"Dann sage ich: fuck off": Darts-Boss hat keine Lust auf Olympia
Während andere Sportarten von einer Teilnahme in den olympischen Kanon träumen, winkt man im Darts ab. Der Verbandschef fürchtet um die Party.
Eine Teilnahme bei den Olympischen Spielen – das ist nicht nur der Traum der meisten Sportler, sondern auch der Funktionäre. Wenn eine Sportart in den olympischen Zirkel aufgenommen wird, verheißt das weltweite Aufmerksamkeit, mehr Sponsorengelder und am Ende versuchen sich sogar einige junge Olympia-Kucker mal in einer Sportart, die sie im TV zum ersten Mal gesehen haben. 2020 in Tokio werden zum Beispiel erstmals Karate, Skateboard, Sportklettern und Surfen dabei sein.
Ob Darts irgendwann olympisch sein wird – das darf derzeit stark bezweifelt werden. Zwar gibt es Stimmen, die das fordern – unter anderem die des Weltranglistenersten Michael van Gerwen. Doch während andere Verbandspräsidenten für eine Olympia-Teilnahme sämtliche jemals getragene Olympische Fackeln polieren würden, lässt das die Darts-Bosse kalt.
Die Stars der Darts-Szene sind längst Millionäre
Denn Öffentlichkeit und Kohle – das hat der Darts-Sport ja längst. Millionen Zuschauer fiebern mit, wenn zwischen Weihnachten und Neujahr die Pfeile um die WM-Krone geworfen werden. Die Stars der Szene sind dank üppiger Preisgelder längst Millionäre. Der Deutsche Werner von Moltke, Geschäftsführer der Professional Darts Corporation (PDC), wurde unlängst damit zitiert, dass er nicht glaube, dass dies passen würde: "Wir brauchen es nicht, es ist nicht notwendig." Man darf sich von Moltke bei dieser Aussage beim gelangweilten Feilen seiner Fingernägel vorstellen.
Leidenschaftlicher wird der 49-Jährige, wenn es um eine detaillierte Begründung geht: "Olympia sehe ich als Verbrechen am Athleten, das ist genau das Gegenteil von dem, was wir machen. Da kämpfen 10000 Athleten, verdient werden zehn Milliarden und beim Athleten landet nichts, nada. Es ist die größte Ungerechtigkeit des Lebens." Olympia bringe keine Sportart nach vorne.
Auf die Schnösel des IOC hat der Darts-Boss keine Lust
Weltverbandschef Barry Hearn wird noch deutlicher. Ihn wurmt eine andere Sache bei dieser Olympia-Nummer: Er befürchtet, dass aus dem Party-Event ein steriles Pfeilewerfen werden würde. Ohne Party, ohne Faschingskostüme und ohne Alkohol. Die Ansage des 71-Jährigen: "Wenn das IOC zu mir sagt, ihr könnt morgen ein olympischer Sport sein, aber es gibt keinen Alkohol mehr, weil wir das so wollen, dann sage ich: Fuck off. Wir sind einfach gewöhnliche Menschen, die einen schönen Abend verbringen wollen." Tatsächlich sind die Herren des IOC bislang nicht als Partylöwen bekannt gewesen. Und auf diese Schnösel hat Hearn offenbar keine Lust: Darts sei "der einzige Sport der Welt, bei dem es eine richtige Party gibt". Und eine gute Party ist manchmal auch mehr wert als olympisches Gold.
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