Es gehört zu den Absurditäten des TSV 1860 München, dass ausgerechnet Hasan Ismaik inmitten dieser Unruhen eine relativ gute Figur macht.
Wer glaubt, dass die Persönlichkeit eines Menschen so fest wie Gips ist, hat nichts verstanden. Wir sind wandelbar, niemals schwarz oder weiß, niemals nur gut oder schlecht. Dennoch gibt es Personen, die man sich nur schlecht in einer Rolle vorstellen könnte: Felix Magath als verständnisvoller Psychotherapeut für Burnout-Patienten. Lukas Podolski als Rotwein schwenkender Gastgeber des Literarischen Quartetts. 1860-Investor Hasan Ismaik als mahnende Stimme der Vernunft.
Wobei – das zuletzt aufgeführte Beispiel war schlecht gewählt. Aktuell schwingt sich der sonst nie um eine Torheit verlegene Jordanier tatsächlich auf, zu so etwas wie einer moralischen Instanz zu werden – zumindest innerhalb des für seine Verhaltensauffälligkeiten bekannten Kosmos 1860 München.
Ausgerechnet Ismaik versuchte noch, Bierofka vom Rücktritt abzubringen
Dort warf am Dienstagabend der Ober-Löwe Daniel Bierofka entnervt hin. Der 40-Jährige war bei den Löwen nicht nur Trainer, sondern auch Identifikationsfigur, Vermittler und Heilsbringer. Weil er die Machtspielchen und Intrigen innerhalb des Vereins leid war, schmiss Bierofka hin – und die Fans stürzten in Depression. Während der Verein fast einen ganzen Tag brauchte, um in einer Pressemitteilung das zu bestätigen, was ohnehin klar war, reiste Ismaik aus Abu Dhabi nach München, um den Ober-Löwen noch vergeblich von dessen Rücktritt abzuhalten.
Es gehört zu den Absurditäten dieses Vereins, dass ausgerechnet Ismaik inmitten dieser Unruhen eine relativ gute Figur macht. Währenddessen offenbart die Führungsebene des Vereins um Präsident Robert Reisinger einmal mehr, dass sie bestenfalls Amateur-Niveau hat. In der Pressemitteilung bedauert zwar jeder das Ende Bierofkas – mit den permanenten Sticheleien war es aber gerade die Vereinsseite, die dem Coach die letzten Nerven geraubt hat.
Mit Mölders verlässt die Löwen die zweite Identifikationsfigur
Die Löwen schreiten damit einmal mehr einer unsicheren Zukunft entgegen: Ober-Löwe Bierofka ist weg, die zweite Identifikationsfigur, Sascha Mölders, macht im Sommer Schluss, das Stadion ist entgegen allen romantischen Verbindungen der Fans nicht für den Profi-Fußball geeignet, das Geld ist sowieso knapp und innerhalb des Klubs sind die Gräben zwischen den Gesellschaftern tiefer denn je.
Dieses Chaos ist die einzige Konstanz im Kosmos der Löwen. Zumindest dieses Persönlichkeitsmerkmal scheint starr wie Gips zu sein.
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