74 DLV-Athleten zur EM - Behrenbruch will klagen
Kienbaum (dpa) - Mit einer hochmotivierten Mannschaft und ein paar "heißen Eisen im Feuer" wollen die deutschen Leichtathleten bei den 20. Europameisterschaften in Barcelona an die Erfolge der stimmungsvollen Berliner Heim-WM anknüpfen.
Diskus-Weltmeister Robert Harting und Hochsprung-Hoffnung Ariane Friedrich führen das 74-köpfige Team bei der erwarteten Hitzeschlacht in der Olympia-Metropole von 1992 an. Doch Ärger um Zehnkämpfer Pascal Behrenbruch trübte die Vorfreude: Der 25-Jährige ist von seiner Ausbootung riesig enttäuscht und will sein Startrecht nun vor Gericht einklagen.
"Ich spreche gerade mit meiner Anwältin. Ich werde gegen den DLV klagen, ich hab' ja die EM-Norm in Götzis erfüllt. Also werde ich kämpfen", sagte der Frankfurter der Nachrichtenagentur dpa. Der DLV hatte Behrenbruch zunächst nur unter Vorbehalt für Barcelona nominiert; am Wochenende brachte er den geforderten Leistungsnachweis bei den deutschen Meisterschaften in Braunschweig nicht. "Doch ich bin fit, der Fuß hält, ich kann mitmachen, das hat jeder gesehen", versicherte der Athlet. Scheitert Behrenbruch, wäre in Barcelona erstmals seit der EM-Premiere vor 76 Jahren in kein deutscher Zehnkämpfer am Start.
Acht Tage vor dem EM-Start benannte der DLV 36 Frauen und 38 Männer für den Saisonhöhepunkt vom 27. Juli bis 1. August. "Wir haben mit Anspruch und Augenmaß nominiert", sagte Verbands-Sportdirektor Thomas Kurschilgen in Kienbaum. "Bei der EM werden wir eine leistungsstarke Mannschaft sehen, die mit Mut und Risiko in die Wettkämpfe gehen wird." Er erwartet einen "Dreikampf mit Großbritannien und Russland" um den Spitzenplatz in der Nationenwertung.
Deutschlands große Weitsprung-Hoffnung Sebastian Bayer (Hamburg) hatte die EM-Norm ebenso verfehlt wie der WM-Dritte im Hochsprung, Raul Spank (Dresden). Beide wurden von Verletzungen geplagt, Nachwirkungen und Trainingsrückstand ließen das Duo nicht rechtzeitig in Top-Form kommen. Vier Stunden hatte die Nominierungskommission am Sonntagabend in Braunschweig getagt, bei sieben Athleten mit "halber" Normerfüllung ließ sie Gnade vor Recht ergehen.
Doch bei Behrenbruch wäre "das medizinische Risiko im Hinblick auf seine weitere Karriere zu groß" gewesen, begründete der Sportdirektor. "Das ist uns sehr schwer gefallen. Aber wir haben uns in einer besonderen Verantwortung gesehen. Der Athlet hat nach wie vor diese Einsicht nicht."
Dennoch herrscht gute Stimmung im Team, das nur drei Athleten weniger umfasst als bei der EM 2006 in Göteborg. "Wir haben eine ganze Reihe von Athleten mit Medaillenchancen. Aber auch Glück und Tagesform werden entscheiden. Wenn alles gut läuft, könnte eine zweistellige Medaillenzahl herauskommen", sagte Clemens Prokop, Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), der Nachrichtenagentur dpa.
In dieser Saison konnten sich die deutschen Athleten zwar schon gut in Stellung bringen, doch nur ein Quartett steht in den aktuellen Europabestenlisten an Position 1: Weitspringer Christian Reif (8,28 Meter), Hürdensprinterin Carolin Nytra (12,57 Sekunden), Stabartistin Carolin Hingst (4,72 Meter) und Diskuswerferin Nadine Müller (67,78).
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