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Manipulationen
08.05.2016

Das ist die geheime Dopinggeschichte des Fußballs

In keiner anderen Sportart ist mehr Geld im Spiel als beim Fußball. Kann ausgerechnet hier alles mit rechten Dingen zugehen oder wird beim Fußball gedopt?
Foto: Patrick Seeger (dpa/Symbolbild)

In keiner anderen Sportart ist mehr Geld im Spiel als beim Fußball. Kann ausgerechnet hier alles mit rechten Dingen zugehen oder wird beim Fußball gedopt?

Beckenbauer schaut säuerlich drein. Er ahnt, was kommt. Und er weiß, dass er keine gute Antwort hat. Also macht er das, was er am besten kann: franzelt drauflos. „Das hab’ ich gesagt?“, fragt er ZDF-Moderator Michael Steinbrecher. Der zeigt ihm prompt die Kopie eines alten Artikels aus dem Stern. Darin hatte sich Beckenbauer in verblüffender Offenheit zum Thema Doping im Fußball geäußert. Dort steht: „Nicht alles, was heute mit Fußballern gemacht wird, ist harmlos. Die Grenzen zum Doping sind fließend.“ Er selbst lasse sich mehrmals im Monat Blut aus dem Arm entnehmen, das ihm dann wieder in den Hintern gespritzt werde. Damit werde eine künstliche Entzündung hervorgerufen, was die Anzahl weißer und roter Blutkörperchen erhöhe und die Widerstandskräfte des Organismus stärke.

Das war 1977. 36 Jahre später, im August 2013, sitzt Beckenbauer im ZDF-Sportstudio und wird mit seinem Gastbeitrag aus der Vergangenheit konfrontiert. „Kann es sein, dass ich einen Doppelgänger habe?“, fragt er und lacht sein kaiserliches Lachen. „Ich bin natürlich überrascht über dieses Kunstwerk. Ich war halt immer der Meinung, Doping im Fußball macht keinen Sinn. Weil jeden dritten, vierten Tag hast du ein Spiel.“ Rudi Völler, der ebenfalls in dem Fernsehstudio sitzt, wird eingeblendet. Er nickt zustimmend. Und lächelt abfällig. So geht das im Fußball. Doping bringt nix. Punkt. Wer trotzdem fragt, wird abgekanzelt. Wer ehrlich war, vergisst es schnell wieder.

Wer liest, was der Journalist Thomas Kistner auf fast 400 Seiten zusammengetragen hat, könnte allerdings ins Grübeln geraten. Sein Buch „Schuss. Die geheime Dopinggeschichte des Fußballs“ ist ein Füllhorn dubioser Geschichten rund um einen Sport, in dem Milliarden Euro umgesetzt werden. In dem die Hauptdarsteller wahnwitzige Gehälter gezahlt bekommen und von den Fans wie Gottheiten verehrt werden. Wo Siege oder Niederlagen das Selbstwertgefühl ganzer Nationen beeinflussen. Man denke nur an das Sommermärchen 2006, das der Welt ein neues, buntes, freundliches Deutschland präsentierte.

Oder die WM 2014, als Deutschland den Titel gewann und auf dem Weg dorthin Gastgeber Brasilien mit 7:1 demontierte. Millionen feierten hierzulande ein rauschhaftes Fest. Die Leistung der Brasilianer dagegen erschütterte das südamerikanische Land schlimmer, als es Finanz-, Wirtschafts- und Politikkrise zusammen vermochten.

Spritzen für die Helden von Bern

Fußball ist inzwischen so viel mehr als ein Spiel, in dem Männer in kurzen Hosen versuchen, einen Ball ins gegnerische Tor zu befördern. Es geht um Macht und Anerkennung. Vor allem aber geht es um Geld. In keinem anderen Sport wird mehr verdient. Die großen Vereine setzen hunderte Millionen Euro im Jahr um und funktionieren wie mittelständische Unternehmen. Ihr wertvollstes Kapital sind teuer gekaufte Profis. Wer also mag es ihnen verdenken, dass alles versucht wird, diese bestmöglich zu pflegen?

Kistner hat tief gegraben. Akten ausgewertet, Indizien zusammengetragen, Merkwürdigkeiten gesammelt. All die Mosaiksteinchen fügen sich zu einem Bild, das so gar nicht zu dem Hochglanzprodukt passt, das wir Wochenende für Wochenende präsentiert bekommen. Angefangen schon bei den legendären Weltmeistern von 1954, die vor dem Finale gegen Ungarn Injektionen bekamen. Was in den Spritzen war, die neun der elf Endspielteilnehmer verabreicht wurden, werden wir vermutlich nie erfahren, denn die Beteiligten von damals nahmen ihr Wissen mit ins Grab.

