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Sport
25.10.2020

Aus dem Alltag eines Journalisten: Früher war beim Fußball mehr Nähe

Zum Training der deutschen Nationalmannschaft haben sich zahlreich Journalisten eingefunden.
Foto: Thomas Eisenhuth, dpa (Symbol)

Fußball elektrisiert die Menschen, ist Ersatzreligion, integrativ und gesellschaftlich relevant. Zugleich wandelt er sich derzeit rasant. Journalisten erleben das hautnah.

Als Willy Sagnol sich aufmachte, in die Kabine zu humpeln, nahm ich all meinen Mut zusammen. „Herr Sagnol, haben Sie kurz Zeit?“ Es war 2004, ich war Anfang 20 und machte gerade ein Praktikum und durfte an die Säbener Straße, zum großen FC Bayern. Und Willy Sagnol, der Welt- und Europameister, hatte gerade Zeit. Ob er, der das Training gerade abgebrochen hatte, schwerer verletzt sei? Wahrscheinlich nicht, aber mit dem Auftreten sei es bisschen schwierig. Ob es mit dem nächsten Spiel klappt? Klappt wahrscheinlich eher nicht. Und so weiter. Es waren nur ein paar Minuten, die sich Sagnol mit mir unterhielt, bevor er in die Kabine humpelte. Man durfte sich mich in diesen Minuten als glücklichen Menschen vorstellen. Ich hatte die Information, dass Sagnol ausfällt – exklusiv, mit Zitaten. Ein Krumen vom Glitzerprodukt Profifußball.

Berichterstattung über den FC Bayern: Jede Aussage wird vom Pressesprecher untersucht

Heute wäre vieles an dieser Geschichte undenkbar: Wenn heute ein Bayern-Spieler öffentlich gegen einen Ball tritt, sind so viele Medienvertreter dabei, dass an einem Training rein gar nichts exklusiv ist. Alleine der Umstand, dass ein Bayern-Spieler heute einfach so mit einem ihm bis dato nicht bekannten Reporter sprechen würde, erscheint einigermaßen illusorisch. Schon damals legte der FC Bayern Wert darauf, dass eigentlich alles mit der Presseabteilung geklärt wird. Aus diesem „eigentlich“ ist nun ein „ohne Anfrage läuft gar nichts“ geworden. Jede Aussage wird zudem vom Pressesprecher untersucht, autorisiert und bei Bedarf entschärft oder komplett gestrichen.

Gewann 2001 mit dem FC Bayern die Königsklasse: Willy Sagnol.
Foto: Amelie Geiger, dpa (Archiv)

Der FC Bayern war in dieser Hinsicht Vorreiter, doch längst haben alle anderen Bundesligaklubs nachgezogen. Beim FC Augsburg etwa erhielt man bis in frühe Zweitligazeiten auf Anfrage bei der Pressestelle eine Excel-Liste aller Spieler – samt Wohnort, Geburtstag, Handynummer und (betraf ohnehin nur ältere Spieler und Trainer) Faxnummer. Wer einen Spieler sprechen wollte, musste sich nur am Trainingsplatz an der Donauwörther Straße in Augsburg postieren und warten, bis den Kickern der Weg vom Platz in die Kabine führte. Ältere Kollegen berichten ähnliches vom früheren FC Bayern. Anfang der 90er war es durchaus noch Usus, dass Bayern-Spieler den Reporter unserer Redaktion bei sich zu Hause empfingen oder sich eine Stunde in der Kabine Zeit nahmen. Mittlerweile ist auch beim FCA alles reglementiert. Handynummern gibt es bei allen Bundesligavereinen nur noch auf dem inoffiziellem Weg. Und einen Spieler ohne Termin sprechen zu wollen, ist undenkbar geworden. Auch manche Interviewanfragen laufen komplett ins Leere und werden abgelehnt. Das Innerste eines Vereins unterliegt der höchsten Sicherheitsstufe.

