Degenkolb im Pech
Radprofi in Hamburg vor Ziel ausgebremst
John Degenkolb hatte Redebedarf. Kurz nach der Zieldurchfahrt der 23. Cyclassics in Hamburg stand der Radprofi aus Oberursel in der Zielpassage in der Mönckebergstraße und diskutierte über die Szene, die den 29-Jährigen am Sonntag womöglich um seinen zweiten Sieg in der Hansestadt nach 2013 gebracht hatte. Knapp zwei Kilometer vor dem Ziel war Deutschlands Straßenmeister Pascal Ackermann zu Boden gegangen und unterbrach dadurch Degenkolbs Vorbereitung auf den Massensprint. „Es hat mich fast aus dem Feld rauskatapultiert und in die Bande rein. Ich konnte grad noch einen Sturz verhindern und habe dadurch viele Positionen verloren“, sagte Degenkolb und ergänzte: „Am Ende war leider nicht mehr drin als der vierte Platz. Natürlich bin ich enttäuscht, weil ich eigentlich gute Beine hatte.“
Den Sieg beim deutschen WorldTour-Rennen in der Hansestadt sicherte sich wie im Vorjahr der Italiener Elia Viviani. Der 29-jährige Quick-Step-Profi setzte sich nach den 216,4 Kilometern um und durch Hamburg im Sprint gegen den Franzosen Arnaud Démare und den Norweger Alexander Kristoff durch. „Letztes Jahr habe ich den Sprint 200 Meter vor dem Ziel eröffnet und gewonnen, dieses Jahr hundert Meter später und es hat wieder gereicht. Ich fahre die Saison meines Lebens und bin sehr stolz, hier erneut gewonnen zu haben“, bilanzierte der fünffache Giro-Etappensieger im Anschluss an seinen 13. Saisonsieg.
Indes verzichtete Degenkolb auf direkte Schuldzuweisungen an den 24-jährigen Ackermann: „Er ist ein junger Rennfahrer und steht jetzt viel unter Druck. Da kann so ein Fehler natürlich einmal passieren.“
Ackermann selber rollte mit blutverschmiertem Arm über den Zielstrich, gab aber im Hinblick auf die am Donnerstag in Koblenz beginnende Deutschland Tour Entwarnung. „Es tut zwar alles weh, aber die Knochen scheinen heil zu sein. Ich gehe davon aus, dass ich starten kann.“
Weltmeister Peter Sagan konnte die Bora-hansgrohe-Bilanz mit Platz zehn auch nicht mehr aufpolieren. Lokalmatador Nikias Arndt vom Team Sunweb sprintete auf Platz acht, André Greipel fuhr abgeschlagen als 23. über den Zielstrich.
Als einziger der deutschen Sprint-Asse in Hamburg nicht am Start stand Marcel Kittel. Der Katusha-Alpecin-Profi hatte einen Start bei der BinckBank-Tour durch die Niederlande und Belgien vorgezogen. Auf der sechsten und vorletzten Etappe stieg der 30 Jahre alte Arnstädter dort jedoch am Samstag vorzeitig vom Rad. (dpa)
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