Der Teamarzt Franz Loogen behauptete bis zu seinem Tod im Jahr 2010, es habe sich um Vitamin C gehandelt. Medizinisch betrachtet hätten die Spritzen nichts gebracht, es sei allein um den Placebo-Effekt gegangen. Co-Trainer Albert Sing behauptete, den Spielern sei flüssiger Traubenzucker gespritzt worden. Das alles aber geschah unter höchster Geheimhaltung und, viel schlimmer, unter Inkaufnahme fataler gesundheitlicher Risiken. Denn Loogen hatte erst kurzfristig auf Druck von Bundestrainer Sepp Herberger eingewilligt, die Spieler zu spritzen. In der Kürze der Zeit konnte er aber nicht mehr genügend Kanülen auftreiben. Also sterilisierte der Arzt die gebrauchten Kanülen mit einem alten Abkocher aus dem Krieg und verwendete sie mehrfach.

Es ist wenig verwunderlich, dass das nicht ganz optimal laufen konnte. Einer der Spieler war offenbar mit Gelbsucht infiziert. In den Monaten nach der WM brach eine regelrechte Epidemie aus. Acht der Nationalspieler, darunter auch die Walter-Brüder, mussten zur Kur. Nahezu alle trugen schwere Leberschäden davon.

Eine wissenschaftliche Studie aus dem Jahr 2010 mit dem Titel „Doping in Deutschland von 1950 bis heute aus historisch-soziologischer Sicht im Kontext ethischer Legitimation“ widersprach dem Mythos der Vitamin-C-Spritzen. Vielmehr sprächen die Indizien dafür, dass den Spielern Pervitin injiziert wurde. Dieses Stimulanz wurde während des zweiten Weltkriegs „Panzerschokolade“ genannt und massenweise an Soldaten verfüttert. Es wirkt stark aufputschend und ist heute bekannt unter dem Namen Crystal Meth.

Kistner schreibt in seinem Buch, dass die Branche nicht an einer Aufklärung interessiert sei, obgleich die zentralen Zeitzeugen durchaus gesprächsbereit gewesen seien. „Aber wer will das? Das schadet nur der Verklärung, dem Gründungsmythos und der quasireligiösen Strahlkraft des Geschäftsbetriebs. Es verschont alle Romantiker, die sich den nationalen Blick auf Bern nicht verdüstern lassen wollen. (...) Bern 1954 muss ein Mythos bleiben. Und Mythen vertragen eines nicht: Aufklärung.“ Seitdem hat sich viel getan im Fußball. Das Spiel von damals hat mit dem Spiel von heute nicht mehr viel gemeinsam. Die modernen Profis sprinten unermüdlich kreuz und quer über das Feld. Trainer verlangen Pressing, Gegenpressing und schnelles Umschaltspiel. Anders ausgedrückt: Wer nicht läuft, verliert.

Experten sind sich uneinig

Bei der WM 2014 lief keine Mannschaft mehr als die, die Weltmeister wurde. Durchschnittlich 115,3 Kilometer legten die deutschen Kicker pro Spiel zurück. Thomas Müller war der fleißigste Dauerläufer des Turniers. Das ist beeindruckend angesichts der klimatischen Verhältnisse in Brasilien und auch angesichts der Tatsache, dass die meisten Nationalspieler eine lange Saison mit Bundesliga, DFB-Pokal und Champions League gerade erst hinter sich gebracht hatten.

Die Helden von Bern hätten gegen die Modellathleten von heute keine Chance. Kistner schreibt, es sei eine unglaubwürdige Situation entstanden. „Jeder Parameter – steigende Belastung, wachsende Intensität, anschwellende Spielkalender – weist darauf hin, dass pharmazeutische Hintergrundarbeit geleistet wird.“

Davon geht auch Perikles Simon aus. Der Professor beschäftigt sich an der Universität Mainz als Sportmediziner und Molekularbiologe mit Doping. Er sagt, dass beispielsweise Ausdauerdoping auch im Fußball einen Vorteil bringt. Immerhin absolvierten die Profis durchschnittlich 648 Kilometer pro Jahr, was rund 15 Marathonläufen entspricht. „Doping ist leider nicht unwahrscheinlich“, sagte er jüngst dem Deutschlandfunk. In England hatten Journalisten da gerade einen Arzt mit versteckter Kamera dabei gefilmt, wie er freimütig erzählte, Fußballer aus der englischen Premier League gedopt zu haben. Für den Heidelberger Zellforscher Werner Franke kommt das nicht überraschend. Es stehe außer Frage, dass auch im Fußball „volle Pulle“ gedopt werde.

