Brasilien zählt schon die Tage bis zum Anpfiff
São Paulo (dpa) - Der Rekord-Weltmeister Brasilien zählt schon die Tage bis zur Fußball-WM im eigenen Land. "Die Weltmeisterschaft kommt 2014 zurück ins wirkliche Fußball-Zuhause", formulierte Brasiliens Nationaler Fußballverband CBF selbstbewusst.
Die Schmach aus den beiden vergangenen Turnieren in Südafrika und Deutschland (2006), wo die "Seleção" jeweils im Viertelfinale rausflog, soll möglichst schnell vergessen werden. Den Blick stramm nach vorn gerichtet will Brasilien jetzt die Ärmel hochkrempeln. Zu tun gibt es wahrlich genug bis zum Anpfiff der nächsten WM am 13. Juni 2014.
Der durch Afrika tourende brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva machte keinen Hehl aus seiner Enttäuschung über das frühe Aus. Er hatte keine Lust mehr aufs Endspiel in Johannesburg, wo er so gerne seine Jungs Kaká, Luís Fabiano, Robinho & Co. hätte spielen und zaubern gesehen. Doch so machte sich der geknickte Staatschef entgegen den ursprünglichen Plänen früher als geplant auf den Rückweg von Südafrika in seine Heimat. Aber er versprach der FIFA, alles für eine historische WM - "die beste, die es bisher gab" - in vier Jahren in Brasilien zu tun.
Bis dahin geht es für den fünffachen Weltmeister sportlich um nicht weniger als einen Neustart. Das machte CBF-Präsident Ricardo Teixeira in den vergangenen Tagen klar: "Wir müssen eine neue Seleção formen." Dabei hat der Top-Funktionär vor allem um eine Kader- Verjüngung im Sinn. "Deutschland hat neun Spieler unter 23 Jahren. Ghana hat elf, Spanien sechs. Wir haben einen (Ramires)", verglich Teixeira die WM-Aufgebote. "Wir müssen eine Seleção formen, um 2014 zu spielen und heute sind diese Spieler 18, 19 oder 20 Jahre alt."
Wer den Neustart vollzieht, wird bald entschieden, denn noch im Juli soll die vakante Stelle des Nationaltrainers neu besetzt werden. Die Gerüchteküche brodelt. Ob es aber letztlich Weltmeistertrainer Luiz "Felipão" Scolari wird oder frühere AC-Mailand-Coach Leonardo oder Corinthians-Trainer Mano Menezes - alle hätten die selbe Aufgabe: die "Mission 2014" zum Erfolg zu führen und den ersehnten sechsten WM-Titel für Brasilien zu holen.
Auch beim Ausbau der Infrastruktur steht das fünftgrößte Land der Welt vor gewaltigen Herausforderungen. Zwar richtete Brasilien schon einmal eine WM aus. Aber das war 1950 und taugt wenig als Erfahrungsschatz. Zudem denkt auch keiner gern daran zurück in Brasilien, denn damals unterlag die Seleção in Rios Maracanã-Stadion vor 200 000 Zuschauern im entscheidenden Spiel Uruguay mit 1:2. Bis heute ein nationales Trauma.
2014 geht Brasilien voraussichtlich mit zwölf WM-Stadien an den Start, zwei mehr als in Südafrika. Einige Bauten müssen nach der Fristen-Vorgabe des Fußballweltverbandes FIFA schon Ende 2012 fertig sein, denn ein Jahr später findet in Brasilien der Confederations Cup statt.
Riesige Investitionssummen locken Wirtschaftsdelegationen aus allen Ländern mit oder ohne Ministerbegleitung nach Brasília, Rio de Janeiro und São Paulo. Stadien müssen gebaut oder modernisiert, U-Bahn- und Bussysteme erweitert und Flughäfen ausgebaut werden. Einige Schätzungen gehen von Investitionen von mehr als 100 Milliarden Reais (45 Mrd. Euro) aus.
Die WM-Planer zerbrechen sich vor allem den Kopf über die Logistik. Brasilien ist siebenmal so groß wie Südafrika und die Entfernungen zwischen den einzelnen Stadien in Brasília, Manaus, Curitiba, Recife oder Rio sind nur auf dem Luftweg zu bewältigen. "Wir wissen, was die großen Probleme sind: Flughafen, Flughafen, Flughafen", sagte CBF-Chef Teixeira. Um die Probleme in den Griff zu bekommen, hat Brasilien jetzt noch 1431 Tage Zeit. Dann wird die 20. WM angepfiffen.
Die Diskussion ist geschlossen.