So reglementiert das komplette Drumherum ist, so schnell ist mittlerweile das Spiel selbst geworden. Nicht nur das, was auf dem Feld passiert, ist so rasant wie nie – auch der Reporter muss schnell sein. Wobei: Schnell musste er eigentlich schon immer sein. In den 90ern schleppten Sportreporter noch einen wuchtigen Koffer ins Stadion, in dem ein mobiler Computer samt Kopplungsgerät für einen Telefonhörer verstaut waren. Über die Telefonleitung wurde der Text dann in die Redaktion übermittelt – wenn nicht gerade die Zuschauer bei einem Tor aufsprangen und so den Hörer aus dem Aufsatz rüttelten (vor allem beim Augsburger Eishockey soll das des Öfteren passiert sein, raunen ältere Kollegen).

Bei Schlusspfiff muss der Spielbericht fertig sein

Mittlerweile wird über das Internet verschickt – und klar: Bei Schlusspfiff muss der Spielbericht fertig für die Homepage sein. Späte Tore und überraschende Wendungen mögen für neutrale Zuschauer spannend sein – für Reporter sind sie das Grausen, weil der Spielbericht umgeschrieben werden muss. Auch während Pressekonferenzen wird jede Information sofort getwittert und veröffentlicht. Die Formel ist einfach: Je mehr sich um das Premiumprodukt Fußball scharen, desto wichtiger ist Schnelligkeit. Doch warum ist das eigentlich so? Diese permanente maximale Aufgeregtheit mag zu einem Milliardengeschäft passen, das jedes Jahr noch ein wenig größer zu werden scheint – selbst in Zeiten einer globalen Pandemie rollte nur wenige Monate kein Ball, bevor mit einem unglaublichen Aufwand die Bundesliga ihre Saison zu Ende spielte. Schließlich ging es um TV-Einnahmen in Höhe einer halben Milliarde Euro. Aus dem Spiel Fußball ist ein globales Phänomen geworden. Professor Johannes Wallacher, der Präsident Hochschule für Philosophie in München, sagt dazu: „Die emotionale Aufgeladenheit gab es immer, hat zuletzt aber stetig zugenommen. Bei vielen ist der Fußball quasi zu einer Ersatzreligion geworden mit einer Bindung, die weit über jede Rationalität hinaus geht.“

Aus dem einstigen Proletensport, der noch bis in die frühen 90er Jahre ein wechselhaftes Image hatte, ist der kleinste gemeinsame Nenner einer Gesellschaft geworden, die immer weiter ausdifferenziert, immer komplizierter wird. Wallacher formuliert das so: „Heute redet man am Montag kaum noch vom Tatort, auch selten über die Kirche. Es gibt immer weniger gemeinsame Lagerfeuer, an denen wir uns versammeln können. Der Fußball ist vielleicht einer der letzten Gelegenheiten, an denen so etwas gelingt.“

Welche gesellschaftliche Wirkung dieses Lagerfeuer, was einmal als Spiel startete, hat wird mit einem Blick auf die bundesdeutsche Geschichte evident: Als Deutschland 1954 zum ersten Mal Fußball-Weltmeister wurde, war das auch für die junge Bundesrepublik ein Signal. „In dieser frühen Wiederaufbauphase wurde dadurch ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl geprägt“, sagt Wallacher.

Beim "Wunder von Bern"  standen unter anderem Kapitän Fritz Walter (2.v.l.), Toni Turek und Helmut Rahn auf dem Platz. Gegner war Ungarn.
6 Bilder
Das Wunder von Bern
Foto: Presse Sports/Witters

2006 sei es der Nationalmannschaft beim Sommermärchen gelungen, einen neuen, unverkrampfteren Zugang zur Nationalfahne zu erlangen. „Außerdem spielt der Fußball bei der Integration schon lange eine große Rolle“, betont Wallacher. Nicht nur in der Nationalmannschaft kommt Spieler mit Migrationshintergrund eine wichtige Rolle zu – die Geschichte vieler Vereine aus dem Ruhrpott wäre ohne die Bergbauarbeiter mit polnischen Wurzeln undenkbar. Fußball ist also schon immer mehr als ein Spiel gewesen – und ist heute Wirtschaftsfaktor und emotionale Schwungfeder zugleich. Wallacher betont in diesem Zusammenhang aber auch: „Diese gesellschaftliche Sonderstellung bringt auch eine besondere Verantwortung mit sich.“ Ob der Sport dieser immer nachgekommen ist - der Wissenschaftler hat daran seine Zweifel und verweist auf negative Beispiele wie die Steuersparmodelle von Messi und Ronaldo oder das höchst fragwürdige Finanzverhalten der Verbände wie Uefa oder Fifa.

