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Rainer Koch moderiert die DFB-Krise. Als Jurist und Präsident des Bayerischen Fußball-Verbandes ist er dafür prädestiniert. Und danach?
Wer Rainer Koch, dem Vizepräsidenten des Deutschen Fußball-Bundes, auf den Zahn fühlen will, sollte einen dicken Bohrer haben. Andernfalls ergeht es ihm wie am Montagabend Alois Theisen im „ARD-Brennpunkt“. Der Journalist wollte im TV-Interview mit Koch wissen, was denn den DFB-Präsidenten Wolfgang Niersbach bewogen habe, von seinem Amt zurückzutreten und um welche neuen Papiere es sich handle, die den Nachbars-Abgang offenbar beschleunigt hätten. Theisen hätte genauso gut einen Hydranten befragen können. Koch lächelte jenes Lächeln, das er immer lächelt, wenn er eine Frage erwartet, die er nicht beantworten möchte und ein halbes Dutzend Fluchtwege kennt.
Der gebürtige Kieler, der als Sechsjähriger ins oberbayerische Poing kam, moderiert spätestens seit Wochenbeginn die Affäre um die Vergabe der Fußball-WM 2006. Es ist die größte Krise, in der sich der Deutsche Fußball-Bund seit seiner Gründung im Jahr 1900 befindet. Kaum einer aus der DFB-Spitze ist dafür geeigneter als der 56-Jährige. Schließlich hat der Skandal mit der Steuer-Razzia vergangene Woche beim DFB juristisches Terrain erreicht. Hier ist der Richter, der halbtags am Oberlandesgericht München arbeitet, zu Hause.
Niersbach holte Koch als Rechtsexperten des DFB zurück
Beim DFB war er fast zwei Jahrzehnte oberster Sportrichter. Der Mann mit dem markanten Schnauzer, der im Poinger Gemeinderat sitzt, wenig von Sterne-Friseuren und passgenauen Anzügen hält, steht nicht für Deals, sondern für Law and Order. Mit dieser Haltung hat er sich des Bestechungsskandals um den Schiedsrichter Robert Hoyzer angenommen. Als ihm in der Affäre um den Schiedsrichterfunktionär Manfred Amerell Informationen vorenthalten wurden, gab er die Verantwortung für das Schiedsrichterwesen zurück. Die Folge war ein Karriereknick. Der damalige Präsident Theo Zwanziger schob ihn ins Ressort Freizeit- und Breitensport ab, ehe ihn dessen Nachfolger Wolfgang Niersbach wieder als Rechtsexperten zurückholte.
Schließlich war die Schiedsrichterei immer eine Herzenssache des promovierten Juristen. Bis in die dritte Liga hinauf hat er knapp 1000 Amateurspiele geleitet. Seine Funktionärslaufbahn startete der verheiratete Vater einer 24-jährigen Tochter als Beisitzer in einem Kreis-Schiedsrichterausschuss. Seit zwölf Jahren ist er der mächtige Präsident des Bayerischen Fußball-Verbandes, der Streit nicht scheut und sich zuletzt in der Frage der Berichterstattungsrechte im Amateurfußball mit bayerischen Zeitungshäusern angelegt hat.
Koch fordert, Beckenbauer solle Stellung beziehen
Spätestens seit Niersbachs Rücktritt ist der Mann mit dem kühlen Intellekt ein Kandidat für das Spitzenamt im DFB. Doch Koch winkt ab: „Ich bin nicht Präsident und ich werde nicht Präsident.“ Am Montag allerdings hat er schon mal sehr präsidial dem Säulenheiligen Franz Beckenbauer beschieden, es sei „höchste Zeit“, Stellung zu beziehen. In Rechtsfragen kennt Koch keinen Kaiser.
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