Es gibt aber auch Stimmen wie die von Professor Wilhelm Schänzer. Unserer Zeitung sagte der Chef des Kölner Dopinglabors, dass Fußball „zurzeit nicht als Hochrisikosportart für Doping eingestuft“ werde. Auf die Frage, ob er Kistners These beipflichten könne, dass der Fußball ein Dopingproblem habe, antwortete Schänzer: „Ich kann hier nur für Deutschland sprechen und sehe anhand der bisherigen Daten, dass es keine Hinweise gibt zu behaupten, dass der Fußball in Deutschland ein massives Dopingproblem hat.“

Kistner hält eher wenig von Schänzers Ansichten. Da dessen Labor einen beträchtlichen Teil der weltweiten Sporttests untersucht und dafür bezahlt wird, sieht er einen Interessenkonflikt. „In der Regel wird (...) eine winzige Botschaft in eine dampfende Eloge auf die Vielzahl von Tests eingemischt.“

Die Schweigemauer hielt

Bei all den unterschiedlichen Gewichtungen bleibt eine Kernaussage: Fußball und Doping widersprechen sich nicht. Ganz im Gegenteil. Es gibt zahllose Geschichten, die das bestätigen. Immer wieder packen ehemalige Profis aus, erzählen Geschichten, so bizarr, dass mancher sie nur allzu gerne ins Reich der Fabeln verweisen will. Etwa die, die Toni Schumacher 1987 in seinem Buch „Anpfiff“ beschrieb. Es ging um Captagon und Ephedrin, bis heute etwa im Syrienkrieg und von den Paris-Terroristen verwendete Aufputschmittel, deren Konsum in der Bundesliga weitverbreitet sei. Er schrieb über „wandelnde Apotheken“ und Hormondoping in der Nationalmannschaft. Was passierte? Nichts. Zwar stand Paul Breitner ihm bei und sagte dem Spiegel im gleichen Jahr, dass es verlogen sei, Doping abzustreiten. „Das Aufputschen ist im Fußball genauso an der Tagesordnung wie in anderen Sportarten.“ Ansonsten aber hielt die Schweigemauer. Konsequenzen hatte das Buch nur für Schumacher: Er flog aus der Nationalmannschaft.

Es gibt auch die pillenbunten Geschichten über Bernard Tapie, einst starker Mann bei Olympique Marseille. Der schwerreiche Franzose hatte dort Anfang der 90er Jahre die dominierende Mannschaft Europas zusammengekauft. Am 26. Mai 1993 gewann Marseille das Champions-League-Finale in München gegen den AC Mailand mit 1:0. 13 Jahre später sagte mit Jean-Jacques Eydelie einer der Champions-League-Sieger von damals in einem Interview, vor dem Spiel hätten er und seine Kollegen Injektionen bekommen. Zitat: „Wir mussten uns alle in einer Schlange aufstellen und bekamen eine Spritze ins Gesäß.“

Was injiziert wurde, ist nicht bekannt. Vielleicht waren es „Vitaminspritzen“, wie sie einst die Helden von Bern erhielten. Dass es eher anderes war, legt folgende Anekdote nahe. Marcel Desailly, damals Kapitän von Olympique, beschrieb in seiner Biografie, Tapie sei damals vor einem wichtigen Spiel in die Kabine gekommen und habe eine Arzneipackung aus der Tasche gezogen und den Spielern gereicht. Als die die lange Liste der Nebenwirkungen lasen und nicht sofort zugriffen, habe Tapie selbst zwei der Tabletten mit einem Glas Wasser geschluckt. Danach schluckten auch die Spieler. Kistner schreibt: „OM siegte 1:0, mit dem eingewechselten Stürmer Völler, der übrigens von solchen Dingen nichts gewusst haben will, und überholte PSG in der Tabelle. Die Dopingkontrolle nach dem Spiel war negativ für alle.“

In Deutschland ist so etwas heute natürlich unvorstellbar. Denn es liegt ein dichtes Kontrollnetz über dem Fußball, glaubt man den handelnden Personen. Und überhaupt: Fußball gehört ja gar nicht zur Risikogruppe A. Dort tummeln sich die Ausdauer- und Kraftsportarten. Fußball ist in der Risikogruppe B angesiedelt. Darunter gibt es nur noch die Risikogruppe C aller nicht-olympischer Sportarten. Diese Einordnung hat Vorteile für die Fußball-Profis. Denn im Gegensatz zu Leichtathleten oder Schwimmern müssen sie die Nada, die Nationale Anti-Doping Agentur Deutschland, nicht ständig auf dem Laufenden darüber halten, wo sie sich gerade befinden.

