich nur wegen den Ausländischen Spielern so gut, siehe Bayern, Dortmund Leipzig usw. Da muss sich etwas ändern auch in der Spielphilosophie, ohne echten Mittelstürmer zu spielen und alles in die Mitte drängen, statt über die beiden Flügel, mit einem Kopfballstarken Mittelstürmer die Angriff vorzutragen wie es früher mal war. Diese ständige Ballbesitz-Fußballspiel, mit dem Hin-und Her Geschiebe, kann doch wirklich" niemanden" begeistern, oder?
Meine Meinung: Alles Alte war bestimmt nicht sooo schlecht, dass man nach dem Bayern-Trainer Pep Guardiola, alles auf dessen Art zu spielen, abstimmen hätte müssen, da sage ich NEIN.
@Helmut H.: Sie scheinen ja die Fehler von Bierhoff und auch sein Arbeitspensum, seinen Arbeitsumfang, ziemlich gut zu kennen. Was hat er denn alles falsch gemacht 1. 2. 3. das zum frühzeitigen Auscheiden der Nationalelf 2018 und 2022 führte.