
Baums geheime Pläne


Vor dem Auswärtsspiel in Wolfsburg lässt der FC Augsburg während der Trainingseinheiten keine Zuschauer zu. Was hat der Trainer bei seinem Jubiläum vor?
Im Denken eines Fußballtrainers ist verankert, die Konzentration stets auf das kommende Spiel zu richten. Manuel Baum handhabt es nicht anders. Die Gedanken des 38-Jährigen kreisen ausschließlich um die nächste Begegnung, also jene seines FC Augsburg mit dem VfL Wolfsburg. Baum zieht einen Vergleich heran: Im Vorfeld fühle er sich stets wie „in einem Tunnel“. Baum ist derart fokussiert, dass er auf der Pressekonferenz am Mittwoch erst darauf hingewiesen werden muss, dass ihm ein Jubiläum bevorsteht. Zum 50. Mal wird er die Augsburger Mannschaft während eines Bundesligaspiels betreuen. Baum, ganz der Mann im Tunnel, versichert glaubhaft, nichts davon gewusst zu haben.
Dürfte er aber anlässlich des Jubiläums Wünsche äußern, meint Baum, so hätte er deren zwei: einerseits drei Punkte in Wolfsburg, andererseits mindestens 50 weitere Spiele als FCA-Trainer. Und mit einem Lächeln fügt er hinzu: „Vielleicht noch einen Nuller hinten hin, dann wäre ich zufrieden.“
Ob es 500 Spiele werden? Zumindest darf der freigestellte Realschullehrer davon ausgehen, dass noch etliche Partien als FCA-Trainer hinzukommen. Die Mannschaft steuert auf den frühzeitigen Ligaverbleib zu, praktisch käme dieser einem Erfolg in Wolfsburg und dann 39 Zählern gleich. Selbst ein Unentschieden wäre ein großer Schritt, würde ein Konkurrent doch auf Distanz gehalten. Baum hat sich jene Demut angeeignet, die die FCA-Verantwortlichen stets einfordern. Er sagt: „Der Klassenerhalt ist unsere deutsche Meisterschaft.“
In der Tabelle zehrt Augsburg weiterhin von der immensen Punktausbeute der Hinrunde, in der Rückserie hinkt der FCA hingegen den Erwartungen hinterher. Beispiel: ein Augsburger Sieg aus den jüngsten acht Begegnungen. Nicht nur die Ergebnisse enttäuschten, ebenso die dazugehörigen Leistungen. Baum hat der Durchhänger nicht überrascht. „Jeder von uns wusste, dass in einer langen Saison Phasen kommen werden, in denen es schlechter läuft.“ Mut schöpft er ausgerechnet aus der 1:4-Pleite gegen den FC Bayern, als seine Spieler eine halbe Stunde lang den Meister mit aggressivem Anrennen ärgerten.
Die Münchner wirkten irritiert, auf einen ähnlichen Überraschungseffekt hofft Baum nun in Wolfsburg. Jedenfalls trifft er Vorkehrungen. Dass seine Bundesligamannschaft im Geheimen trainiert, ist keine neue Erkenntnis. Dass allerdings kein einziges Mal Zuschauer bei den Übungseinheiten nahe der Augsburger Arena zugelassen sind, mutet dann doch ungewöhnlich an. Hinter grünen Abdeckungen, ganz im Verborgenen, arbeiten Mannschaft und Trainer an den taktischen Kniffen, die in Wolfsburg den Sieg bringen sollen. „Wenn man neue Sachen einstudieren will, macht man die Türen zu“, begründet Baum. In Übungseinheiten unter Ausschluss der Öffentlichkeit sieht er einen wesentlichen Baustein, um in der Bundesliga erfolgreich zu sein.
Ein anderer Baustein könnte Alfred Finnbogason sein. Wobei ungewiss ist, ob der Isländer am Freitagabend in der Wolfsburger Arena mitwirken kann (20.30 Uhr). Vor dem Heimspiel gegen den FC Bayern München stellte Baum einen Einsatz Finnbogasons in Aussicht, der Angreifer hatte sich gerade von einer Muskel-Sehnen-Verletzung in der linken Wade erholt. Wegen einer Fehlbelastung bereitete aber plötzlich im Abschlusstraining die andere Wade Probleme. Baum verzichtete daher gegen München auf den Angreifer.
Ähnlich will der Trainer vor dem Spiel in Wolfsburg verfahren, weiterhin will er kein Risiko eingehen. „Es könnte erneut knapp werden“, betont Baum. Er wolle Finnbogason nur einsetzen, wenn dieser hundert Prozent fit sei.
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