Laut Nada-Sprecherin Eva Bunthoff werden im Fußball jährlich rund 500 Trainings- und 1500 Wettkampfkontrollen durchgeführt. Das schließt allerdings auch die Frauen, Jugend-Nationalmannschaften und Zweite Bundesliga mit ein. Praktischerweise bezahlt der Deutsche Fußball-Bund diese Kontrollen gleich selbst. In Champions und Europa League kochen Uefa und Fifa ihr komplett eigenes Süppchen und kontrollieren ihrerseits vor sich hin. Gleiches gilt für Welt- und Europameisterschaften. „Dieses Netz, wenn man es so bezeichnen will, hat Lücken, die sind größer als ein Fußballstadion. Da muss man schon vorsätzlich dämlich sein, um erwischt zu werden“, sagte Kistner dazu in einem Interview.

Einige englische Spitzenklubs sollen ihre Stars trotzdem intern getestet haben, um unabhängigen Fahndern zuvorzukommen. Kistner: „Schutz vor externer Entdeckung, Absicherung vor offiziellen Tests. Niemand schöpft Verdacht, wenn ein Athlet kurzfristig ausfällt - ein Wehwehchen findet sich immer.“

Böse Zungen behaupten, dass die Professionalisierung des Fußballs mittlerweile auch den Geschäftszweig Doping erreicht habe. Es scheint, als sei die eher unbekümmerte Phase des Experimentierens vorbei. In den vergangenen Jahren ist es still geworden um das brisante Thema. Dabei wird der Fußball immer athletischer. Setzt sich der Trend fort, werden die Spieler in zehn Jahren 16, 17 Kilometer pro Spiel laufen. Kistner: „Wir sehen Teams wie Barcelona oder Bayern, die ihren Gegnern die Luft abschnüren, weil sie neben klasse Spielern auch eine unglaubliche Power haben. Wir sehen, dass es im Fußball vor Wunderheilungen nur so wimmelt. Wir sehen die Leute nach ihrer Karriere, die mit erheblichen Langzeitfolgen wie Alkohol, Depressionen und so weiter kämpfen. Da ist für mich völlig klar, dass diese Chose gegen die Wand geht. Wenn nicht heute, dann eben morgen.“

Dazu bedürfe es aber Insider, die auspacken. „Ärzte und Physios, die man umdrehen und für die Fahnderseite gewinnen kann. Wenn ich das nicht schaffe, werde ich nie wissen, was in der Szene virulent ist.“

Doping-Verdacht gegen Liverpool-Spieler

Nur manchmal öffnet sich kurz ein kleines Fenster und gewährt Einblick hinter die Kulissen. So wie im Fall von Mamadou Sakho. Der spielt für den FC Liverpool und erzielte vor kurzem im Viertelfinale der Europa League gegen Borussia Dortmund einen Treffer beim 4:3-Sieg der Engländer. Ein bislang nicht näher benannter „Fatburner“ wurde in seinem Körper gefunden. Die Uefa ließ mitteilen, man untersuche ein mögliches Doping-Vergehen, Liverpool meldete: Bis die Ermittlungen abgeschlossen sind, werde man Sakho nicht spielen lassen. Im schlimmsten Fall droht dem Verteidiger eine Sperre von vier Jahren. In einem ähnlichen Fall war aber Kolo Touré vom englischen Verband FA zu einer sechsmonatigen Sperre verurteilt worden, weil er angeblich die Diät-Tabletten seiner Frau eingenommen hatte.

Die Szene jedenfalls reagierte auf den Fall Sakho betont gelassen. Aus Dortmund war sofort zu hören, dass die Mannschaft es sich selbst zuzuschreiben habe, dass sie gegen Liverpool ausgeschieden ist. Eine tiefergreifende Diskussion? Fehlanzeige. Stattdessen wird das Thema unauffällig ausgesessen. Doping bringt ja nix im Fußball. Punkt.

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