Da geraten die Altmeister ins Schwärmen
Malaika Mihambo hat einen strahlenden Auftritt als Sportlerin des Jahres. Markus Eisenbichler hingegen zieht sich Kritik seines Vaters zu.
Festliche Kleidung ist ausdrücklich erwünscht, wenn im Kurhaus in Baden-Baden die Sportler des Jahres gefeiert werden. Da passt eine Lederhose nicht so recht in den Rahmen. Markus Eisenbichler, der zusammen mit seinen Springerkollegen Karl Geiger, Richard Freytag und Stephan Leyhe als „Mannschaft des Jahres 2019“ auf die Bühne gerufen wurde, hätte für seinen originellen Auftritt eine Lederhose brauchen können. Weil er sich in Anzug und Fliege als Schuhplattler präsentierte, musste er bei seiner Rückkehr nach Siegsdorf eine kleine Rüge von seinem Vater befürchten, weil dieses Outfit nicht so ganz passte zu dieser Einlage, die bei den Gästen im Benazet-Saal aber trotz allem sehr gut ankam.
Viele Frauen legen großen Wert darauf, dass sie sich an diesem Abend in puncto Kleidung abheben von den anderen Besuchern. Malaika Mihambo, die nach einer glanzvollen Saison als Weitspringerin souverän zum Titel „Sportlerin des Jahres“ flog, war offensichtlich beim gleichen Schneider wie Katrin Müller-Hohenstein, die wieder zusammen mit Rudi Cerne durch die Proklamation führte. Die beiden Damen präsentierten sich jedenfalls in goldigen Glitzerkleidern.
Es war ein ungewöhnlicher Abend für die Leichtathletik. Denn dass bei Frauen wie bei Männern ein Vertreter der olympischen Kernsportart ganz vorne landet, ist in jedem Fall bemerkenswert. Niklas Kaul, der jüngste Zehnkampf-Weltmeister aller Zeiten, zollte der geschlagenen Konkurrenz bei dieser Gala daher auch seinen Respekt: „Ich hatte mit den ersten drei geliebäugelt. Dass es Platz eins wird, damit hatte ich nicht gerechnet. Die anderen hätten es genauso verdient.“ Allen voran Jan Frodeno, der großartige Triathlet.
In den drei Kategorien standen jeweils Ehrungen für die Ränge eins bis drei bei der Umfrage unter den deutschen Sportjournalisten an. Alle waren rechtzeitig in den Kurort an der Oos gekommen. Das lag sicher auch daran, dass die Anreise diesmal frei von Wetterproblemen waren. Gleichwohl war der logistische Aufwand beim Transport wieder beachtlich. Damit die Skispringer aus Klingenthal den Weg nach Baden-Baden fanden, wurden ein Hubschrauber und ein Privatjet eingesetzt. „Wir haben uns gefreut wie kleine Kinder“, berichtete Eisenbichler. An Bord gab es für das Quartett auch Verpflegung in Form von belegten Broten, Butterbrezen und Bier.
Wer bei der 74. Wahl in zwölf Monaten im Scheinwerferlicht stehen wird, darüber lässt sich heute nur rätseln. Es wäre aber kein Wunder, wenn wieder Malaika Mihambo und Niklas Kaul auf dem obersten Treppchen landen würde. Und bei den Mannschaften könnte die Fußballnationalelf ein Kandidat sein, sofern sie bei der EM groß auftrumpft. Fritz Keller, der neue Präsident des Deutschen Fußballbundes, der von Freiburg her eine kurze Anreise hatte, wollte kein Versprechen in diese Richtung abgegeben: „Ich habe zu den Jungs gesagt: Wir müssen die Tabellenführung machen.“ Mit seiner Aussage zur Gala am Sonntagabend stand Keller sicher nicht alleine: „Grandios, tolle Veranstaltung.“
Es passte gut in diesen Rahmen, dass die Siegerweite (7,30 m) von Mihambo bei der WM in Doha im Saal ausgemessen wurde; auf diese Weise wurde die Leistung anschaulicher. Heike Drechsler, vor Jahren eine ganz Große in dieser Disziplin, versicherte der Klavierspielerin, die auch im Urlaub in Thailand nicht unerkannt blieb: „Ich bin dein größter Fan.“ Und Frank Busemann, 1996 Olympiazweiter, schwärmte in gleicher Weise von Niklas Kaul: „Du lieferst, wenn es darauf ankommt.“
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