Der Fußball lebt von seiner Emotionalität lebt wie kein anderes Produkt

Auch Jost Peter, Vorstandsmitglied des Fan-Bündnisses „Unsere Kurve“, hat seine Bauchschmerzen bei diesem Thema. Er sagt: „Beim Zwiespalt zwischen Finanzen und sportlichen Werten wurde zuletzt oftmals zugunsten der Moral entschieden.“ Das Fan-Bündnis, dem Peter vorsteht, hat es sich zum Ziel gemacht, den Fußball zu erneuern. Dass früher alles besser war, glaubt Peter nicht: „Es gab keine goldene Zeit, in der alles gut war. Sponsoren hatten immer Einfluss, der Fußball elektrisiert die Menschen und war deswegen schon immer ein Magnet für finanzielle Interessen.“ Doch gerechter und verantwortungsvoller solle der Sport schon wieder werden. Und wenn es geht auch ein bisschen kleiner, unaufgeregter: „Es ist gerade alles zwei oder drei Etagen größer als es sein müsste.“

Jost Peter ist Vorstandsmitglied des Vereins "Unsere Kurve", in dem sich Fanorganisationen von der Bundesliga bis zur Regionalliga zusammengeschlossen haben.
Foto: Jost Peter

Aber geht das überhaupt mit einem Produkt, das von seiner Emotionalität lebt wie kein anderes? Jost hat da auch seine Bedenken: „Der Fußball eignet sich wunderbar für diese Aufgeregtheit, weil er ständig neue Ereignisse produziert. Aber heute gibt es immer gleich ein Thema das Tages, auf das alle anspringen.“ Früher habe es mehr zu erfahren gegeben, die Kommunikation war eine andere.

Vor allem die Corona-Krise habe gezeigt, dass der jetzt eingeschlagene Weg falsch sei. Fan-Organisationen haben sich zum Bündnis „Unser Fußball“ zusammengeschlossen und fordern: „Wir wollen nicht zurück zu einem kaputten System.“ Damit ist die Abhängigkeit von den TV-Geldern, die sportliche Zementierung der Verhältnisse mit Serienmeistern in fast allen Ligen, die Überfrachtung der Branche mit Geld gemeint – oder, wie es Peter formuliert: „Der Fußball tritt als Spiel hinter die Finanzen zurück und wird zu einer leeren Hülle. Es gibt so vieles, was ihn verdrängt.“ Am deutlichsten sei dies bei den Geisterspielen ohne Zuschauer zu sehen gewesen: Vor leeren Rängen wurde die Liga zu Ende gespielt, weil sonst Vereinen die Pleite drohte. Die Forderungen der Fans: Künftig sollte das TV-Geld gerechter verteilt, die zerfledderten Anstoßzeiten zurückgefahren, die Eintrittspreise sozial verträglich gehalten werden. Fans sollen als Teil des Spiels anerkannt werden, über ein klares Financial Fair Play soll der Einfluss von Investoren kontrolliert und geregelt werden. Wenn sich Jost Peter, der selbst glühender Anhänger von Rot-Weiss Essen ist, etwas für seine große Liebe wünschen dürfte, dann das: „Der Fußball soll in Bewegung bleiben, das war er immer. Aber der Sport sollte vor den Finanzen stehen.“

Als Journalist denkt man tatsächlich aber gerne an die guten alten Zeiten zurück. Die große Nähe früherer Tage wird es wohl nicht mehr geben. Die Aufgeregtheit, die man mit Anfang 20 beim Gespräch mit Willy Sagnol verspürt hat, kommt wahrscheinlich auch nicht mehr zurück.

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