Autor: "Ich wollte die Leistung des FCA würdigen"
Selten hat ein Artikel über den FCA so heftige Reaktionen hervor gerufen, wie der von Andreas Rüttenauer in der taz. Jetzt spricht der Autor.
Selten hat ein Artikel über den FC Augsburg so heftige Reaktionen hervor gerufen, wie der von Andreas Rüttenauer. Der ist Redakteur bei der taz, einer linksalternativen überregionalen Tageszeitung. In seiner Bundesliga-Kolumne beschäftigte er sich Anfang der Woche reichlich ironisch mit dem FCA. Titel: "Die Kicker aus der Antistadt". Rüttenauer zeichnete darin ein auf den ersten Blick nicht besonders freundliches Bild des Bundesligaaufsteigers.
Das, was danach über den in Berlin lebenden Redakteur hereinbrach, ist ein ausgewachsener "Shitstorm". Im Forum der taz und auf der Facebook-Seite Rüttenauers ließen die FCA-Fans ihrem Ärger freien Lauf. "Schmierfink" und "Kasper" zählen noch zu den harmloseren Beschimpfungen.
Autor war überrascht über Reaktionen
"Das hat mich schon überrascht", gestand Rüttenauer im Gespräch mit unserer Zeitung ein. "Vor allem, weil dahinter gar keine große Idee der Provokation stand." Die wöchentliche Kolumne, die sich immer mit dem zurück liegenden Bundesliga-Wochenende beschäftigt, sei ganz normal im Produktionsalltag entstanden.
"Ich dachte mir: Die Augsburger haben schon wieder gewonnen. Die schaffen jetzt tatsächlich mit dieser ganz eigenen Art des Fußballspielens den Klassenerhalt. Und das wollte ich eigentlich würdigen." Diesen Transfer konnten oder wollten viele FCA- und Augsburg-Fans aber nicht schaffen. Deshalb gibt sich Rüttenauer durchaus selbstkritisch: "Es kann ja auch sein, dass es an meinem Text liegt, dass dieser Schluss so fern ist. Ich dachte, wenn ich schon das Wort 'Supertraditionsverein' wähle, dass man das vielleicht nicht ganz so ernst nimmt."
Verständnis für die Fans
Das Gegenteil war der Fall. Rüttenauer hat aber sogar Verständnis für die Fans, die sich durch seinen Artikel angegriffen fühlen. "Die sind stolz auf das, was der Verein geleistet hat. Auch, weil es ihnen niemand zugetraut hat. Genau das wollte ich aber in meiner Kolumne zum Ausdruck bringen." Niemand habe daran geglaubt, dass der FC Augsburg den Klassenerhalt schaffen könne. Ganz ohne Ironie fügt er deshalb an: "Ich finde das, was dort geleistet wird, sehr bewundernswert. Die Mannschaft macht das, was sie kann. Mit Erfolg. Wunderbar. Und wenn ich mir anschaue, wie Köln und Berlin zuletzt gespielt hat, dann traue ich dem FCA auf alle Fälle den Klassenerhalt zu."
Rüttenauer, der aus München stammt, räumte in dem Interview auch noch mit zwei Vorurteilen auf, die durch das Netz geistern und den FCA-Fans als Begründung für die vermeintliche Schmutzkampagne dient: Er sei bestenfalls ehemaliger Löwen-Fan (seit dem Entschluss des TV 1860 München, gemeinsam mit den Bayern in einer Arena zu spielen, sei diese Liebe erloschen) und auch kein Anhänger der Berliner Hertha. "Ich weiß nicht, wie die Leute darauf kommen. Vielleicht, weil ich in Berlin lebe. Aber wie die meisten Zugereisten habe ich es nicht geschafft, Hertha-Fan zu werden."
Gegen Augsburg habe er auch nichts. Während der Frauen-WM stattete er der Stadt zuletzt einen Besuch ab. "Ich habe mir gedacht, was das für eine irrsinnig gut funktionierende Stadt ist. Du kommst mit dem Zug an und die Straßenbahnen fahren auch am Nachmittag noch im Zehn-Minuten-Takt. Das ist für einen Berliner fast schon wieder merkwürdig, wenn alles funktioniert. Also Augsburg ist mir durchaus in guter Erinnerung."
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