
FC Bayern: Felsbrocken in Florenz

Für den FC Bayern München geht es heute Abend in Florenz um mehr als nur ums Weiterkommen. Es steht wieder einmal das internationale Renommee des Klubs auf dem Spiel. Von Benjamin Schäling
Es sind Spiele wie dieses heute Abend in Florenz, die der FC Bayern liebt. Es geht um alles, höchste Konzentration ist gefordert und der Druck ist enorm, weil ein Weiterkommen für den Rekordmeister Pflicht ist.
Entsprechend präsentieren sich die Bayern-Spieler. Man sei selbstbewusst, sagt Neu-Nationalspieler Thomas Müller. "Guter Dinge" ist Innenverteidiger Holger Badstuber. Und Kapitän Mark van Bommel sieht sein Team nach dem Hinspiel-Ergebnis (2:1) "im Vorteil".
Mit dem Einzug ins Viertelfinale würde den Bayern ein Felsbrocken der Größe Neufundlands vom Herzen fallen. Es geht dabei auch nicht nur um die bayerische Zukunft von Super-Dribbler Franck Ribéry, sondern um die Ausrichtung der kommenden Jahre. Scheidet der Klub erneut frühzeitig aus, steht sein internationales Renommee endgültig auf dem Spiel.
Seit ihrem Champions League-Sieg 2001 sind die Bayern nie über das Viertelfinale hinausgekommen. Die Ansprüche in München sind aber andere. Man wolle die Champions League in den kommenden Jahren gewinnen, hört man nicht selten aus Münchner Mündern.
Und es geht dabei nicht so sehr um das liebe Geld, wie bei so vielen anderen europäischen Spitzenvereinen. Davon hat der FC Bayern angeblich ja genug. Es geht vor allem darum, ob man auch in den nächsten Jahren Spieler wie Arjen Robben ("Ich bin hergekommen, um Titel zu gewinnen") und Franck Ribéry locken kann. Oder Akteure wie Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger halten kann. Das funktioniert nur mit internationalen Erfolgen.
Die Gemengelage vor diesem eminent wichtigen Spiel ist allerdings nicht so schön, wie es sich die Bayern gewünscht haben. Das Titelrennen in der Liga ist alles, nur nicht einseitig. In Köln ließ man wie zuvor in Nürnberg wichtige Punkte liegen. Und der 1:0-Heimsieg gegen Hamburg war alles andere als souverän.
Drei Spiele, nur drei Tore: Die Offensive hakt. Doch damit nicht genug: Der Spielaufbau macht ebenso Sorgen. Gerade gegen defensiv eingestellte Gegner taten sich die Münchner zuletzt enorm schwer. Selten Ideen, kaum Tempo.
Die Abwehr aber ist das größte Sorgenkind. In den jüngsten 14 Spielen gelangen gerade einmal drei Zu-Null-Spiele (das letzte Anfang Dezember beim 3:0 gegen Hannover 96). Nun gibt es neben Leistungsproblemen auch noch Verletzungssorgen. Nach einer vernünftigen Viererkette muss Trainer Louis van Gaal suchen. Gerade in einem sensiblen Bereich wie der Abwehr wechseln Trainer ungern, Automatismen sind überlebenswichtig.
Nur gut, dass der AC Florenz die noch größeren Sorgen hat. Die Fiorentina fing sich in den vergangenen 17 Spielen mindestens ein Gegentor (das letzte Zu-Null gelang Anfang Dezember beim 2:0 gegen Atalanta Bergamo). Und sie kam noch gar nie ins Viertelfinale der Champions League. So gesehen also ein gewisser Vorteil für den FC Bayern. Benjamin Schäling
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